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Voyeur

Titel: Voyeur
Autoren: Simon Beckett
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Anna
     tatsächlich gevögelt wird, war also ganz anders, als du es dir in deinem kleinen Hirn vorgestellt hast, stimmt’s? Die Realität
     hat mit der Phantasie nicht übereingestimmt?» Er grinste. «Ich habe recht, oder?»
    Ich konnte den Mund nicht mehr halten. «Du hast es absichtlich getan, oder?»
    «Was habe ich absichtlich getan?»
    «Alles in den Schmutz gezogen! Du hast es absichtlich verdorben!»
    Er schien aufrichtig überrascht zu sein. «Verdorben? Was redest du denn da? Was habe ich verdorben?»
    Ich wusste, dass es ein Fehler war, aber ich konnte mich nicht bremsen. «Du hast es so obszön gemacht wie nur möglich! Mit
     allem, was du getan hast! Diese ganzen   … diese Stellungen, bei denen ich alles sehen konnte!»
    |376| «Ich dachte, das wolltest du?»
    «Aber doch nicht so! Es war widerlich!»
    Er grinste wieder hämisch. «Ich persönlich fand es ziemlich gut. Und deine geliebte Anna schien es auch nicht besonders schrecklich
     zu finden.»
    «Du hast von Anfang an vorgehabt, es mir zu verderben, nicht wahr?»
    Zeppo zuckte gleichgültig mit den Achseln. «Du wolltest zuschauen, wie ich Anna ficke, und das hast du getan. Dass es nicht
     so war, wie du es dir vorgestellt hast, ist nicht mein Fehler.»
    «Du hättest es nicht unbedingt auf diese Weise machen müssen!»
    «Ich habe es nicht auf irgendeine Weise gemacht. So ist Sex nun mal.» Seine Stimme war voller Spott. «Was hast du denn erwartet,
     verdammte Scheiße? So etwas wie auf deinen tollen Bildern?» Er schnaubte. «Hey, so ist es nicht. Im wirklichen Leben gibt
     es keine gestellten Posen. Echte Menschen bewegen sich. Es ist schwitzig und laut und riecht. Du solltest es mal ausprobieren.»
    Ich wandte mich ab. Zeppo lachte. «Hör auf, so ein Gesicht zu ziehen, Donald. Es stimmt. Hier, riech mal!»
    Er stemmte sich hoch und hielt mir seine Finger unter die Nase. Ich wich zurück und stieß seine Hand weg. Erst dann wurde
     mir klar, dass sie nur nach Seife und Aftershave roch. Aber ich erinnerte mich an den Geruch, der am Abend zuvor in der
     Luft gelegen hatte, und dadurch kamen andere, weniger erfreuliche Bilder hoch. Ich schüttelte sie schnell ab und drehte
     mich zu ihm um.
    «Du widerst mich an!»
    |377| Zeppos Grinsen wurde bitter. «
Ich
widere
dich
an? Gott, das ist köstlich! Für wen hältst du dich eigentlich?»
    Das war genau die Situation, die ich hatte vermeiden wollen. «Ich sehe keinen Sinn darin, dieses Gespräch fortzusetzen»,
     sagte ich, aber Zeppo ließ sich nicht stoppen.
    «Ja, kann ich mir vorstellen», höhnte er. «Mr.   Ramsey, der tolle Saubermann! Du verfluchter Heuchler! Wie kannst du dich nach allem, was du getan hast, noch so selbstgerecht
     aufführen? Mein Gott, du machst mich krank.»
    «Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit, das kann ich dir versichern.»
    «Schwachsinn! Du bist gar nicht fähig, irgendwas zu fühlen!» Seine Stimme war voller Verachtung. «Du bist ein beschissener
     Eunuch, Donald! Du hättest dabei bleiben sollen, deine hübschen, hygienischen Bilder zu sammeln. Die sind wesentlich sicherer
     als die Wirklichkeit. Sie machen keine Dinge, die du nicht willst. Außerdem kannst du dir jederzeit einreden, es wäre Kunst,
     nicht wahr?» Er grinste mich höhnisch an. «Du kannst dich verarschen, Donald, aber mich verarschst du nicht. Du bist nichts
     weiter als ein jämmerlicher, geiler Bock, dem einer abgeht, wenn er sich Bilder anguckt, auf denen andere Leute tun,
     was er nicht tun kann. Nur dass du zu feige bist, es zuzugeben.»
    Seine Worte berührten mich nicht mehr. «Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dich um deine Meinung gebeten hätte», sagte
     ich ruhig.
    «Und ich kann mich nicht erinnern, dass mich das juckt.»
    Wir starrten uns an. «Wenn du dann fertig wärst, ich möchte dich nicht aufhalten. Deine Honorare sind dort drüben.»
    Er ging zum Tisch, auf den ich das Bild und einen Scheck |378| über die vereinbarte Summe gelegt hatte. Er überprüfte den Scheck genau, bevor er ihn zusammenfaltete und in sein Portemonnaie
     steckte, und nahm dann die Skizze. «Den Rahmen kriege ich auch, oder? Ich bin ein Glückspilz.»
    «Wie man’s nimmt. Er ist hässlich und ziemlich geschmacklos. Wie die Zeichnung. Ich denke, er passt perfekt zu dir.»
    Er lächelte, jetzt wieder entspannt. «Ach, Donald. Du kannst es nicht lassen, was? Kriege ich wenigstens eine Tragetasche?
     Du hast vergessen, es als Geschenk einzupacken.»
    «Die Vereinbarung betraf nur das Bild und
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