Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Voyeur

Titel: Voyeur
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
anfangen.»
    «Wir haben echt eine Scheißlaune, was? Wenn du sauer bist, weil ich zu spät bin: Es lag daran, dass ich erst Anna nach
     Hause bringen musste. Bin ich jetzt entschuldigt, oder willst du es schriftlich von meiner Mama?»
    «Du meinst, Anna war noch in deiner Wohnung, als du angerufen hast?»
    «Mach den Mund wieder zu, Donald. Sie war unter der Dusche. Sie hat nichts gehört. Ich habe ihr auch nicht gesagt, dass
     ich zu dir fahre, du musst also keine Angst haben.» Er streckte sich. «Du musst gerade meckern. Ich dachte, ich könnte einen
     gemütlichen Morgen im Bett verbringen, aber |373| die blöde Kuh kriegt plötzlich Schuldgefühle und will nach Hause. Es hat gerade noch für einen Quickie unter der Dusche gereicht,
     nachdem ich dich angerufen hatte, aber das war’s dann. Ich glaube, sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie es so genossen
     hat.» Er grinste. «Gestern Abend schien sie das nicht besonders zu stören, oder? Was hast du übrigens von der Vorstellung
     gehalten?»
    Ich antwortete nicht.
    «Komm schon, sprich mit mir. War es in Ordnung oder nicht?» Ich schaute weg und wünschte, er wäre sonst wo, bloß nicht
     bei mir. Er grinste. «Hat es dir etwa nicht gefallen? Dein großer Abend.» Seine Sorge war der reine Hohn.
    «Du bist gekommen, um das Bild abzuholen. Ich schlage vor, du nimmst es und verschwindest.»
    «Was ist denn das für eine Art, Donald? Habe ich dich gestern Abend aus meiner Wohnung gejagt? Sei ein bisschen gastfreundlich.
     Ich will mich nur vergewissern, dass alles okay war, mehr nicht. Ich will, dass jeder zufrieden ist. Wenn du irgendwelche
     Beschwerden hast, dann möchte ich sie hören.»
    «Ich habe keine.»
    Er amüsierte sich. «Das glaube ich dir leider nicht. Komm schon, Donald, erzähl Onkel Zeppo, wo der Schuh drückt. Ich sehe
     es doch. Ich bin schließlich ein sensibles Kerlchen.» Er wartete. Ich sagte nichts. «Wenn du mir nicht sagst, was es ist,
     muss ich wohl raten.»
    Ich hasste seine Spielchen. «Nichts ist. Alles war bestens.»
    «Ach was, Donald. Du lügst doch. Habe ich etwas vergessen, ist es das? Ich habe versucht, dir eine Auswahl anzubieten,
     aber ich muss wohl irgendetwas ausgelassen haben. Wenn |374| du etwas Exotischeres erwartet hast, hättest du es mir sagen sollen. Ich habe nichts dagegen, Wünsche zu erfüllen.»
    «Die Zeichnung liegt auf dem Tisch. Nimm sie und verschwinde.»
    «Donald, Donald, so behandelt man doch niemanden, mit dem man gerade ein schönes Erlebnis geteilt hat, oder?» Er hatte
     eine übertrieben besorgte Miene aufgesetzt. «Du bist doch nicht eifersüchtig, oder? Ist das dein Problem? Zuzuschauen, wie
     ein anderer deine große Liebe vögelt, hat dir nicht gefallen. Ist es das?»
    «Müssen wir diese Farce durchmachen?»
    Er grinste. «Ja, müssen wir. Du hast bekommen, was du wolltest, und da es ziemlich offensichtlich ist, dass es dir nicht
     gefallen hat, halte ich es nur für fair, dass du mir sagst, wieso. Nachdem ich mir so viel Mühe gegeben habe, ist das
     ja wohl das Mindeste.» Ich blieb stumm. Zeppo seufzte. «Okay, wenn du dich querstellst, müssen wir mit dem Ratespiel weitermachen.
     Mal sehen, wenn du nicht eifersüchtig bist, was könnte es dann sein?»
    «Dir macht das Spaß, oder?»
    «Ich versuche nur zu helfen. Wenn du nicht glücklich bist, bin ich auch nicht glücklich. Also, warum bist du nicht glücklich?»
    Ich wollte seine selbstgefällige Gelassenheit erschüttern. «Warum hast du mir nie erzählt, dass du eigentlich Crispin heißt?»
    Sein Grinsen verschwand. «Komm mir jetzt nicht damit, Donald. Das steht dir nicht zu.»
    «Ich scheine einen Nerv getroffen zu haben.»
    «Bilde dir bloß nichts ein.»
    |375| «Dann wird es dich ja nicht stören, wenn ich jedem erzähle, wie du wirklich heißt, oder?»
    «Wenn ich du wäre, würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Es wird dir nicht bekommen.»
    «Tatsächlich? Und warum nicht?»
    Er lächelte mich kalt an. «Weil ich dir dann in den Magen schlagen werde, bis du Blut pisst.» Sein Lächeln wurde weicher.
     «Aber wir kommen vom Thema ab, nicht wahr? Wir überlegten gerade, warum dir die Vorstellung nicht gefallen hat. Komm schon,
     Donald, was war das Problem? War es nicht so, wie du es dir vorgestellt hast?» Ich wandte mich ab. «Aha! Ich glaube, jetzt
     habe ich einen Nerv getroffen, oder?»
    Ich wollte ihm keine Genugtuung verschaffen, indem ich darauf antwortete. Er sah mich provozierend an. «Zu sehen, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher