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Voyeur

Titel: Voyeur
Autoren: Simon Beckett
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Blick von ihren umschlungenen weißen Körpern hinauf
     zu ihren Gesichtern –
und mit einem Mal riss ich mich von der Wand los und taumelte durch das Zimmer, nur fort von dem Lichtstrahl und diesen fürchterlichen,
     bestialischen Geräuschen. Ich lief zur Wohnungstür am Ende des Flures und mühte mich in der Dunkelheit mit dem Schloss ab,
     aber dann war ich draußen, und die Geräusche waren verschwunden, und mich empfing die kühle und stille Nacht.
    Keuchend stand ich auf dem Gehweg vor dem Haus. Als eine Brise aufkam, merkte ich erst, wie verschwitzt meine Sachen waren.
     Ich begann zu zittern und machte mich auf den |369| Weg zu meinem Wagen. Ich fühlte mich klamm und unrein. Meine Sachen klebten an meinem Körper. Jeder Zentimeter meiner Haut
     schien empfindlich auf die kleinste Berührung zu reagieren. Das kühle Polster des Autositzes kam mir wie Balsam vor, und
     ich blieb eine Weile sitzen, ohne den Motor anzustellen.
    Als ich dann davonfuhr und an Zeppos Wohnung vorbeikam, schaute ich nicht hin.

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    |370| Kapitel 24
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, am nächsten Morgen früh aus dem Haus zu gehen. Doch da ich fast bis zur Dämmerung wachgelegen
     hatte, verschlief ich. Als ich merkte, wie spät es war, geriet ich in Panik. Ich duschte schnell, zog mich an und ging
     nach unten. Obwohl ich bereits am Abend geduscht hatte, fühlte sich mein Körper noch immer schmutzig und verschwitzt an.
     Trotzdem wäre ich wohl noch rechtzeitig weggekommen, wenn ich mir keinen Kaffee gemacht hätte. Ich hatte keinen Appetit auf
     Frühstück, aber ohne eine Tasse Kaffee das Haus zu verlassen erschien mir unnatürlich. Ich sagte mir, dass zehn Minuten
     nichts ausmachen würden, und hatte gerade den ersten Schluck getrunken, als das Telefon klingelte.
    Ich ging nicht ran. Ich wusste, wer es sein würde, und verfluchte mich dafür, nicht früher gegangen zu sein. Oder wenigstens
     in weiser Voraussicht den Hörer daneben gelegt zu haben. Ich versuchte, nicht auf das Klingeln zu achten, und hoffte, dass
     es bald aufhörte, doch das Telefon verlangte lautstark und beharrlich nach Aufmerksamkeit. Also nahm ich ab.
    «Morgen, Donald. Ich habe dich doch nicht aus dem Bett geholt, oder?», sagte Zeppo.
    «Nein.»
    |371| «Was ist los mit dir?»
    «Nichts.»
    «Hört sich aber nicht so an.»
    Ich hasste den Klang seiner Stimme. «Was willst du?»
    «Gott, sind wir empfindlich heute Morgen! Ich dachte, du wärst voller Frühlingsgefühle. Da habe ich mich wohl getäuscht.»
    «Ich habe gefragt, was du willst.»
    «Hey, ein bisschen Höflichkeit würde nicht schaden. Aber wenn das zu viel verlangt ist, schaue ich eben mal kurz bei dir
     vorbei. Ein bisschen plaudern. Meinungen austauschen. Rechnungen begleichen.»
    «Ich bin auf dem Sprung.»
    «Ach, du kannst bestimmt noch ein Weilchen bleiben. Möchtest du gar nicht über gestern Abend sprechen?»
    «Das muss warten.»
    «Donald, man könnte ja fast den Eindruck bekommen, dass du mir aus dem Weg gehen willst. Das willst du doch nicht, oder?»
    «Natürlich nicht.»
    «Ach, gut. Dann würde ich sagen, wir sehen uns in ungefähr einer halben Stunde.»
    «Ich habe dir gesagt, ich muss los.»
    «Tja, jetzt nicht mehr», sagte er und legte auf.
    Am liebsten wäre ich trotzdem gegangen. Ich hatte keine Lust, Zeppo zu sehen oder mit ihm zu reden, und es wäre ihm recht
     geschehen, wenn er sich umsonst auf den Weg gemacht hätte. Aber ich wusste, dass ich früher und später mit ihm sprechen
     musste. Also konnte ich es auch gleich hinter mich bringen.
    |372| Wie vorherzusehen war, kam er zu spät. Als ich ihn hereinließ, sah er noch selbstzufriedener aus als sonst – wenn das überhaupt
     möglich war.
    «Sind wir heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden?», fragte er. Ich ignorierte ihn und ging ins Wohnzimmer. «Sprichst
     du nicht mehr mit mir, Donald?»
    Ich drehte mich zu ihm um. «Ich wäre dir dankbar, wenn wir das schnell hinter uns bringen könnten. Du bist sowieso schon
     zu spät.»
    «Ich betrachte mich als verwarnt.» Er ging zum Bartisch. «Ich darf doch, oder? Du kannst auch einen Drink haben, wenn du
     willst.»
    «Nein danke.»
    Trotz der Tatsache, dass ich stehen blieb, setzte er sich mit seinem Glas hin und streckte die Beine aus. «Erzählst du mir
     jetzt, was los ist? Du machst ein Gesicht wie eine Kloschüssel.»
    «Nichts ist los. Ich habe einfach eine Menge zu tun, und je schneller du wieder gehst, desto eher kann ich
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