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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin
Autoren: Carmen Korn
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und Lucky zogen die Portemonnaies aus den Taschen ihrer Jeans und zeigten ihre Personalausweise.
    »Verdächtigen Sie uns?«, fragte Lucky. Er hatte schon wieder ein Lachen im Gesicht, als ob ihm das alles komisch vorkäme.
    »Lass mal«, sagte Theo.
    »Genau«, sagte der Polizist. Der andere schwieg und betrachtete Lucky.
    »Sie haben einen älteren Bruder?«, fragte er schließlich.
    Luckys Gesicht veränderte sich. »Ja«, sagte er. »Ist was mit ihm?«
    »Halten Sie sich besser vom Wald fern«, sagte der Erste.
    »Können Sie uns nicht sagen, was passiert ist?«, fragte Theo.
    »Nein«, sagte der Polizist. Er sah zu einem Geländewagen, der vorfuhr, und sah wenig begeistert aus. »Doch ihr könnt es sicher bald in der Zeitung lesen. Die Herrschaften von der Presse sind schon da.«

    Theos Mutter saß am Küchentisch und schälte Spargel, als Theo ins Haus kam. »Habt ihr was angestellt?«, rief sie in den Flur.
    »Nein«, sagte Theo. Er streifte die Turnschuhe von den Füßen und ging in die Küche. »Warum warst du in meinem Zimmer?«
    »Ich werde doch mal nach dem Rechten sehen dürfen.«
    Theo hätte das gern verneint. »Ist heute was Besonderes?«, fragte er.
    Seine Mutter legte die letzte Stange zu den geschälten Spargeln.
    »Spargel gibt es doch sonst nur an Sonntagen«, sagte Theo.
    »Ich habe ihn günstig gekauft. War aber viel Abfall dabei. Warum wollte die Polizei eure Ausweise sehen?«
    »Im Wald haben sie wohl eine Leiche gefunden. Könnte der Mann mit dem Alzheimer sein, den sie seit gestern suchen.«
    »Gott, wie schrecklich«, sagte seine Mutter. »Der wohnt doch bei Lucky in der Nähe. Warum ist Lucky nicht mit reingekommen?«
    »Hat noch eine Verabredung«, sagte Theo.
    Seine Mutter stand auf und stellte einen Topf mit Wasser auf den Herd. »Henze heißt der«, sagte sie. »Er hat in der Kirche aushilfsweise die Orgel gespielt. Lange, bevor der Neue kam. Was sollt ihr beiden denn damit zu tun haben?«
    »Gar nichts. Das machen die doch routinemäßig.«
    Seine Mutter legte die Stangen in den Topf. »Wart ihr im Wald?«, fragte sie. »Was tut ihr da?«
    »Du hast die lila Bluse gar nicht an«, sagte Theo.
    »Ich hab überlegt, ob ich sie am Sonnabend anziehe.«
    »Was ist denn am Sonnabend?«
    »Lenk nicht ab, Theo.«
    »Wir gehen hin und wieder in den Wald, Ma. Lucky ist schon achtzehn, und ich bin auch kein kleines Kind mehr, das im Tümpel ertrinkt.«
    Seine Mutter drehte sich um. »Ich hab immer Angst um dich gehabt«, sagte sie und klang ganz heiser. »Das hab ich heute noch.«
    »Ach Ma«, sagte Theo. Das Gespräch wurde ihm unangenehm. Ihm wäre lieber gewesen, seine Eltern hätten nicht nur ein Kind gekriegt, dann hätten sich die Strenge seines Vaters und die Ängste seiner Mutter auf mehrere Häupter verteilt. Bei Lucky gab es drei Kinder und schon länger keinen Vater mehr. Keine Ahnung, ob das besser war.
    »Wir essen um Punkt sieben«, sagte Theos Mutter. »Dein Vater will später die Tiersendung sehen.«
    Theo blickte zur Küchenuhr. Das war in einer knappen Stunde.
    Er ging in sein Zimmer hinauf, um ein wenig aus dem Fenster zu gucken.
    Doch als er am Giebelfenster stand, war die Aussicht so langweilig wie stets. Kein Streifenwagen. Kein Geländewagen. Nicht einmal Ellerbek mit seiner Heckenschere.
    Der Trubel würde wohl an der alten Landstraße sein, denn dort führte ein Wirtschaftsweg in den Wald. Da konnten sie viel besser rein mit ihrer Spurensicherung. Und dem Leichenwagen, dachte Theo. Er nahm den Fahrradschlüssel vom Schreibtisch und dachte im letzten Augenblick an das Fernglas, das er sich in der sechsten Klasse gewünscht hatte, um die Vögel zu beobachten. Er hängte es sich um und lief hinunter.
    »Wo willst du hin?«, fragte seine Mutter.
    »Käuzchen gucken«, sagte Theo, »für Bio.«
    »Punkt sieben«, rief ihm seine Mutter hinterher.

Leni
    L ucky war nur kurz nach oben in die Wohnung gegangen, um zu sehen, ob sein großer Bruder das gemeinsame Heim mit seiner Anwesenheit beehrte. Er hätte gern gewusst, warum die Polizei nach Max fragte. Doch er traf nur Mia an, seine dreizehnjährige Schwester.
    Als Lucky zu seinem Auto zurückkam, lehnte Leni an dem alten Ford, und ihr bloßes Anlehnen gab der Karre Glanz. Leni war eine Schönheit, und irgendwie sah sie aus wie das Kind reicher Leute, obwohl sie nur Jeans trug und ein weißes T-Shirt und Sneakers, die allerdings vom Feinsten waren.
    Leni war das Kind reicher Leute. Lucky ließ sich nicht leicht betrüben, doch
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