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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin
Autoren: Carmen Korn
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ärgerte sich, ihn nicht gebeten zu haben, sie zu Theo oder Lucky zu bringen. Sie starb vor Langeweile.
    Zehn Minuten später verließ sie das Haus.
    Der Zettel für Paps lag auf der Kommode.

    Hardy war nach Kayhude gefahren. Kein Licht im Lichtgrün. Er hatte vergessen, dass Gila den Laden am Sonntag schloss. Er fuhr einen großen Bogen über Bargteheide und Ammersbek, um sich dann wieder seinem Wohnort zu nähern. Das Handy hatte geklingelt, bis er es endlich ausgeschaltet hatte.
    Er nahm den vertrauten Weg über die alte Landstraße. Wie einsam und dunkel es hier an einem Abend Ende November war!
    Hardy bremste, als er die Ställe des Ponyhofs sah.
    Hier hatte alles angefangen. Einen kurzen Augenblick lang dachte er, wie gut das wäre, es auch hier zu beenden. Seine Hände krampften sich um das Lenkrad, als er weiterfuhr.

    Pa war im Keller und suchte nach Unterlagen für die Steuererklärung. Theo saß mit Ma am Küchentisch und gab Wort für Wort das Gespräch wieder, das Lucky und er mit dem alten Arzt geführt hatten.
    Ma war sehr blass geworden.
    Sie stand auf und zog zu Theos Verwunderung ihren Mantel an.
    »Komm mit«, sagte sie. »Ich weiß jetzt, wer Rickie Cassen ist.«

    Gesa Ansorge klingelte bei Hardy, doch es öffnete keiner. Sie trat einen Schritt zurück und sah zu den Fenstern im zweiten Stock hoch. Beide waren dunkel. »Hardy ist Rickie Cassen?«, fragte Theo.
    »Hardy ist eine Abkürzung für Richard«, sagte seine Mutter, »und er hat an Brust und Schultern kleine wulstige Narben.«
    »Kann das kein Zufall sein?«, fragte Theo. Das Handy vibrierte in der Tasche seiner Winterjacke.
    »Wohl nicht«, sagte Ma. »Er hat mir erzählt, dass es Tierbisse waren.«
    »Ich bin auf dem Weg zu dir«, hörte Theo Leni sagen, »eben ist mir ganz schwindelig geworden. Kannst du mir entgegengehen?«

    Das Mädchen mit den goldenen Haaren. Da stand sie und schwankte und wollte von ihm aufgefangen werden. Hardy sah die Fellstiefel an ihren Füßen und deutete das als ein Zeichen. Sie war auf dem Weg zu ihm, die Vollkommene. Er hielt neben ihr und fragte, ob er helfen könne, und versuchte, das eigene Zittern zu unterdrücken.
    »Geht schon«, sagte Leni.
    »Ich bin Hardy Diderot. Wir haben uns öfter im Lichtgrün gesehen.«
    »Ich weiß«, sagte Leni. »Ihretwegen hat mich die Wirtin angepöbelt. Hat phantasiert, ich hätte Ihnen schöne Augen gemacht.«
    »Gila ist sehr eifersüchtig«, sagte Hardy.
    »Sie singen doch auch im Chor«, sagte Leni und begann, Vertrauen zu schöpfen. »Dann kennen Sie vielleicht Theo Ansorges Mutter.«
    »Sie ist eine enge Freundin von mir«, sagte Hardy.
    »Ich will zu Theo«, sagte Leni.

    »Geh ihr entgegen«, sagte Ma. »Ich laufe schon mal nach Hause.«
    »Du musst den Kommissar anrufen«, sagte Theo und zerrte die Karte, die Lüttich ihm gegeben hatte, aus seinem Portemonnaie.
    »Das werde ich tun«, sagte Ma.

    Theo hatte das Tre Castagne hinter sich gelassen, als er Leni von Weitem sah. Sie war dabei, in einen anthrazitfarbenen Passat zu steigen. »Nein!«, schrie Theo. »Nein.«
    Er fing an zu laufen. Schließlich blieb er atemlos stehen. Er konnte nicht gegen ein Auto anlaufen. Theo holte das Handy hervor und drückte 110.

    Lenis Vater war von einer alten Angst eingeholt worden, als er das leere Haus vorfand. Er setzte sich gleich wieder in den Jaguar und fuhr die Straßen ab, um Leni zu suchen. Zu dumm, dass er keine Handynummer von diesem Lucky aus der Werkstatt hatte. Vielleicht war Leni bei ihm.
    Die Scheinwerfer des Jaguars erfassten einen wild winkenden Jungen, der am Straßenrand stand. Lenis Vater hielt an.
    »Leni«, schrie der Junge. »Sie ist in das Auto des Mörders gestiegen!«
    »Steig ein.« Lenis Vater versuchte, nicht durchzudrehen.
    »Fahren Sie zur alten Landstraße«, sagte der Junge, »kennen Sie den Ponyhof? Die Polizei hab ich schon benachrichtigt.«
    Theo betete, dass Hardy diesmal keinen anderen Tatort wählen würde.

    Der Kommissar war nicht weit von den Walddörfern entfernt gewesen, als ihn Gesa Ansorges Anruf auf dem Handy erreichte. Er dachte daran, das Blaulicht aus dem Handschuhfach zu holen und auf das Autodach zu setzen, doch die Straßen an diesem ersten Adventssonntag waren still, als ob schon Heiligabend wäre.
    Er kam fast gleichzeitig mit einem Jaguar an und sah Lenis Vater und Theo aus dem Wagen springen und zu dem alten Schuppen stürzen.
    Lass ihn nicht mit Leni in den Wald gelaufen sein. Dann kommen wir zu spät. Theo sprach
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