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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin
Autoren: Carmen Korn
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ist der achtzehnte.«
    »Es ist acht Tage her, dass Tanja beerdigt wurde.«
    »Ist doch auch noch eine Weile hin bis zum siebten Dezember.«
    »Es wäre total pietätlos«, sagte Theo, »vergiss es.«
    Lucky nickte. Er stand auf, um Ellerbeks Fernseher anzuschalten. Doch der Strom war wohl abgestellt worden.
    »Wird Zeit, dass Jan Ellerbek kommt und die Stromrechnung bezahlt«, sagte Lucky. »Was sind denn das für Porzellanfiguren?«
    »Schäferinnen. So hat Ellerbek sie genannt.«
    »Können nicht viel wert sein. Sonst hätte sie der Bestatter mitgenommen.«
    »Glaubst du, dass das Gerücht stimmt?«, fragte Theo.
    »Dass der Bestatter klaut?«
    »Das mit Jan Ellerbek. Dass er in der Gegend ist.«
    »Wenn er das wirklich war, dann gibt es nur einen Grund, gleich wieder abzuhauen, ohne sich um das Haus zu kümmern.«
    »Dann hat er mit den Morden zu tun«, sagte Theo.
    »Genau«, sagte Lucky. »Glaubst du, Ellerbek hat noch irgendwo geistige Getränke stehen? Ein kleiner Schnaps wäre nicht schlecht.«
    Theo stand auf. »Vielleicht in der Küche.« Im Regal stand nur noch das Eingemachte. Pfirsiche. Stachelbeeren. Beides hatte eine bräunliche Farbe angenommen. Im Küchenschrank befanden sich Gläser und Porzellan und alle möglichen Kochutensilien. Nicht mal Zucker und Salz waren mehr vorhanden. Auch Ellerbeks große Teebüchse mit der Teufelsmischung war weg. Der Keramiktopf mit den Kandisstückchen. Theo dachte beinah mit Wehmut an die klebrigen Hustenbonbons. Das einzige Alkoholische, das sie schließlich entdeckten, war ein Röhrchen Rumaroma.
    »Das gibt die volle Dröhnung«, sagte Lucky. »Von Leni hört man auch nichts mehr. Oder hat sie sich bei dir gemeldet?«
    »Ein krasser Übergang«, sagte Theo.
    »Entschuldige. Sie fängt an, mir auf die Nerven zu gehen. Vielleicht hab ich mich an Max abgearbeitet.«
    »Da machst du es dir zu leicht. Schließlich kamen die Drogen von Max.«
    Theo sah Lucky an, dass ihn die Bemerkung verletzte. Lucky kehrte zum Sessel zurück. »Klar«, sagte er, »ich bin schuld.«
    »Sei kein Idiot. Du weißt genau, dass ich das nicht meine.«
    »Du meinst, wir hätten die verdammte Pflicht, Leni zu retten.«
    »Genau das meine ich«, sagte Theo, »und auf sie aufzupassen.«
    Wenn Leni es doch nur zuließe. Beuteschema, dachte Theo. Er hatte ihr vorgeschlagen, die Haare zu färben. Sie hatte ihm einen Vogel gezeigt.
    »Haben wir uns genügend verabschiedet vom Haus? Oder willst du noch mal nach oben, um den Koffer anzugucken? Dann sollten wir das jetzt tun, ehe es ganz dunkel in der Hütte ist.« Luckys Laune hatte sich deutlich verschlechtert.
    »Ist nicht nötig. Wir können gehen«, sagte Theo.
    »Erzählst du nun dem Kommissar alles?«, fragte Lucky.
    Theo nickte. »Ich rufe ihn Montag an.«
    »Dann lass uns doch auch noch ein Andenken mitnehmen«, sagte Lucky. »Geht alles auf das Konto des Bestatters.«
    »An was denkst du? Das Röhrchen Rumaroma?«
    Lucky stand auf und steuerte das Bücherbord an. »Eine von den besser erhaltenen Schwarten.« Er nahm ein Buch in die Hand. »Guck mal. Das sieht doch noch ganz gut aus. Rosamunde Pilcher. Das hat bestimmt Ellerbeks Frau gelesen. Meine Mutter steht auch total drauf. Guckt sie sich immer im Fernsehen an.«
    »Da hast du schon ein Weihnachtsgeschenk«, sagte Theo.
    »Eben«, sagte Lucky. »Nimm dir doch auch ein Buch. Dieses sieht noch einigermaßen aus. Via Mala.«
    Theo blickte sich um. Dass es ihm so schwerfiel, dieses Haus zu verlassen. Er ging zum Bücherbord und nahm eine der Figuren. Eine Flöte spielende Schäferin mit Lamm. Ellerbeks Lieblingsfigur.
    »Dann lass uns gehen«, sagte Lucky, »ich habe Lust auf ein Bier.«

    Theo tat es Ma zuliebe, am Sonntag um neun aufstehen, um zum Gottesdienst zu gehen. Totensonntag. Der Chor sang. Pa hatte sich geweigert, ihm zuzuhören.
    »Morgenglanz der Ewigkeit«, sang der Chor, »Licht vom unerschaffnen Lichte.« Auf einem Tisch neben dem Lesepult standen Teelichter bereit.
    Später sollten sie angezündet werden. Zur Erinnerung an die Toten.
    Ma hatte ihn gebeten, eines für seine Schwester anzuzünden und eines für Tanja. Tanjas Mutter war nicht da. Ließ sich auch schlecht aushalten, dieses Gedenken an ein Kind, das gerade begraben worden war.
    »Schick uns diese Morgenzeit«, sang der Chor, »deine Strahlen zu Gesichte.« Hardy schien nicht dabei zu sein.
    »Und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.«
    Der kleine Graue war herauszuhören. Eine wirklich schöne Stimme.
    Der
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