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Drei Irre Unterm Flachdach

Drei Irre Unterm Flachdach

Titel: Drei Irre Unterm Flachdach
Autoren: Bastienne Voss
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    Zu diesem Buch
     
    »Die Vossen ihr Opa« baute einen Bungalow. Der war außen mit Riffelpaste und Alufolie verkleidet und innen mit golden bemaltem Pappstuck verziert. Ein b e sonderer Luxus waren die Dimmschalter von Tante »Elektra« aus dem Westen. Hier, unter dem undichten Flachdach, lebten die drei Irren, von denen Bastienne Voss in ihrem D e bütroman erzählt: sie selbst, mal »Mausi«, mal »Kröte« genannt, der durchgeknallte Gustav, ein schrulliger Außenseiter, der sich zuweilen inne r halb von Sekunden in ein brüllendes U n geheuer verwandeln konnte, und seine Frau, die Schlager singende Wilma. »Dreizehn Jahre lang polterte Großvater durch mein Leben. Dreizehn Jahre lang fürchtete ich mich vor dem Tyrannen und Wundertäter, den ich abgöttisch liebte. Und fünfundzwa n zig Jahre nach seinem Tod spukt er immer noch in meinem Kopf rum und steuert da oben irgendwas.« Eine Familieng e schichte voller Humor und Liebe, vor allem für den Großvater, aber auch für das Land, in dem Bast i enne Voss aufwuchs.
     
    Bastienne Voss, geboren 1968 in Berlin, absolvierte eine Schauspielausbildung und nahm in Dre s den ein Gesangsstudium auf. Es folgten Engagements in den Fernsehserien »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« und »Verbotene Liebe«, an dive r sen Bühnen und im Kabarett »Distel«. Sie veröffentlichte bisher »Drei Irre unterm Flac h dach«. Bastienne Voss lebt mit ihrer Tochter in Berlin.
     
     
     
     
     
    Bastienne Voss
    Drei Irre u n term Flachdach
     
     
    Eine Familiengeschichte
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Piper München Zürich
    Taschenbuchsonderausgabe
    Oktober 2009
    © 2007 Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
    Umschlaggestaltung: Cornelia Niere, München
    Umschlagfoto: plainpi c ture/Laura Petermann
    Autorenfoto: Sibylle Berg e mann / Ostkreuz
    Satz: Pinkuin Satz und Date n technik, Berlin
    Papier: Munken Print von Arctic Paper Munkedals AB, Schw e den
    Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
    Printed in Germany ISBN 978-3-492-26339-9

 
     
     
     
     
     
    Für Peter.
    Für meine Eltern vom Ba l lett.

 
    Prolog
     
    Zuerst hatte ich einen Großvater, dann eine Großmutter und dann Eltern und alles andere, was so zum Leben gehört. Großvater steht immer im Vordergrund, er schiebt sich vor alle ändern Bilder, wenn ich mich an früher erinnere.
    Die Erklärung für so viel Präsenz ist einfach: Großvater hatte ein Ding zu la u fen. Daß er sich das im KZ eingefangen hatte, wußte ich damals noch nicht, denn niemand hatte es mir gesagt. Ich wußte nicht mal, daß man sich im KZ überhaupt was ei n fangen konnte. Jedenfalls ließ Großvater an dem Ding, das er zu laufen hatte, alle teilhaben. Es ging gar nicht anders, denn er war ja Gott sei Dank – wie hätte ich sonst mit ihm aufwachsen kö n nen – ein freier Mann.
    Trotzdem mußte man sich vor ihm schützen, und so hatte auch Großmutter bald ein Ding zu laufen. Bei mir wuchs das Ding von Jahr zu Jahr, bis es hier und da auch mein sogenanntes Norma l verhalten überschattete. In unserer Familie hatten also mindestens drei Leute eine nicht zu übersehende Macke: Großvater, Großmutter und ich. Genau deshalb hielten wir es gut miteinander aus. Abges e hen davon, daß natürlich auch Irre sich streiten.
    Dreizehn Jahre lang polterte Großvater durch mein Leben und brachte alles durcheinander, bis wir ihn zu Grabe trugen. Dreizehn Jahre lang fürchtete ich mich vor dem schrulligen Alten, vor dem Tyrannen und Wundert ä ter, den ich abgöttisch liebte.
    Und fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod spukt er noch immer in meinem Kopf rum und steuert da oben irgendwas.

 
    Ausflug ins KZ
     
    Einmal im Jahr machte Großvater einen Ausflug ins KZ Sac h senhausen. Am Abend vorher war er in aufgeräumter Stimmung. Er brummte leise vor sich hin und wirtschaftete in der Küche rum. Dann gab es was Besonderes zu essen. Nordseekrabben aus der Büchse oder selbstgemachte Ochsenschwanzsuppe. Heißen Ochsenschwanz aß ich irre gern und knabberte noch an den kleinen Knochen, wenn wir schon vor dem Fernseher saßen. Großv a ter beobachtete mich dabei. Es gefiel ihm, daß ich den Ochse n schwanz so gründlich abnagte: »Das machst du gut, Jenni. Niemals was übriglassen.«
    Ich war glücklich an diesen Abenden, denn ich durfte länger aufbleiben als sonst. Am nächsten lag fiel die Schule für mich aus. Großvater schrieb mir einen Entschuldigung s zettel,
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