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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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einem Dreijährigen den Schnuller abgewöhnt oder wie man es anstellt, auf langen Autofahrten vor lauter Gebrüll keinen Hörsturz zu bekommen. Wollte unter Müttern sein. Unter Gleichgesinnten, mit denselben Wünschen, Ängsten, Hoffnungen, denselben Themen – und vor allem denselben vollgeschmierten Jacken, auf denen immer irgendwelche angetrockneten Krümelspuren auftauchten, obwohl man das gute Stück gerade frisch aus dem Schrank genommen hatte.
    Mein Sohn litt wie ein Hund und verstand die Welt nicht mehr. Er wusste nicht, was er falsch gemacht hatte und warum der einst Verbündete nicht mehr mit ihm spielen wollte – oder besser gesagt: nicht mehr mit ihm spielen durfte. Denn die Mama seines Freundes hatte sich längst die passende Spielplatzbekanntschaft ausgesucht – allerdings für sich selbst. Ihr Sohn und seine Wünsche rückten dabei in den Hintergrund: Sie wollte eine wie sie selbst. Eine, die ihre Kinder lieber mit Tupperdosen voller Apfelschnittchen erfreut statt mit Maoams und Schokocookies. Eine, die Jack-Wolfskin-Fleecejacken trägt und ihren Urlaub im Bayerischen Wald verbringt. Eine, mit der sie über Mütter wie mich ablästern konnte, was sie dann auch mit voller Wucht tat – hinter meinem Rücken.
    Na prima! Wir waren aus dem Rennen. Das tat mir vor allem für meinen Sohn leid, aber auch für seinen Freund. Denn Mamas neue Wahl schien ihm nicht so recht zu gefallen. Doch er hatte keine Chance. Besuchsanfragen von uns wurden kalt abgeschmettert. Nur einmal hat sich seine Mutter noch mal bei mir gemeldet: Als sie preiswert einen gebrauchten Babybjörn von mir abstauben wollte, versuchte sie meinen Sohn auf dem Spielplatz mit Schokoreiswaffeln zu ködern. Aber weder er noch ich fielen auf den Trick herein. Den alten Babybjörn haben wir unserer Putzfrau geschenkt, die wird ihn eines Tages dringender brauchen.

Meine Pampe esse ich nicht!
    F ünf am Tag, die Regel kennt jeder. Bunt und abwechslungsreich, so stellt man sich gesunde Mahlzeiten vor. Rot, grün, gelb – von jedem etwas. Mal Fisch, mal Fleisch. Die Welt ist voller Genüsse. Und die Küchen und Köche rund um den Erdball werden immer kreativer. Nur in unserem Kindergarten nicht. Da riecht der Speiseplan deftig nach Mittelalter: Hirse, Gerste und zermanschtes Gemüse in Form von Eintopf. Lecker geht anders. Vor allem: Das Ganze wird von uns Mamas (oder Papas) gekocht. Und jede Woche kommt das Gleiche auf die Teller der Kinder: montags Kartoffeln mit Quark, dienstags Hirseauflauf, mittwochs Getreidekuchen, donnerstags Eintopf und freitags, weil es so unendlich lecker war, nochmals Hirse. Diesmal als Brei zerkocht. Wer will noch mal, wer hat noch nicht?
    Zwischenmahlzeit? Frühstück? Ist doch was für verwöhnte Kinder. Bei uns kommt nur mittags was auf den Tisch. Und dafür richtig. Richtig langweilig.
    Als »Neue« im Kindergarten machte ich mich gleich bei einem der ersten Elternabende beliebt. »Wie wäre es denn mit Catering? Bio natürlich!«, warf ich lässig in die Runde. Und verteilte gleich noch meine liebevoll gestalteten Handouts von diversen Caterern samt Angebot eines kostenlosen Probeessens.
    Für diese Aktion erntete ich Blicke, als hätte ich gerade den Vorschlag gemacht, die Prügelstrafe wieder einzuführen. Mir war nämlich eins nicht klar: Der Löwenanteil der hier versammelten Mütter empfand es als »Wertschätzung« für die Kinder, leckere Pampe aus Hirse, sechs Eiern und geraspeltem Käse selbst zuzubereiten. Oder Kürbis bis zur Unkenntlichkeit zu verkochen und die lieben Kleinen jeden Donnerstag mit »etwas so Wertvollem« zu erfreuen. Ich fühlte mich wie eine Aussätzige. Doch da meldeten sich plötzlich aus den Ecken des hell erleuchteten Spielzimmers, in dem tagsüber kleine Kerle herumtollen und Kastanienmännchen basteln, Sympathisanten. Sie hießen meinen Vorschlag gut und wünschten sich auch mehr Abwechslung für ihre Racker. Diese Vollzeit arbeitende, seltene Spezies hatte, ähnlich wie ich, weder Lust noch Zeit, zwei Stunden Getreide quellen zu lassen und drei Kilo Karotten zu putzen.
    Und schon war der Zickenkrieg im Gange. Die Männer der Runde schauten betreten zur Seite. »Essen auf Rädern aus der Großraumküche kommt uns nicht in den Kindergarten!«, knurrten die Getreide-Köchinnen.
    Â»Es gibt doch auch nette kleine
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