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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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Bio-Küchen«, bellten wir.
    Â»Zu teuer!«, schimpfte es zurück.
    Â»Ach, die paar Euro sind euch eure Kinder nicht wert? Wie war das mit der Wertschätzung?«, versuchte ich es noch einmal.
    Â»Du unterwanderst unsere Ideen und wiegelst andere auf! Hast du denn unser Konzept nicht verstanden?«, schnauzten die alteingesessenen Kindergarten-Mamas wütend zurück.
    Anscheinend nicht. Ich war davon ausgegangen, dass man als Mutter mit dem Thema Essen zu Hause in der Familie schon genug um die Ohren hat: Jeden Abend ein Gericht zaubern, das allen schmeckt (Sonderwünsche inklusive) und am Wochenende das Ganze gleich zweimal pro Tag. Dazu den Kühlschrank füllen, Pausenbrote schmieren, Einladungen für Arbeitskollegen schmeißen, Schwiegermütter an Festtagen bekochen. Da hätte ich mir durch den Kindergarten eigentlich Entlastung gewünscht. Das gehört doch zum Konzept einer jeden Einrichtung, war ich der Meinung. Wir Frauen und Mütter kämpfen seit 50 Jahren für Emanzipation, mehr Freiräume, drängen in die Chefetagen – und jetzt wollen wir uns ausgerechnet im Kindergarten wieder vor den Herd spannen lassen?
    Ich liebe meine Kinder und möchte, dass sie Freude am Essen entwickeln. Dafür koche ich auch gerne, wenn ich Lust und vor allem Zeit dazu habe. Am liebsten natürlich mit den Kindern gemeinsam. Aber spätabends um halb zehn, wenn die Kleinen träumen und der Mann es sich mit einem Buch im Bett gemütlich macht, Getreidebrei in überdimensionalen Kochtöpfen anzurühren, hat für mich weder etwas mit Freude am Kochen noch mit Genuss am Essen zu tun. Und mit Wertschätzung schon gleich gar nicht. Das ist pure Versklavung meiner freien Zeit und ein Angriff auf meine Geschmacksnerven und die meiner Kinder.
    Aber kommen wir zurück in die Zickenzone: Ich dachte immer, bei so einer fröhlichen Elternrunde gehe es um Gedanken- und Ideenaustausch und darum, wie man den Kindergartenalltag für die Eltern einfacher und für die Kinder spannender gestalten könne. Aber an diesem Tag erinnerte die Zusammenkunft auf den Mini-Stühlchen – meiner bohrte sich mir bereits langsam in den Rücken – an einen Prozess wegen großangelegter Steuerhinterziehung. Und ich war die Angeklagte. Da wurde gestichelt, wurden Seitenhiebe verteilt, und ganz unterschwellig kam ein Kleinkrieg zwischen Müttern zum Vorschein, die sich für »gute« Mamas halten, da sie Zeit für den Kindergarten mit sämtlichen Kindern opfern (und haben!); die sich ums Kochen, Putzen, Vorhänge-Nähen, um Bastelabende im Kindergarten und gemeinsame Grillabende am Wochenende geradezu reißen. Während die anderen neben Kindern und Familie auch noch ihre Arbeit gerne mögen und sich als Rabenmütter fühlen, sobald sie Näharbeiten der Schneiderin geben und die Putzfrau für den Frühjahrsgroßputz im Kindergarten in Anspruch nehmen möchten. Mütter aller Fraktionen: Bitte, vereinigt euch! Wir leben in einer freien Gesellschaft und jeder sollte es so (gut) machen, wie er es kann. Und den Kindern ist es doch wurscht, ob der Kuchen aus dem eigenen Ofen oder dem des Bäckers von nebenan kommt!
    Im Gegenteil. Die freuen sich immer dann, wenn eine »neue Mutter« das Rezept für Couscous-Kuchen mal wieder nicht verstanden hat und ihnen stattdessen Spaghetti Bolognese mitbringt. Inzwischen kennt mein Sohn auch die Wochentage ganz genau. Und hasst seitdem den Donnerstag. Da gibt es immer Eintopf. »Igitt. Den mag ich nicht!« Und was kriegt er stattdessen zwischen die hungrigen Kiemen? Nichts! Niente. Nada. Auch für diesen Fall herrschen Regeln wie in längst vergangenen Zeiten: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Nur eine trockene Reiswaffel wird erlaubt. Die Erzieherinnen sind selbst Mütter. Was denken die sich denn eigentlich? Von 8:30 bis 15:00 Uhr ohne einen Bissen – nur ein paar Krümel? Wo ist da das Mutterherz, die Solidarität mit den Kleinen? Jede Mama hätte für einen Suppenkasper eine Scheibe Brot mit Butter bestrichen. Aber noch herrscht in unserem Kindergarten ein strenges Regiment. Ob wir das bei den nächsten Elternabenden wohl ein wenig unterwandern können? Zugunsten unserer Kinder, freier entspannter Abende und unserer Nerven.

Elterninitiativen
    W as sich hinter diesem so engagierten Wort verbirgt, wird vielen vermutlich erst klar, wenn sie darin feststecken.
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