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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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Ciao, Supermami!
    M oderne Mütter haben ein breites Entfaltungsspektrum. Wir können in der Stadt leben oder auf dem Land, uns Bio oder konventionell ernähren, auf unser Äußeres achten oder es sein lassen, können Laisser-faire erziehen oder Hardcore ... Anything goes, alles ist möglich – scheint es – und sehr individuell. Das sorgt für Zündstoff. Je unterschiedlicher die Interessen, Meinungen und Eigenheiten, desto stärker scheiden sich die Geister. Und: Der Alltag mit Kids ist alles andere als leicht. Tausend Krankheiten, Trotzereien, Orga-Wahnsinn, Riesenanspruch und neue Rollenverteilungen. Da liegen die Nerven oftmals blank, ist Zeit Luxus. Das lässt das Pulverfass »Menschliches, allzu Zwischenmenschliches« manchmal richtig schön explodieren. Vor allem im außerfamiliären Nahkampf. Beim täglichen »Müttereinander«.
    Ein gefundenes Fressen, darüber ein Buch zu schreiben. Denn bunt und vielfältig wie Jelly Beans sind die Zickereien. Und weil sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt, beginnt das Rumzicken bei gut gemeinten Tipps und harmlosem Besserwissen. Es geht über Anblaffen bis hin zu dümmlichen Ego- und fiesen Machtspielchen. Unterschiedliche Lebensstile und Meinungen gepaart mit Vorurteilen und Schubladen-Denke führen zu feindlicher Lager- und Grüppchenbildung: Hello-Kitty- gegen Wilde-Kerle-Moms, Land- gegen Stadt-Mütter, Leine-lassende gegen Es-ganz-besonders-gut-meinende-Glucken, stylische gegen Öko-Tanten, spontane gegen generalstabsmäßig-planende, ehrgeizige Mütter ...
    Wenn wir uns nicht über Mann und Kinder aufregen können, den ollen Straßenverkehr oder den nervigen Chef, wie wohltuend ist es da, über anders gesinnte Mamis abzulästern? Ja, richtig befreiend! Statt Perspektiven zu wechseln, sich in die Haut der anderen zu versetzen, macht es doppelt Spaß, Stress durch Abwerten und Zischeln abzubauen. Das ist der einfachste Weg. Sorgt allerdings nur kurzfristig für Entspannung. À la longue macht das den Tag am Kinderspielplatz oder beim Einkaufen im Viertel öde. Der Kreis an Bekanntschaften dezimiert sich, gelegentliches Weggucken ist an der Tagesordnung. Denn: Wer kann nach einer ausgiebigen Lästerorgie der oder dem anderen noch ins Gesicht schauen?
    Tatsächlich, so fand eine Studie des Rheingold-Instituts heraus, sind es insbesondere Mütter, die anderen Müttern das Leben zur Hölle machen. »Der eigene Lebens- und Erziehungsstil wird mit einer Unnachgiebigkeit gepriesen und verteidigt, wie man sie sonst nur bei totalitären Regimen vermutet«, kommentiert Ildikó von Kürthy in der Erstausgabe des Müttermagazins MOM . Hier werden regelrecht Feindbilder aufgebaut, heißt es in ihrem Artikel weiter: »Jede Mutter möchte ja – manchmal mit geradezu brutaler Hingabe – dem eigenen Kind nur das Bestmögliche angedeihen lassen. Und jede Mutter, die es anders macht als man selbst, glaubt doch im Grunde, dass du es falsch machst und froh sein kannst, wenn aus deinem Kind kein Kettensägenmörder wird, weil du per Kaiserschnitt entbunden, Gläschenkost gefüttert und dich nicht rechtzeitig zum PEKiP-Kurs angemeldet hast«, begründet Kürthy.
    Aber mal ehrlich: Warum sind wir so? Warum zicken wir, machen andere klein und ziehen sie runter? Wir sitzen doch alle im gleichen Boot! Wir alle haben hehre Ansprüche und sind mit dem Alltag als Mutter oftmals überfordert und davon genervt. Doch statt sich den Frust über den eigenen Perfektionsspagat, über durchwachte Nächte, Trotz-Lümmel und verwüstete Wände einzugestehen und offen darüber zu reden, lästern wir über andere, die das Ganze vermeintlich besser hinkriegen. Das ist einfacher, als nachzufragen oder sich Unzulänglichkeiten einzugestehen. Und wehe, eine ist anderer Meinung. Oder – noch schlimmer – übt Kritik. Dann geht’s zu wie in einer dieser perfiden Vormittags-Talk-Shows. Da wird beschimpft, gezickt, gestichelt, gelogen und gelästert. Da wird die große Arie angestimmt. Schließlich gilt es jetzt recht zu behalten und – Rache ist süß – an geeigneter Stelle nachzusetzen.
    Und das in einem Land, das sich Integration und religiöse Freiheit für alle auf die Fahne geschrieben hat. Hier benehmen sich ausgerechnet diejenigen, die die nachfolgende Generation auf die Welt pressen, wie in
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