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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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meinem Sofa saß, mit verklärtem Blick und verknautschtem Baby, konnte ich es mir nicht verkneifen: »Hast du schon einen Krippenplatz?«, mischte ich mich in ihr neues Leben ein. Ein entsetzter Blick, denn jetzt war die Stunde der Abrechnung gekommen zwischen zwei Frauen, die jetzt im selben Boot mit Namen »Mama« saßen. Ja, ich gebe es zu, ich wollte ein klein wenig Genugtuung für das jahrelange Gemäkel an meinem Lebensentwurf. Für die Kritik, dass ich mich mehr um die Kinder als um meine Freizeitgestaltung kümmere. Für das ständige Einmischen in Situationen, die man erst durchblickt, wenn man Kinder hat. Es war eine armselige Situation zwischen zwei Frauen, die mal viel Spaß und tolle Gespräche zusammen hatten. Meine Freundin sagte: »Weißt du, ich will mich jetzt erst mal um meine Kleine kümmern. Ich habe mich dazu entschieden, drei Jahre mit dem Job auszusetzen. Erst wenn man Kinder hat, versteht man all die anderen Mütter und lebt plötzlich in einem ganz anderen Kosmos.«
    Das ist ihr Leben. Mich hat das nichts anzugehen. Ich hoffe, das ist der Anfang einer neuen Freundschaft zwischen uns, zwischen uns Mamas.

Die gute Landluft
    S eit ein paar Jahren sind auch wir Stadtflüchtlinge. Jeden Freitag bei schönem Wetter zieht es uns von München ins bayerische Voralpenland. Ah, die gute Luft und die freundlichen Menschen! Ersteres stimmt. Beim zweiten können auf alle Fälle nicht die Mamas gemeint sein. Denn da haben wir ganz andere Kaliber erlebt.
    Auf Münchner Spielplätzen herrscht ein ungeschriebenes Gesetz: Wer kein Spielzeug dabeihat, leiht sich zum Buddeln etwas von den zahlreichen Schaufeln und Eimern, die so herumliegen, und bringt sie anschließend zurück. Doch auf dem Land ticken die Uhren anders. Solidarität mit Mamas, die das Wichtigste vergessen haben – das Sandspielzeug? Keine Chance! »Meins« heißt hier auch »meins«. Und wenn das einer nicht sofort kapiert, gibt’s was auf die Mütze. Diese Erfahrung mussten auch meine zwei Söhne machen. Blauäugig schnappten sie sich einen kleinen Bagger samt Eimer, der besitzerlos im Sand herumlag. Keine Minute verging, und der Baggerführer, 3 Jahre alt und in voller Bob-der-Baumeister-Montur, griff zur Plastikharke und briet meinen kleinen Männern eins über ihre Käppis. Und die dazugehörige Mama, Mitte 30 und von Kopf bis Fuß in praktischem Allwetter-Outfit, bellte meinen Kindern zu: »Ja, klaut’s ihr daheim auch Sachen, die euch nicht gehören?«
    Als ich der Mutter freundlich meine Situation erklärte, dass ich sämtliches Spielzeug vergessen hatte und meine Kinder sich nur kurz etwas ausleihen wollten und das selbstverständlich umgehend wieder zurückbringen werden, schaute sie mich fassungslos an und sagte: »Na, da könnt’ ja jeder kommen. Da müsst’s ihr halt das nächste Mal dran denken, wenn ihr auf’n Spielplatz geht!«
    Da hatten wir unsere Lektion, wir Städter.
    Es blieb nicht bei diesem Einzelfall, und mir wurde klar: Auch wenn das Gras hier draußen grüner ist als in der Stadt, die Luft reiner, der Himmel blauer, die Blumen bunter – das Leben als Mutter wird dadurch nicht leichter. Denn hier wird sich vor allem um die eigene Brut gekümmert. Nach uns die Sintflut. Ein Wir-Gefühl, eine Gemeinschaft, wie ich mir das auf dem Land immer vorgestellt hatte, war nicht anzutreffen. Auch spontane Einladungen zum Spielen, offene Gartentüren oder gemeinsame Wasserschlachten im aufgeblasenen Gummipool, wie ich sie aus meinen Kindertagen (aus der Reihenhaussiedlung in einer deutschen Kleinstadt) kenne, blieben bislang aus. An Platz mangelt es nicht, denn die Gärten in unserer Umgebung sind riesig und könnten auch zwei Kinder mehr vertragen. Aber die dazugehörigen Eltern scheinbar nicht. Hier springt jedenfalls keiner keck über Nachbars Gartenzaun und ruft freudig: »Hallo, hier bin ich. Was steht an?« Meine zwei kleinen Männer hatten jüngst diese verrückte Idee und dachten, sie könnten auf Nachbars Riesentrampolin mithüpfen. Schließlich gab’s da Platz für acht, und zwei waren erst auf dem federnden Rondell. Die Nachbarskinder fanden es lustig, als plötzlich zwei Spielkameraden übers versperrende Holz kletterten. Doch die Mutter und Herrscherin über Trampolin und Garten war von der spontanen Idee weniger begeistert. Sie
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