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Der kleine Wappler und Österreichisch-Deutsches Wörterbuch

Der kleine Wappler und Österreichisch-Deutsches Wörterbuch

Titel: Der kleine Wappler und Österreichisch-Deutsches Wörterbuch
Autoren: Astrid Wintersberger
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Vorwort
    Es ist wohl kein Zufall, dass im Österreichischen das Wort Schmäh als Synonym für den losen Scherz gebraucht wird, und so steckt denn auch in unseren Schmähungen oftmals ein gesunder Anteil an Witz, an schrägen Einfällen. Dann wird die Niedertracht zum Sonntagsstaat, geadelt durch eine gehörige Portion an ebenso grimmiger wie grenzgenialer Fantasie. Bei der Wahl der Objekte sind wir freilich keine Trendsetter, und so folgt auch das österreichische Schimpfverhalten dem bekannten Geschlechterklischee und sieht in der überwiegenden Zahl abfällige Bezeichnungen für männliche Dummheit und solche für weibliche Hässlichkeit bzw. generelle Widerwärtigkeit vor, zumal Männer typischerweise intelligent sind, während Frauen nett und adrett zu sein haben.
    Die vorliegende Auswahl an Wörtern will das Derbe und Geschmacklose nicht aussparen, ist aber bemüht, es mit maßvoll Boshaftem in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Die treibende Kraft beim Abfassen eines Wörterbuchs liegt im Erklären der Begriffe; über deren politisch korrekten Gebrauch muss nicht geurteilt werden.
    Die öffentliche Schimpfkultur des Landes kann mit einigen herzerfrischenden Kostproben, vorwiegend aus den Bereichen Kunst und Politik, belegt werden. Ihre Blütezeit hatte sie in den späten 1970ern und -80ern; da flogen hin und wieder ganz ordentlich die Fetzen, wenn sich Politiker als Kunstsachverständige gerierten und Künstler die politische Landschaft aufmischten. Ein Staatsmann, der die österreichische Schimpf-Art passiv (und eingeschränkt auch aktiv) beflügelt hat, war Bruno Kreisky; Thomas Bernhards Tiraden gegen ihn sind ebenso legendär wie der – Josef Taus gegenüber geäußerte – Gouvernanten-Sager. Und so drängt sich die Frage auf, ob es längerfristig nicht bemerkenswerter ist, sich ein paar größere Geister zum Feind als viele kleinere zu Facebook-Freunden gemacht zu haben.
    Dass das beherzte Schimpfen gelegentlich ein juristisches Nachspiel hat, sollen ein paar einschlägige Gerichtsurteile belegen; neben der österreichischen Straf- und Zivilgerichtsbarkeit kann ein gelassen ausgesprochenes, grobes Wort sogar den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beschäftigen. Gut so! Schimpfen ist ja auch, in gewissem Sinne, ein Grundrecht des gemeinen Österreichers.

a
    Aff, gselchter: Schwachkopf, ärgerliches Subjekt
    Alter, vulgo Oida: Wolfgang Teuschls Wiener Dialektlexikon definierte 1990 A. noch traditionell als »alter Mann; Gatte; Vater; Geliebter; Freund; Lebensgefährte« und in der Anrede als »Kamerad, Freund«. Je nach Milieu wies der Begriff einen mehr oder weniger abwertenden Charakter auf. Mittlerweile hat er seine Funktion als Anrede aber weitgehend verloren und ist – besonders in der Jugendsprache – zum universellen Füllwort geworden. Die rasch wieder aus der Mode gekommene Jugendbewegung der Kracher (Krocha) hinterließ der Nachwelt vor allem den Ausruf »bam Oida, fix Oida!« als Ausdruck zustimmenden Erstaunens.
    angfressen sein: mächtig verstimmt sein
    Armutschkerl: Bemitleidenswerter. Wird meist herablassend unter Bezugnahme auf die geistige Armut des Bezeichneten verwendet.
    Arsch, vulgo Oasch: Aufgrund seiner internationalen Verbreitung bedarf der Arsch an sich keiner näheren Erläuterung. Im Österreichischen findet dieser Begriff freilich bemerkenswerte Variationen. Beliebt sind Komposita à la Oasch-Hacken (für minderwertige Berufe oder Tätigkeiten), Oasch-Karten (für das Bummerl, den schlechteren Part), Oasch-Partie (für einen verachtenswerten Personenkreis oder Vorgang). Gern wird oasch auch als Eigenschaftswort verwendet, im Sinne von widrig oder gemein, bei besonderer Entrüstung in der Steigerungsform vui oasch!. Was im Oasch ist, ist nicht zu retten, am Oasch geht dem Österreicher, was dem Deutschen auf den Wecker geht. Lei oasch! ist ein Ausruf des Missfallens mit kärntnerischem Einschlag. Wann i so an Oasch hätt wie du a Gsicht, tät i hintern Schleier scheißen! ist eine geradezu pittoreske Variante wesentlich simplerer Beschimpfungen mit analoger Aussage wie »Arschgesicht« oder »A. mit Ohren«. Erwähnenswert erscheint noch der austrospezifische Umgang mit dem Götzzitat, wobei die Kernaussage meist auf das reduziert wird, was sich in den Klassikerausgaben hinter den drei Punkten verbirgt: ein knappes Oaschlecken! Als weiterführende Literatur sei der Text Lärm vor dem Hause von Anton Kuh empfohlen, in dem ein beiläufig dahingesagtes ... vom
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