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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt
Autoren: Charlaine Harris
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stirbt«, erwiderte ich. »Er war zu schwach.«
    »Er hätte sie sterben lassen sollen«, rief Alexej. Dann flitzte er unter dem Schwert hindurch und versetzte dem unbekannten Elfen einen Fausthieb in die Magengrube. Obwohl Alexej kein Messer hatte, schien er die anderen necken zu wollen. Der Elf schwang das Schwert so blitzschnell, dass ich den Bewegungen mit den Augen nicht folgen konnte. Es ritzte Alexejs Haut ein und fügte den blutigen Rinnsalen, die ihm bereits die Brust hinabliefen, noch ein weiteres hinzu.
    »Würdest du damit bitte aufhören?«, bat ich und taumelte leicht, denn meine Kräfte ließen rapide nach. Eric legte mir einen Arm um die Schultern.
    »Nein«, sagte Alexej in seiner hohen Jungenstimme. »Erics Liebe für dich strömt durch unsere Blutsbande, Sookie, wie kann ich da aufhören. So gut habe ich mich seit Jahrzehnten nicht gefühlt.« Er fühlte sich wunderbar, das spürte auch ich über unsere Verbindung. Die Droge hatte die Blutsbande zeitweise zwar betäubt, doch jetzt nahm ich wieder Nuancen wahr. Es war allerdings ein Bündel so widersprüchlicher Gefühle, dass ich meinte, in einem Wind zu stehen, der beständig die Richtung wechselte.
    Eric versuchte, uns dorthin zu lenken, wo sein Schöpfer lag. »Ocella«, sagte er, »lebst du noch?«
    Ocellas Gesicht war blutüberströmt, doch er öffnete eins seiner dunklen Augen. »Zum ersten Mal seit Jahrhunderten wünschte ich, ich täte es nicht.«
    Das wünschte ich auch, dachte ich und spürte, dass er mir einen Blick zuwarf.
    »Sie würde mich ohne Hemmungen töten«, sagte der Römer und klang fast amüsiert. In demselben Ton fuhr er fort: »Alexej hat mein Rückgrat verletzt, und solange es nicht geheilt ist, kann ich mich nicht bewegen.«
    »Alexej, bring die Elfen bitte nicht um«, bat ich. »Das da ist mein Cousin Claude, und ich habe nicht mehr viele Angehörige.«
    »Wer ist der andere?«, fragte der Junge und machte einen unglaublichen Satz, um Claude an den Haaren zu ziehen und über den anderen Elfen hinwegzuspringen, der diesmal nicht schnell genug war mit seinem Schwert.
    »Keine Ahnung.« Ich wollte schon hinzufügen, dass er kein Freund von mir sei, sondern vermutlich ein Feind, der im Wald gemeinsame Sache mit einem Werwolf gemacht hatte. Aber ich wollte nicht noch jemanden sterben sehen... außer vielleicht Appius Livius.
    »Ich bin Colman«, brüllte der Elf, »ein Himmelself, und mein Kind ist tot, Ihretwegen!«
    Oh.
    Es war der Vater von Claudines Baby.
    Als Eric mich losließ, hatte ich Mühe, stehen zu bleiben. Alexej vollführte einen weiteren seiner rasanten Angriffe unter dem Schwert hindurch und schlug Colman aus vollem Lauf heraus so hart gegen das Bein, dass der Elf fast zu Boden ging. Doch Claude gelang es, genau zum richtigen Zeitpunkt mit einem seiner Messer hinter sich zu stechen, und traf Alexej direkt unter der Schulter. Die Wunde hätte den Jungen getötet, wenn er ein Mensch gewesen wäre. Doch so rutschte Alexej nur im Kies aus, rappelte sich wieder auf und machte weiter. Vampir oder nicht, der Junge schien allmählich zu ermüden. Ich wagte nicht, den Blick abzuwenden, um zu sehen, was Eric tat und wo er war.
    Dann kam mir eine Idee. Angestachelt davon lief ich ins Haus, auch wenn ich nicht richtig geradeaus laufen konnte und auf den Verandastufen stehen bleiben und erst mal Atem schöpfen musste.
    In einer meiner Nachttischschubladen lag die Silberkette, mit der vor langer Zeit ein Ausbluterpärchen Bill gefesselt hatte, um ihm Blut abzuzapfen. Ich verbarg die Kette in der Hand und taumelte mit der Faust hinter dem Rücken wieder aus dem Haus und nahe an die drei Kämpfenden heran - vor allem an den tanzenden, wirbelnden Alexej. In der kurzen Zeit, die ich weg gewesen war, schien er ein wenig langsamer geworden zu sein - Colman war indes auf die Knie gegangen.
    Ich verabscheute meinen Plan, aber das alles musste endlich aufhören.
    Als der Junge das nächste Mal bei mir vorbeikam, hielt ich die Kette locker in beiden Händen und war bereit. Ich riss die Arme hoch und wieder herunter, und schon hatte ich Alexej die Kette mit einem Ruck um den Hals geschlungen. Mit aller Kraft, die ich noch aufbringen konnte, kreuzte ich die Arme und zog. Alexej ging schreiend zu Boden, und kaum einen Moment später war Eric da, in Händen einen Ast, den er von einem Baum abgebrochen hatte. Er hob beide Arme und ließ sie niedersausen. Und in der nächsten Sekunde hatte der Zarewitsch von Russland seinen endgültigen
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