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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt
Autoren: Charlaine Harris
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schwappte noch immer durch meine Blutbahnen, auch wenn die Wirkung langsam nachließ - ich sah nur noch manchmal auch dort Farben, wo keine hingehörten. Aber ich hatte meine Gedanken und meine Worte nicht ganz unter Kontrolle. Ich wollte Eric einfach dazu bringen, sich wie Eric zu verhalten. Ich wollte, dass er aufhörte zu bluten. Und ich wollte, dass Jason Erics Rippen wieder an ihren Platz schob, denn ich konnte kaum hinsehen, wie die Knochen durch das blutige Hemd stachen.
    »Ocella hat mich darum gebeten.« Eric sah mich mit finsterem Blick an.
    »So, er hat dich gebeten? Klingt nicht wie ein direkter Befehl für mich. Eher wie eine Bitte. Aber korrigiere mich, wenn ich mich irre«, erwiderte ich so schnippisch, wie ich konnte.
    »Ja«, sagte Eric mit zusammengebissenen Zähnen. Ich konnte spüren, wie seine Wut wuchs. »Es war kein direkter Befehl.«
    »Jason!«, rief ich. Mein Bruder kam mit düsterer Miene zu uns. »Schieb bitte Erics Rippen wieder an ihren Platz«, bat ich ihn und dachte: Wieder so ein Satz, von dem ich im Traum nicht gedacht hätte, dass er mir je über die Lippen kommen würde. Wortlos und mit einem harten Zug um den Mund legte Jason seine Hände auf beide Seiten der klaffenden Wunde. Dann sah er Eric an, sagte: »Fertig?«, und übte, ohne auf Antwort zu warten, einen starken Druck aus.
    Eric gab ein schreckliches Geräusch von sich, aber ich sah, dass er sofort aufhörte zu bluten und die Heilung einsetzte. Jason starrte einen Augenblick lang seine blutverschmierten Hände an und machte sich dann auf die Suche nach einem Badezimmer.
    »Also. Und jetzt?«, sagte ich und reichte Eric eine offene Flasche TrueBlood, die auf dem Wohnzimmertisch gestanden hatte. Er verzog das Gesicht, trank sie aber aus. »Was willst du tun?«
    »Über das alles hier reden wir später.« Eric warf mir einen Blick zu.
    »Kein Problem!« Ich erwiderte den Blick genauso finster und ließ meine Gedanken einen Augenblick lang in eher abwegige Gefilde wandern: »Und während du die Dinge auflistest, die du tun solltest, wo bleibt eigentlich die Putztruppe?«
    »Bobby...«, begann er und hielt sofort inne.
    Bobby Burnham hätte für Eric die Putztruppe bestellt.
    »Okay, wie wär's, wenn ich mich darum kümmere«, schlug ich vor, obwohl ich keine Ahnung hatte, woher ich ein Telefonbuch kriegen sollte.
    »Er hat eine Liste mit wichtigen Nummern in der rechten Schublade meines Schreibtischs im Büro aufbewahrt«, sagte Eric sehr, sehr leise.
    Auf der Liste fand ich eine Vampir-Reinigungsfirma namens Fangster Clean-up, die auf halbem Weg zwischen Shreveport und Baton Rouge angesiedelt war. Und da sie von Vampiren geführt wurde, würde sie auch geöffnet sein. Ein Mann nahm den Anruf entgegen, und ich schilderte ihm das Problem. »Wir können in drei Stunden bei Ihnen sein, wenn der Hausbesitzer uns einen sicheren Ruheplatz für den Tag anbieten kann, falls es länger dauert«, sagte er.
    »Kein Problem.« Es war schwer zu sagen, wo die anderen beiden Bewohner des Hauses waren und ob sie lebend vor Tagesanbruch zurückkommen würden. Wenn ja, dann könnten sie alle in Erics breitem Bett oder in dem anderen fensterlosen Schlafzimmer ruhen, falls die Särge belegt waren. Außerdem standen auch in der Waschküche noch ein paar Kunststoffsärge, soweit ich wusste.
    Die Teppiche und Möbel würden also schon mal gereinigt. Jetzt mussten wir nur noch sicherstellen, dass heute Nacht keiner mehr starb. Als ich aufgelegt hatte, fühlte ich mich supereffizient, aber irgendwie auch seltsam leer, was wohl daher kam, dass ich überhaupt nichts mehr im Magen hatte. Ich fühlte mich so federleicht, dass ich geradezu über den Boden schwebte. Ups, ich hatte anscheinend immer noch mehr von der Droge im Blut als ich dachte.
    Dann erschrak ich - hatte Eric nicht gesagt, dass auch Pam im Haus gewesen sei? Wo war sie? »Jason«, rief ich, »such bitte nach Pam - bitte!«
    Ich ging in das übelriechende Wohnzimmer zurück und öffnete erst mal die Fenster. Dann drehte ich mich zu meinem Freund herum, der vor dieser Nacht alles Mögliche gewesen war: arrogant, clever, dickköpfig, verschwiegen, gerissen, und das war nur die Shortlist. Aber er war nie unentschlossen gewesen, und schon gar nicht hoffnungslos.
    »Wie sieht dein Plan aus?«, fragte ich ihn.
    Er sah schon etwas besser aus, seit Jason ihm die Rippen wieder hineingedrückt hatte. Ich konnte keine Knochen mehr sehen. »Ich habe keinen«, sagte Eric, wirkte aber zumindest
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