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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt
Autoren: Charlaine Harris
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ja nicht, wie ihr Panther feiert. Aber glaube mir, ich wollte garantiert nicht dabei sein, wenn er eine Werwölfin vögelt. Es war schon schlimm genug zu sehen, wie Jannalynn die Verwundeten hingerichtet hat. Andererseits ...« Ich verlor den Faden in einer weiteren Welle aufkommender Übelkeit, die aber diesmal nicht so stark war.
    »Gran hätte gesagt, dass du nicht verpflichtet bist, zuzusehen, wie andere sich gegenseitig umbringen, und dass nicht du es verursacht hast, sondern sie«, erwiderte Jason forsch. Mein Bruder hatte zwar Mitleid mit mir, das wusste ich, doch die Aussicht, mich mit einem so nervösen Magen den ganzen Weg bis nach Hause zu fahren, begeisterte ihn nicht sonderlich.
    »Hör mal, kann ich dich nicht einfach zu Eric bringen?«, fragte er. »Der wird doch sicher das ein oder andere Badezimmer haben, und dann bleibt mein Pick-up sauber.«
    Unter allen anderen Umständen hätte ich mich geweigert, da Eric in einer so schwierigen Situation steckte. Aber ich war ziemlich wackelig auf den Beinen, und ich sah immer noch Farben. Ich nahm zwei der Magentabletten, die zufällig im Handschuhfach lagen, und spülte meinen Mund wiederholt mit Sprite, das Jason im Pick-up hatte. Ich musste zugeben, dass es wirklich besser wäre, wenn ich die Nacht in Shreveport verbrachte.
    »Ich kann dich morgen früh abholen«, bot Jason an. »Oder vielleicht fährt dich ja auch sein Tagestyp zurück nach Bon Temps.«
    Bobby Burnham würde eher einen Haufen gackernder Hühner transportieren.
    Während ich noch zögerte, spürte ich, nun, da ich nicht mehr von Werwölfen umgeben war, wie großer Kummer durch meine Blutbahnen strömte. Es war das stärkste, aktivste Gefühl, das ich seit Tagen von Eric wahrgenommen hatte. Und der Kummer wurde noch größer, als Unglück und körperlicher Schmerz ihn zu umspülen begannen.
    Jason wollte mich gerade fragen, was ich denn nun eigentlich vor der Rudelversammlung geschluckt hatte.
    Doch ich schnitt ihm das Wort ab. »Bring mich zu Eric. Schnell, Jason, irgendwas stimmt da nicht.«
    »Da auch?«, jammerte er, brauste aber sofort von Alcides Auffahrt herunter.
    Ich zitterte vor Angst, als wir am Zugangstor der bewachten Wohnanlage anhielten, damit Dan, der Wachmann, einen Blick auf uns werfen konnte. Jasons Pick-up kannte er nicht.
    »Ich bin hier, um Eric zu besuchen, und das ist mein Bruder«, sagte ich und versuchte, so normal wie möglich zu klingen.
    »Fahren Sie rein«, erwiderte Dan lächelnd. »Ist 'ne Weile her.«
    Als wir in Erics Auffahrt einbogen, sah ich, dass das Garagentor offen stand, obwohl das Garagenlicht aus war. Das ganze Haus lag im Dunkeln. Vielleicht waren sie alle im Fangtasia. Nein. Ich wusste, dass Eric hier war. Ich wusste es einfach.
    »Das gefällt mir gar nicht«, sagte ich und setzte mich auf. Ich kämpfte noch mit den Nachwirkungen der Droge. Seit ich mich übergeben hatte, ging es mir zwar ein wenig besser. Aber es war noch immer, als würde ich die Welt durch einen Dunstschleier wahrnehmen.
    »Lässt er es sonst nicht offen?« Jason spähte über sein Lenkrad hinweg.
    »Nein, das tut er nie . Und sieh mal! Die Tür zur Küche steht auch offen.« Ich stieg aus dem Pick-up und hörte, dass Jason auf der anderen Seite auch ausstieg. Die Scheinwerfer seines Wagens leuchteten automatisch noch einige Sekunden lang weiter, sodass ich ziemlich leicht zur Tür gelangte. Ich klopfte sonst immer an bei Eric, wenn er mich nicht erwartete, weil ich nie wusste, wer da sein würde oder worüber sie sprachen. Doch dieses Mal stieß ich die Tür einfach weiter auf. Dank der Scheinwerfer konnte ich ein Stück weit in den Raum hineinsehen. Unbehagen breitete sich um mich wie Nebel aus. Ein Gefühl, das ich meinem angeborenen Talent verdankte, aber auch den zusätzlichen Sinneseindrücken durch die Droge. Ich war froh, dass Jason direkt hinter mir stand. Sein Atem ging viel zu schnell und viel zu laut.
    »Eric«, flüsterte ich sehr, sehr leise.
    Keine Antwort. Es war rein gar nichts zu hören.
    Ich betrat die Küche, gerade als die Scheinwerfer von Jasons Pick-up ausgingen. Von den Straßenlaternen fiel ein trübes Glimmen herein. »Eric«, rief ich. »Wo bist du?« Ich krächzte vor Anspannung. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    »Hier drin«, sagte er von weiter hinten im Haus, und mein Herz krampfte sich zusammen.
    »Danke, lieber Gott«, murmelte ich und streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus. Schon lag der Raum in hellem Licht da. Ich sah mich
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