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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt
Autoren: Charlaine Harris
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Handgelenke sind schon viel besser.« Dass genau in diesem Moment die Nerven darin herumzüngelten wie Schlangen, erwähnte ich lieber nicht. Ein Resultat davon, dass sie mehrere Stunden lang gefesselt gewesen waren. Dr. Ludwig, eine Ärztin der Supranaturalen, hatte mir versichert, dass meine Nerven - und meine Handgelenke - wieder völlig normal funktionieren würden, irgendwann.
    »Ja, und da wir gerade von Blut reden...« Amelia holte tief Luft und nahm allen Mut zusammen, um etwas zu sagen, von dem sie wusste, dass es mir nicht gefallen würde. Doch weil ich es schon wusste, noch ehe sie es ausgesprochen hatte, war ich gewappnet. »Hast du mal daran gedacht... Sookie, du hast mich zwar nicht um Rat gefragt, aber ich finde, du solltest lieber kein Blut mehr von Eric bekommen. Ich meine, ich weiß, dass du mit ihm zusammen bist, aber du musst auch an die Konsequenzen denken. Manchmal wandeln die Leute sich ganz zufällig. Es ist ja nicht so, als wär's eine mathematische Gleichung.«
    Ich wusste es zu schätzen, dass Amelia sich Sorgen um mich machte, aber hier war sie auf privates Territorium vorgedrungen. »Wir tauschen kein Blut«, sagte ich. Doch . »Er nippt nur mal an mir, wenn... na, du weißt schon, im Augenblick des Glücks.« Zurzeit erlebte Eric allerdings viel mehr Augenblicke des Glücks als ich, leider. Doch ich gab die Hoffnung nicht auf, dass der magische Zauber des Schlafzimmers zurückkehren würde; denn wenn irgendein Mann fähig war, jemanden durch Sex zu heilen, dann Eric.
    Amelia lächelte, und genau darauf hatte ich es abgesehen. »Wenigstens ...« Sie wandte sich ab, ohne den Satz zu beenden, aber sie dachte: Wenigstens hast du Lust auf Sex.
    Ich hatte gar nicht so sehr Lust auf Sex, sondern eher das Gefühl, ich sollte immer wieder aufs Neue versuchen, ihn zu genießen. Aber darüber wollte ich nun wirklich nicht reden. Die Fähigkeit loszulassen - der Schlüssel zu gutem Sex - war mir während der Folter abhandengekommen. Ich war absolut hilflos gewesen und konnte nur hoffen, dass ich mich auch in dieser Hinsicht wieder erholen würde. Ich wusste, dass Eric meinen Mangel an Erfüllung spürte. Er hatte mich schon mehrmals gefragt, ob ich sicher sei, dass ich Sex haben wolle. Fast jedes Mal hatte ich ja gesagt, mit der Fahrrad-Theorie im Hinterkopf. Ja, ich war heruntergefallen. Aber ich war immer bereit, wieder aufzusteigen und es noch einmal zu versuchen.
    »Wie läuft eure Beziehung denn so?«, fragte Amelia. »Von den Freuden der Lust mal abgesehen.« Mittlerweile waren all ihre Sachen im Auto verstaut. Jetzt schindete sie Zeit, da sie den Moment fürchtete, in dem sie in ihr Auto steigen und abfahren musste.
    Es war nur Stolz, der mich davon abhielt, mich bei ihr auszuheulen.
    »Ich glaube, es läuft ziemlich gut mit uns«, erwiderte ich und bemühte mich sehr, fröhlich zu klingen. »Ich weiß allerdings immer noch nicht, was ich selbst empfinde und was den Blutsbanden geschuldet ist.« Es tat irgendwie gut, nicht nur über meine ganz normale Mann-Frau-Liebesbeziehung reden zu können, sondern auch über meine übernatürliche Verbindung mit Eric. Schon bevor ich im Elfenkrieg verwundet worden war, hatte Eric und mich das verbunden, was die Vampire Blutsbande nennen, da wir bereits mehrmals das Blut des anderen gehabt hatten. Ich konnte spüren, wo in etwa Eric sich aufhielt und in welcher Stimmung er war, und genauso erging es ihm mit mir. In meinem Hinterkopf war er immer irgendwie präsent - so als hätte man einen Ventilator oder eine Klimaanlage eingeschaltet, damit es ein wenig summt, weil man dann besser einschlafen kann. (Es war gut für mich, dass Eric nur nachts wach war, denn so konnte ich wenigstens einen Teil des Tages ganz ich selbst sein. Ob er dasselbe empfand, wenn ich abends ins Bett ging?) Das soll nicht heißen, dass ich Stimmen in meinem Kopf hörte oder so etwas - zumindest nicht mehr als sonst. Aber wenn ich mich glücklich fühlte, musste ich mich immer erst mal versichern, dass ich selbst es war, die sich glücklich fühlte, und nicht Eric. Dasselbe galt für Wut. Eric steckte voller Wut, voll kontrollierter und sorgsam unterdrückter Wut, vor allem in letzter Zeit. Aber vielleicht bekam er die auch von mir. Ich hatte zurzeit nämlich selbst eine ziemliche Wut im Bauch.
    Ich hatte Amelia komplett vergessen und war unvermittelt in mein depressives Loch gefallen.
    Sie riss mich wieder heraus. »Das ist doch bloß eine faule Ausrede«, sagte sie scharfzüngig.
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