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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern
Autoren: William Tenn
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jemals ...«
    »Verzeihung, Sir«, fiel Eric ihm erneut ins Wort. »Aber genau deshalb fühle ich mich der Aufgabe nicht gewachsen. Es geht nicht um meine Führungsqualitäten, sondern um den Plan. Darf ich das näher erklären«, sagte er hastig, da der Aaron ihn vernichtend anfunkelte. »Bis heute hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie dieser Plan aussieht. Ich dachte, er sei eine Verbindung von Väterweisheit und Fremdglauben, eine neue Art, Rache an den Bestien zu nehmen. Als ich dann von dem Schiff hörte, hatte ich die verrückte Vorstellung, daß deine Leute es requirieren würden, um die Bestien mit ihrem eigenen Waffen zu schlagen. Zugegeben, das war naiv von mir. Aber was du dir tatsächlich vorgenommen hast, hat nichts mehr mit einer Rache an den Bestien zu tun. Ihr lauft einfach vor ihnen davon.«
    Langsam glättete sich die Stirn des alten Mannes. Er nickte, als wollte er sagen: » Daher weht der Wind.« Umständlich setzte er sich auf eine Ecke des Tisches und überlegte kurz. »Versuche mich zu verstehen, Eric«, sagte der Aaron schließlich mit völlig veränderter Stimme. »Befreie dich einen Augenblick von deiner vorgefaßten Meinung. Unser Volk war das erste, das sowohl nach dem Fremdglauben als auch der Väterweisheit gelebt hat. Und wir waren auch die ersten, die beide Religionen vor unzähligen guten alten Zeiten verworfen haben. Zufällig stellt unser Plan tatsächlich eine Verbindung des Fremdglaubens und der Väterweisheit dar, aber er ist unserer Überzeugung nach der einzige konkrete Weg einer Vergeltung an den Bestien. Wir laufen nicht vor ihnen weg, selbst wenn unsere Position hier ziemlich unhaltbar geworden ist. Vielmehr mischen wir uns unter sie, weil wir sie auf diese Weise am wirksamsten bekämpfen können.«
    »Wie denn? Als Ungeziefer?« fragte Eric bitter. »Als Schmarotzer, die bis ans Ende ihrer Tage von kleinen Diebstählen leben?«
    Ein sanftes Lächeln überzog das greise Gesicht des Aaron. »Eric, was meinst du denn, daß du bist? Worauf wurdest du denn in den Höhlen gedrillt? Glaubst du wirklich, du könntest dich morgen ändern und wieder von Ackerbau und Viehzucht leben wie deine Vorfahren? Und selbst wenn du es könntest, möchtest du es?«
    Eric öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Er wußte nicht, was er sagen oder auch nur denken sollte. Rachel hatte ihre Finger in seine Hand geschmiegt, und er drückte sie verzweifelt.
    »Deshalb halten wir unseren Plan für durchaus realistisch. Unser Plan trägt dem Umstand Rechnung, daß im Augenblick vermutlich mehr Menschen die Erde bevölkern und in den riesigen Häusern der Bestien leben als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Und noch etwas hat uns die Geschichte gelehrt, was unser Plan berücksichtigt.«
    Der Aaron verschränkte die Arme über der Brust, schloß die Augen und begann, sanft hin und her zu schaukeln. Sein Tonfall hatte sich verändert. Es klang jetzt beinahe, als sänge der Aaron eine Litanei. »Es gibt gewisse entscheidende Merkmale, die der Mensch mit der Ratte und der Küchenschabe teilt: Er ißt beinahe alles. Er kann sich verblüffend gut an die verschiedensten Lebensbedingungen anpassen. Er ist wohl fähig, allein zu existieren, ist jedoch am erfolgreichsten in Schwärmen. Wenn irgend möglich, lebt er von den Vorräten oder Produkten anderer Lebewesen. Damit gelangen wir zu dem zwingenden Schluß, daß die Natur den Menschen als den intelligentesten aller Schädlinge geschaffen hat. In seiner früheren Daseinsform hat ihn einzig das Fehlen eines genügend reichen Wirtes daran gehindert, die Rolle des ewigen Schmarotzers zu spielen, und ihn gezwungen, ausschließlich aus eigener Kraft zu leben.«
     

 
25.
     
    Neun Tage später stand Eric auf einer Rampe, die zum Raumschiff der Bestien führte, und hakte im Licht des Mondes auf einer Schiefertafel die Namen der 192 Mitglieder der Sektion 15 ab, die zur Einschiffung an ihm vorbeidefilierten.
    Er hätte es nie für möglich gehalten, Tausende Männer, Frauen und Kinder – das gesamte Aaronvolk – derart rasch und reibungslos über eine lange Wegstrecke zu befördern. Sie waren aus den untersten Höhlen gekommen. Ihr Marsch hatte sie in vielen Serpentinen durch die endlosen Isolierschichten der Wände geführt, bis sie die höchste Höhle erreicht hatten, durch die sie aufs Dach gelangten. Sie hatten keinen einzigen Todesfall zu beklagen, obwohl sie durch die Gebiete hundert verschiedener Stämme gezogen waren. Für ihren Schutz hatten
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