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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern
Autoren: William Tenn
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ehrerbietig. »Bitte, die Verbindung ist hergestellt«, sagte er. »Sprich nur, solange du willst.«
    Zum Schluß rief Rachel den Wachoffizier zu sich und ließ ihn beim letzten Antwortgeklingel mithören. »Ihr beiden«, sagte er mit verhältnismäßig freundlicher Stimme zu Eric und Roy, »ihr dürft die Arme herunternehmen und tun, was euch beliebt. Der Aaron sagt, ihr seid die Ehrengäste unseres Volkes, und ich soll euch als Eskorte zur Verfügung stehen. Wenn ihr etwas wollt, wendet euch nur an mich.«
    »Na also, warum nicht gleich«, sagte Eric zu Rachel.
    Sie hakte sich bei ihm unter und drückte seinen Arm. »Ich wollte, daß du unsere Höhle als freier, selbstbewußter Mann betrittst. Deshalb ließ ich mich mit dem Aaron verbinden, mein Schatz. Zufällig aber war es aus verschiedenen anderen Gründen sehr günstig, daß ich mit ihm sprach. Unser Volk hat noch kaum Verluste durch das Sprühmittel zu beklagen, aber wir wissen jetzt, daß wir nicht mehr lange warten dürfen.«
    »Sprichst du von eurem Plan? Der Vergeltung an den Bestien?«
    »Ja. Er läuft unverzüglich an. Auf dem Dach steht schon ein Schiff bereit.«
    Eric blieb überwältigt stehen. »Das Dach« konnte nur das Dach des gesamten Bestienhauses sein. Und mit »Schiff« meinte sie bestimmt ein Raumschiff. Fand denn ein ganzes Raumschiff das Dutzende von Bestien befördern konnte – auf dem Dach eines einzigen Hauses Platz? Er fragte Rachel.
    Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Zum Unterschied von unseren Vorfahren benützen sie keine Raketen. Soweit uns bekannt ist, handelt es sich bei den Raumschiffen, die vom Dach starten, um eine Kombination zwischen Rettungsbooten und Fähren. Es ist anzunehmen, daß sie in der Nähe des Pluto mit einem Mutterschiff verabredet sind. In dieses Mutterschiff werden sie verladen und reisen mit ihm zu ihrem Bestimmungsort.«
    »Aber dann ist euer Plan ...«
    Rachel küßte ihn. »Ich verschwinde jetzt. Ich muß meinen Kolleginnen bei der Montage unserer Neutralisatoren helfen, nachdem wir jetzt wissen, daß sie funktionieren. Wir treffen uns später in Aarons Höhle, mein Herz. – Übrigens geniere dich nicht, den Aaron nach allem zu fragen, was du wissen möchtest. Ich habe ihm erklärt, was für ein prächtiges, liebenswertes Genie du bist!«
    Damit eilte sie davon.
    Kurz darauf gelangten sie zu einer mächtigen Pforte, die den Korridor von einer Wand zur anderen und vom Boden bis zur Decke versperrte. Der Wachoffizier nannte über den Schnurtelegraphen die Parole. Sofort hob sich die Platte und verschwand in der Decke.
    Roy schnappte hörbar nach Luft. Eric konnte ihm seine Verblüffung ausgezeichnet nachfühlen. Die Technik hatte bei diesen Leuten einen unwahrscheinlich hohen Stand erreicht! Kein Wunder, daß der giftige Spray ihnen nichts anhaben konnte.
    Die Platte senkte sich hinter ihnen. Sie standen vor einer Reihe unglaublich geräumiger Höhlen. Jede einzelne davon war größer als die gewaltige Versammlungshöhle der Menschheit. Diese Ausmaße wurden einzig durch das Bestienrevier übertrumpft.
    Hunderte von Glühbirnen hingen von der Decke und verbreiteten helles Licht. Eine Unzahl von Menschen eilte geschäftig zu ebener Erde und auf Galerien hin und her. Jede einzelne Gruppe war so groß wie der gesamte Stamm der Menschheit. Eric erriet, daß er in ein außergewöhnliches Getümmel geraten war. Alles deutete auf höchste Eile und Aufbruch hin. Sie schienen nach einem genauen Plan zu packen und sich zu Gruppen zu formieren.
    Er fragte den Wachoffizier, ob er richtig beobachtet hätte. »Ja«, sagte der Mann. »Seit meiner Kindheit haben wir diesen Alarm geprobt. Und heute ist es ernst.«
    »Ich würde ein derart bequemes und sicheres Heim niemals aufgeben«, bemerkte Roy.
    »Es ist eben nicht mehr sicher, das ist ja der springende Punkt. Die Bestien rücken uns auf den Pelz. Und ihr habt uns eben die letzte Bestätigung gebracht, die uns zur Verwirklichung unseres Planes noch gefehlt hatte.«
    Es dauerte lange, bis sie die Aaronhöhle erreichten. Eric hatte unterwegs eine Menge dazugelernt. Er war an langen Käfigreihen voll Ratten vorbeigekommen, die das Aaronvolk zu Forschungszwecken für den Plan gerettet hatte. Er hatte noch nie Ratten gesehen. »Als Schädlinge waren sie nicht umzubringen«, hatte Rachel ihm erklärt. »Als Nahrung sind sie jedoch, so berichten die Legenden, über Nacht verschwunden.«
    Reichlich verlegen wartete er ab, während der energisch aussehende alte Mann mit der
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