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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern
Autoren: William Tenn
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fressen?‹ habe ich sie gefragt. ›Bedient euch. Die warten nur darauf.‹ Hoffentlich kriegen sie Bauchgrimmen, das sie nicht so rasch vergessen werden.«
    In den folgenden fünf Tagen stießen sie auf zwei weitere vergiftete Stämme.
    In jeder Höhle ergänzten sie ihre Vorräte. Nirgends begegnete ihnen ein Lebewesen. Erst eine volle Schlaf Periode nach dem letzten Massengrab sahen sie am Ende eines Tunnels ein halbes Dutzend Leute. Sie bewarfen sie mit Lanzen, die nicht trafen, und stürzten dann schreiend fort.
    Offenbar handelte es sich um Flüchtlinge aus einer vergifteten Höhle, da auch Frauen dabei waren. Das Schädlingsbekämpfungsprogramm hatte ursprünglich angesehene Menschen in heimatlose Geächtete verwandelt.
    »Fremdglauben!« zischte Roy verächtlich. »Eine Religion, die sich vornimmt, die Bestien zu ergründen! Und daraus sollen wir etwas lernen?«
    »Ist die Väterweisheit denn besser?« fragte Rachel. »Unsere Vorfahren hatten dafür ihr Hiroshima.« Sie erzählte ihnen davon.
    Nachdem sie geendet hatte, wanderten sie schweigend weiter. »Dann sind also beide nichts wert. Aber wo liegt ein Ausweg?«
    »In einer völlig anderen Richtung. Warte nur, bis wir zu meinen Leuten stoßen. Du wirst schon sehen. Sie haben eine ganz neue ...« Sie brach ab. »Was ist los, Eric?«
    Eric war an einer Kreuzung stehengeblieben, an der fünf Höhlen zusammenstießen. Langsam ging er zur letzten Gabelung zurück. Sie bestand aus drei Abzweigungen. Er zog die Karte hervor. Rachel und Roy drängten sich um ihn.
    »Siehst du?« sagte er und deutete auf ein dichtes Liniennetz am Kartenrand. »Hier dürften wir jetzt sein.« Er lächelte Rachel an und sonnte sich in seiner neu erworbenen Bildung. » Terra cognita, falls du mich verstehst.«
    Sie gerieten in helle Erregung. Dann sagte Roy: »Wer weiß, wie oft eine fünffache Gabelung auf eine dreifache folgt.«
    »Nein, Roy, eine fünffache Kreuzung ist selten. Das weißt du ganz genau. Ich glaube, wir sind da.«
    Eric sollte recht behalten. Jeder weitere Tunnel war in der Karte eingezeichnet. Schließlich sagte Rachel, Eric solle die Karte einstecken. Sie kannte den Weg und wollte sie führen.
    Sie gelangten zu einem auffallend langen, geraden Gang. An seinem Ende hielten drei Mann Wache. Zwei von ihnen waren mit großen Bogen und der dritte mit einer Armbrust bewaffnet. Eric erkannte die Waffen nach Rachels Beschreibung. Sie durften nur zur Verteidigung des vom Aaronvolk bewohnten Gebietes eingesetzt werden. Kein Krieger durfte sie außerhalb dieses Gebiets tragen, damit sie nicht anderen Stämmen in die Hand fielen, die sie kopierten.
    Als sie näher kamen, legten die Wachen Pfeile an ihre Bogen.
    »Ich bin Rachel Estherstochter!« rief das Mädchen und blieb in sicherer Entfernung stehen. »Kennt ihr mich noch? Ich war auf Expedition im Bestienrevier. Jonathan Danielson hat uns befehligt.«
    Der Mann mit der Armbrust war offenbar der verantwortliche Offizier. »Jetzt erkenne ich dich«, sagte er. »Gut – komm näher. Aber falls du dich mit ihnen verständigen kannst, dann sage den Wilden hinter dir, sie sollen die Hände hoch halten.«
    »Wilde!« zischte Roy empört. »Das hört man gern von Kriegern, die so lächerlich kleine Lanzen tragen.«
    »Vorsicht«, warnte Eric. »Diese lächerlichen Lanzen können dich rascher durchbohren als die längsten, die du kennst.« Trotzdem würgte auch er an seiner Wut, als er die Hände hoch hielt. Wilde – das war ja schlimmer, als er erwartet hatte. Und mit diesen Leuten sollte er fortan leben. Er war froh, Roy neben sich zu haben. Wenigstens einer außer Rachel, der ihn als Mensch anerkannte.
    Als sie beim Posten waren, zeigte Rachel auf eine Vorrichtung an der Wand. Es war ein Schnurtelegraph, erkannte Eric. »Verbinde mich«, sagte sie zum Offizier. »Ich möchte mit dem Aaron sprechen.«
    »Dem Aaron ...? Du meinst den Kommandanten der Wache.«
    »Den meine ich nicht«, belehrte sie ihn hoheitsvoll, »sondern den Aaron höchstpersönlich. Und ich würde dir raten, mich schleunigst zu verbinden.«
    Der Mann glotzte sie an. Dann ging er zum Schnurtelegraphen und begann, in rhythmischen, kurzen Abständen daran zu ziehen. Als er geendet hatte und die Schnur losließ, ruckte sie antwortend und brachte damit einen kleinen Hammer und Amboß, mit dem sie verbunden war, zum Klingeln. Das Klingeln verstummte, und Rachel nickte triumphierend. Der Posten zog die Augenbrauen hoch und benahm sich plötzlich höchst
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