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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern
Autoren: William Tenn
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schulterlangen weißen Mähne einem Haufen Beamter letzte Anweisungen erteilte. »Das sollte vorläufig genügen«, sagte der Aaron. »Ich wünsche jetzt nicht gestört zu werden, höchstens, es handelt sich um etwas besonders Dringendes. Alles andere kann Mike Raphaelson erledigen. Ich möchte mich mit dem Mann unterhalten, der diesen Tag endlich möglich gemacht hat.« Mit ausgestreckter Hand wies er auf Eric, worauf sich seine Beamten mit erstauntem, aber freundlichem Lächeln nach Eric umsahen. Roy stand rechts neben dem Wachoffizier und winkte stolz und herablassend.
    »Also dann, Eric das Auge, Eric der Einzige«, näselte der Aaron wie im Selbstgespräch, nahm ein Schriftstück von seinem großen Tisch und überflog es. »Du hast als erster Mensch einen strategischen Fluchtplan aus dem Bestienrevier erdacht und glücklich durchgeführt. Ich frage dich: Bist du bereit, einer der unseren zu werden? Selbstredend bist du das«, fuhr er fort, ehe Eric noch ein einziges Wort sagen konnte. »Rachel Estherstochter ist deine Gefährtin, und du selbst hast keinerlei Familie. Wir werden dich in den ersten Tagen unserer Reise in unsere Männergesellschaft aufnehmen. Ich trete als dein Bürge auf. Bei uns muß ein Kandidat seine Befähigung nicht mit einem Raubzug beweisen wie bei deinem Stamm, sondern mit einer Leistung. Deine Leistung hast du mit deiner Flucht bereits erbracht. Eine erstaunliche Leistung, wie ich gerne zugebe. Nach der Feier wirst du einige Worte sprechen. Ein Siegestanz oder ähnliches ist bei uns nicht üblich, nur eine kurze Ansprache. Du wirst dich über die Einzelheiten deiner Leistung ergehen – nicht zu ausführlich, natürlich –, dann sprichst du allen Anwesenden deinen Dank aus und setzt dich wieder. Irgendwelche Unklarheiten? Natürlich nicht, es ist ja alles ganz einfach. Da du nun offiziell zu uns gehörst, könnte ich doch wirklich – ja, das werde ich auch.«
    Er neigte sich über den Tisch und kritzelte eine Bemerkung an den Rand des Schriftstücks. Inzwischen war Rachel Estherstochter mit mehreren Kolleginnen aus einer Nebenhöhle getreten und hatte sich hinter ihn gestellt. Alle Frauen waren mit bodenlangen Umhängen bekleidet, in deren Taschen die verschiedensten Utensilien steckten. Sie zwinkerten Eric zu.
    »Sind die Neutralisatoren einsatzfähig?« fragte der Aaron, ohne von seinen Unterlagen aufzublicken. »Gut. Jede kennt ihren Platz – also los. Du, Rachel, bleibst natürlich bei mir im Hauptquartier, wo immer wir es aufschlagen werden. Sage, Kind, ich habe die Absicht, deinen Mann zum Abteilungsleiter zu ernennen. Ist dir das recht? Das dachte ich mir. Da du uns den Tod Jonathan Danielsons gemeldet hast, ist die Stelle des Anführers der Sektion 15 frei geworden. Junger Mann, traust du dir zu, die Verantwortung für das Leben und Wohlergehen von beinahe zweihundert Menschen zu übernehmen? Eines Tages wirst du in dieser Position völlig auf dich gestellt sein. Natürlich wird Rachel deine rechte Hand sein. Ich habe dich für diese Position vorgemerkt, und wir werden die Angelegenheit nach deiner Aufnahmefeier in Ordnung bringen. Laß mich nachdenken: Wir brauchen dazu die Zustimmung der Volksvertretung und der Angehörigen der Sektion 15. Das ist kein Problem. Um jedoch ...«
    »Ich glaube nicht, daß ich das können werde, Sir!« Obwohl Rachel ängstlich die Augen zudrückte, war er erfreut und erstaunt, daß es ihm gelungen war, endlich doch zu Wort zu kommen.
    Der Aaron war noch viel erstaunter. Er sah von seinem Schriftstück auf, drehte sich um und betrachtete Eric prüfend. Offenbar war er nicht gewöhnt, unterbrochen zu werden. Man lauschte seinen Gedankengängen, empfing seine Befehle und führte sie durch.
    »Mein lieber Eric«, sagte er verärgert, »vergeude bitte nicht meine Zeit mit Geräuschen. Ich muß mit einschneidenden Veränderungen im Leben eines ganzen Volkes zu Rande kommen; da kann ich mich nicht von meinen Problemen ablenken lassen, um deinem Selbstbewußtsein erste Hilfe zu leisten. Du hast in den Käfigen der Bestien eine gleichgroße Schar befehligt. Rachel, die zu unseren brillantesten Köpfen zählt, hat dir eine solide Bildung angedeihen lassen. Was du darüber hinaus noch wissen mußt, wirst du unterwegs von mir persönlich lernen. Und falls du Hemmungen wegen deines Vorderhöhlenmilieus hast, dann laß dir folgendes gesagt sein: Angesichts des Endziels unseres Planes paßt dieses Milieu wie nach Maß. Du bist ein Auge, was keiner von uns
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