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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern
Autoren: William Tenn
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schwer bewaffnete Männer und erfahrene Diplomaten gesorgt, die genau wußten, wo Verhandlungen, Drohungen und Bestechungen angezeigt waren.
    Trotz aller Beschreibungen, die er von Rachel und anderen gehört hatte, war er restlos überwältigt, als er im grellen Sonnenlicht auf dem Dach stand und zum erstenmal erlebte, was es hieß, keine Decke über sich zu haben und nirgends eine Wand zu sehen. Zu Beginn war ihm der Schreck in die Glieder gefahren, doch er mußte ihn überwinden, um sein Ansehen bei den ihm anvertrauten Menschen nicht zu gefährden. Als er dann die Wehlaute hinter sich vernommen und erkannt hatte, daß sein Gefolge nicht aus unerschrockenen Forschern bestand, sondern nur aus seßhaften Handwerkern und ihren Familien, hatte er seine eigene Panik vergessen und die Leute mit freundlichen Worten, Ratschlägen und gutartigem Spott beruhigt.
    Trotzdem war der erste Tag sehr mühsam gewesen. Die Nächte waren erträglicher, weil sie das Freie in Dunkelheit hüllten. Das Dach überquerten sie hauptsächlich bei Nacht, teils weil ihnen das weniger schwerfiel, teils auch, weil die Bestien eine Abneigung gegen die Nacht zu haben schienen und sich kaum blicken ließen.
    Und jetzt war es wieder Nacht, und sie gingen an Bord. Vorsichtig kletterten sie über die Rampe in einen Laderaum. Sie mußten sich beeilen. Nach den Berechnungen von Aarons Planungsbüro würde das Raumschiff in Kürze starten.
    Während er die Namen der einzelnen Passagiere abhakte, sah er etwa zwölf Schritte weiter vorne seine Frau Rachel Estherstochter und zehn ihrer Kolleginnen. Mit ihren Neutralisatoren machten sie die züngelnden orangefarbenen Seile unschädlich, die in regelmäßigen Abständen quer über der Rampe lagen. Dank dieser orangefarbenen Seile fühlten sich die Bestien so sicher, daß sie ihren Laderaum offen gelassen und die Rampe nicht hochgezogen hatten. Im Gegensatz zu den grünen Seilen in den Käfigen der Sünde stießen die orangefarbenen Seile das Protoplasma heftig ab. Kein Mensch konnte sich ihnen nähern, ohne zumindest zu Boden geworfen zu werden. Manchmal hatten sie sogar Menschen getötet, die sich zu nahe herangewagt hatten. Jetzt aber waren die Seile völlig harmlos.
    Roy kam winkend über die Rampe. Eric überprüfte seine Liste: Ja, alle Namen waren abgehakt. Er klemmte die Tafel unter den Arm und folgte dem Läufer. Hinter ihm nahm der Führer der Abteilung 16 seinen Platz auf der Rampe ein und stellte eine neue Namenstafel auf.
    Im Vorbeigehen blieb Eric einen Augenblick bei Rachel stehen und streichelte zärtlich ihren Arm. »Du siehst so müde aus, mein Schatz. Hast du nicht schon genug geleistet? Schließlich bist du schwanger.«
    Sie hielt ihren Neutralisator an ein Seil, beugte sich zu Eric und drückte ihm einen Kuß auf die Wange. »Auf dieser Rampe befinden sich fünf Schwangere, Eric. Ist dir das nicht aufgefallen? Ich bin schon bei meiner letzten Schicht und komme dir bald aufs Schiff nach.«
    Im Eingang des Stauraums, wo die Menge sich erst ihre Plätze suchte, kam ein junger Mann mit der Armbinde der Feldpolizei mit einer Nachricht zu Eric. »Du sollst sofort nach vorne zum Aaron kommen. Er steht bei den Leuten, die ein Loch in die Wand stemmen. Ich übernehme deine Abteilung.«
    Eric übergab ihm seine Tafel. »Wenn meine Frau kommt, schicke sie bitte gleich zu mir«, bat er. Dann winkte er Roy, ihm zu folgen und ging nach vorn. Alle dreißig bis vierzig Schritte war ein Mann postiert, um den Weg zu weisen. Zu beiden Seiten stapelten sich große Behälter bis zur Decke. Der Raum war hell erleuchtet, wie er es inzwischen im Bestienrevier zu erwarten gelernt hatte. Die Bestien ließen die Lampen auch brennen, wenn sie schliefen.
    Er erreichte die Wand, als die schwitzenden Männer eben den Einstieg öffneten, den sie in die Wand gestemmt hatten. Eine große Menschenmenge hatte sie furchtsam beobachtet. Sie alle wußten, daß die Morgendämmerung knapp bevorstand.
    Auch der Aaron schwitzte. Seine Augen waren rotgerändert. Er sah völlig erschöpft aus. »Eric, hier sind wir ganz auf dich angewiesen«, sagte er. »Für den weiteren Weg existieren keine Karten. Dort drinnen«, er zeigte auf das Loch, »kann uns nur ein Auge führen.«
    Eric nickte, schob sich seine Stirnlampe zurecht und trat durch den Einstieg.
    Er sah sich um. Ja, das waren die gewohnten Tunnels und Korridore. Es wäre höchst peinlich gewesen, hätten die Bestien die Wände ihres Raumschiffs nicht mit dem üblichen
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