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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern
Autoren: William Tenn
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Männlichkeit überzeugen. Und manche Männer müssen sich damit sehr anstrengen, Freundchen!«
    Die Burschen lachten schallend. Eric der Einzige wurde blutrot.
    Er steckte den Wetzstein in den Beutel und umklammerte die Lanze seines Onkels. »Aber meine Frau wird zumindest überzeugt bleiben, Roy, und nicht jedem anderen Mann des Stammes gefällig sein«, erwiderte er langsam und deutlich.
    »Du mieses Drecksmaul!« schrie Roy der Läufer. Angriffsbereit stellte er sich vor Eric. »Ich soll dir wohl meine Lanze in den Bauch rennen! Meine Frau hat mir zwei große Würfe geschenkt. Und was hast du einer Frau zu bieten, du armseliger Einzelgänger?«
    »Wenn du der Vater ihrer Brut bist, dann muß das blonde Haar des Häuptlings ansteckend sein – wie die Masern«, zischte Eric und zückte abwehrend die Lanze.
    Ein kräftiger Arm umklammerte ihn plötzlich von hinten und riß ihn hoch. Er bekam einen fürchterlichen Tritt, taumelte und stürzte. Sofort sprang er auf, um seinem neuen Widersacher zu begegnen. In seiner Wut hätte er die gesamte Menschheit bekämpft.
    Aber nicht Thomas den Fallensprenger, Thomas, seinen Onkel, den Führer seiner Truppe. Beschämt schlich er zur Wandnische und stellte die Lanze seines Onkels an ihren Platz.
    »Was ist denn in dich gefahren, Roy?« fragte Thomas streng. »Spare dir deinen Speer für Fremde oder, wenn du besonders tapfer sein willst, für die Bestien. Aber in der heimatlichen Höhle dulde ich keinen Totschlag! Marsch, ab mit euch allen. Der Rat wird gleich zusammentreten. Um den Jungen kümmere ich mich selbst.«
    Gehorsam trollten sie sich, ohne sich umzublicken. Die Truppendisziplin des Fallensprengers war berühmt. Eric war stolz, dieser Truppe anzugehören! Aber daß sein Onkel ihn vor den anderen einen Jungen genannt hatte! Wo er doch schon erwachsen war und bald an den Diebeszügen teilnehmen sollte.
    Immerhin ließ er sich lieber einen Jungen nennen als einen Einzelgänger. Aus einem Jungen wurde mit der Zeit ein Mann, aber ein Einzelgänger blieb, was er war. Schüchtern trug er dem Onkel sein Problem vor.
    »Hat mein Vater nicht vielleicht doch mit anderen Frauen Kinder gehabt? Du selbst hast mir gesagt, daß er der beste Dieb, war, den es gab.«
    Thomas drehte sich um und betrachtete seinen Neffen prüfend. Er verschränkte die Arme über der Brust, daß sich die Muskeln spannten. Sie schimmerten im Licht der winzigen Glühlampe, die er wie alle vollwertigen Krieger an der Stirn trug.
    »Eric, denke nicht daran«, sagte er mitfühlend. »Dein Vater war ein berühmter Mann. Wir nannten ihn Eric den Schrecken der Vorratskammern, Eric den Bezwinger der Schlösser, Eric den lachenden Räuber. Ihm verdanke ich mein ganzes Wissen. Aber verheiratet war er nur ein einziges Mal. Mir ist nichts bekannt, daß er sich nebenher mit einer anderen eingelassen hätte. Und jetzt stell die Lanzen in Reih und Glied. Ich dulde keine Unordnung!«
    Gehorsam richtete Eric die Lanzen aus. Dann wandte er sich wieder an seinen Onkel, der die Tornister und Feldflaschen für die Expedition inspizierte. »Wenn aber mein Vater nun doch eine andere Frau hatte? Vielleicht haben ihm andere Weiber sogar reiche Würfe beschert? Dann wäre ich nicht mehr Eric der Einzige.«
    Der Fallensprenger seufzte und überlegte kurz. Dann zog er den Jüngling zur Mitte der Höhle. Vorsichtig sah er sich nach beiden Zugängen um, um sicher zu sein, daß sie allein waren. Dann erst antwortete er mit gedämpfter Stimme: »Den Beweis konnten wir nie erbringen. Aber wenn du nicht Eric der Einzige sein willst, dann mußt du dir einen anderen Namen verdienen. Mit einem siegreichen Raubzug. Um welche Kategorie wirst du dich bewerben, Eric?«
    Darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht. »Wohl die übliche, Nummer eins.«
    Thomas preßte die Lippen zusammen und machte ein finsteres Gesicht. »Erste Kategorie: Nahrungsmittel. Nun ja ... Weißt du, was dein Vater gewählt hätte?«
    »Nein, was?« fragte Eric begierig.
    »Die dritte Kategorie. Und dafür sollst auch du dich entscheiden.«
    »Nummer drei? Bestien-Souvenirs. Aber seit urdenklichen Zeiten hat niemand mehr die dritte Kategorie gewählt. Warum soll gerade ich es tun?«
    »Weil es um mehr geht als eine Jünglingsweihe. Es könnte ein Wendepunkt für uns alle werden. Große Dinge sind im Gange«, flüsterte der Fallensprenger eindringlich. »Und du sollst daran teilhaben. Wenn du deinen Raubzug geschickt anstellst und tust, was ich dir sage, ist der
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