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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern
Autoren: William Tenn
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Fallensprenger. Dem Kandidaten der letzten Jünglingsweihe war ein Gesicht erschienen, das den Zusammenstoß zweier riesiger fliegender Transportmittel der Väter zeigte.
    Sie hatten versucht, den Jüngling zu trösten, aber er hatte gewußt, daß sein Schicksal besiegt war. Und wirklich hatte ihn eine Bestie bei seinem Raubzug überrascht und zerfetzt.
    Trotzdem war ein tragisches Zukunftsbild immer noch besser als gar keines, fand Eric. Alle heiligen Zeiten geschah es, daß die Maschine surrte und nichts als ein blendend weißes Rechteck an die Wand warf. Dann wußte der ganze Stamm, daß der Prüfling nie ein richtiger Mann sein würde. Und die Maschine irrte nie. Ein Junge, dem eine Mattscheibe beschieden war, verweichlichte mit zunehmendem Alter immer mehr, ohne jemals seinen Raubzug zu tätigen.
    Es war schon eine umwerfende Weisheit, die dieser Maschine zugrunde lag. Sie besaß eine selbständige Antriebskraft, die angeblich so mächtig war wie die Kraft hinter allen Dingen. Ihre Lebensdauer war beinahe unbegrenzt, vorausgesetzt, daß niemand an der Maschine herumpfuschte. Aber wer hätte das wagen sollen? Ihre Visionen durchleuchteten nicht nur die Geheimnisse jedes einzelnen, sondern auch die unfaßbaren Rätsel, die von der Menschheit gelöst werden mußten, ehe ihr Erlösung winkte.
    Im Augenblick allerdings interessierte Eric sich nicht für die gesamte Menschheit, sondern nur für sich selbst und seine Zukunft. Mit wachsender Erregung lauschte er dem lauter werdenden Summen der Maschine. Plötzlich ging ein tiefes Aufatmen durch die Höhle, und an der Wand erschien eine Vision.
    Er hatte also keine Niete gezogen. Das war das Wichtigste.
    »Und wieder macht's die Fundgrube möglich!« plärrte eine Stimme, und auf dem Bild an der Wand drängten sich Menschen in den sonderbaren Körperhüllen, wie die Vorfahren sie getragen hatten. Aus allen vier Ecken des schimmernden Bildschirms stürmten Männer, Frauen und Kinder in eine merkwürdige Konstruktion in der Bildmitte und verschwanden im Tor. Pausenlos strömten Scharen herbei und liefen aufgeregt zu dem Bauwerk.
    »Und wieder macht's die Fundgrube möglich!« brüllte ihnen die Stimme entgegen. »Der Ausverkauf des Jahres! Nur morgen! In allen drei Etagen! Feldstecher, Tonbandgeräte, Kameras, alle drastisch reduziert, viele unter dem Selbstkostenpreis! Großer Wert fürs kleine Geld!«
    Jetzt zeigte das Bild nur Gegenstände. Sonderbare Gegenstände aus der Welt der Ahnen. Über jedes Stück sprach die Stimme eine passende Beschwörungsformel.
    »Krafft-Yahrmanns Belichtungsmesser. Es gibt nichts Besseres. Sie haben davon gelesen, jetzt können Sie ihn kaufen, den Belichtungsmesser, der Ihnen die Augen öffnet, zu einem Preis, den jeder sich leisten kann, acht Dollar und fünfundneunzig Cent, morgen in der Fundgrube, unwiderruflich nur ein Stück pro Käufer.
    Die automatischen Acht-Millimeter-Filmkameras, Marke Kyoto, mit einer 1.4 Blende und einem elektrischen Sucher, der für Sie sieht und zu jeder Aufnahme die richtige Blende garantiert. Bloß drei Dollar die Woche. Nur beschränkt vorrätig, darum schnell zugreifen!«
    Eric preßte die Finger gegeneinander. Voll Inbrunst und Spannung verfolgte er die Bilder. Hier offenbarte sich seine Zukunft. Die Orakelmaschine der Väter, blindlings gedreht, hatte ihm diesen Spruch zugedacht.
    Die Maschine war allwissend und unfehlbar.
    Aber Angst befiel ihn. Das Orakel war zu unverständlich. Manche Orakel ließen sich auch nicht von den weisesten Frauen deuten. Dann war der Prüfling dazu verurteilt, sich selbst und der Menschheit ewig ein Rätsel zu bleiben.
    Oh, daß ihm dies nicht widerfahren möge!
    »Unsere eigens importierten Präzisionsfeldstecher, nur vierzehn Dollar fünfundneunzig, samt Tragtasche. Sie sehen weiter, Sie sehen klarer, Sie zahlen weniger. In der Fundgrube zahlen Sie immer weniger! Höchste Qualität! Tiefstpreise! Morgen, morgen, beim Ausverkauf der Fundgrube!«
    Mit leisem Klicken erlosch das Bild. An seiner Stelle erschien ein weißes Viereck an der Höhlenwand. Die Weissagung war beendet. Was bedeutete sie? Ließ sie sich auslegen?
    Gebannt drehte er sich zu Ottilie, der ersten Häuptlingsfrau, um. Die Blicke der gesamten Menschheit hingen an ihr.
    Einzig die kleine, gedrungene, gebieterische Ottilie war fähig, ein Orakel zu deuten. Erste Häuptlingsfrau war ihr jüngster Titel, aber schon lange vorher hatte sie Ottilie die Prophetin geheißen, deren Geist sich aus der vertrauten
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