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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern
Autoren: William Tenn
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fertigbringen werde.«
    »Bestimmt«, versicherte ihm sein Onkel mit Nachdruck. »Alles ist bestens vorbereitet, Eric. Es wird ein Kinderspiel sein. Du mußt dich nur vor dem Rat behaupten und nicht schwach werden. Sage dem Häuptling, daß du dich an die dritte Kategorie wagst. Laß dich nicht von deinem Entschluß abbringen. Vergiß nicht, jeder Mann hat das Recht, die Art seines ersten Raubzugs selbst zu bestimmen.«
    »Aber Onkel ...«
    Am Ende der Höhle ertönte ein Pfiff. Thomas der Fallensprenger nickte in Richtung des Signals.
    »Der Rat tritt zusammen, mein Junge. Wir unterhalten uns später, auf der Expedition. Und merke dir: Der Raubzug dritter Kategorie ist ausschließlich deine Idee. Vergiß, was wir gesprochen haben. Sollte dir der Häuptling Schwierigkeiten machen, bin ich immer noch da. Schließlich bin ich dein Bürge.«
    Er legte den Arm um seinen Neffen und ging mit ihm ans Ende der Höhle, wo die anderen Angehörigen der Truppe warteten.
     

 
2.
     
    Der Stamm hatte sich unter den großen hängenden Glühlampen versammelt, die nur in dieser Haupthöhle verwendet werden durften. Abgesehen von den wenigen diensthabenden Wachen in den Korridoren war die gesamte Menschheit vertreten. Über hundert Leute. Ein beklemmender Anblick.
    Der Häuptling der gesamten Menschheit, Franklin der Vater vieler Diebe, räkelte sich auf einer bescheidenen Anhöhe, die den Namen Königshügel trug. Im Schwarm seiner Krieger war er der einzige, der sich einen feisten Wanst und einen schlaffen Arm leisten konnte – denn nur er besaß das Privileg des Faulenzerlebens. Inmitten seiner muskulösen Mannen wirkte er fast weibisch. Und doch trug er unter anderem auch den Titel ›Der Mann‹, und das zweifellos zu Recht, wie die unterwürfige Haltung der Krieger verriet, die in einem Respektabstand neben dem Hügel Aufstellung genommen hatten.
    Dreimal klatschte Franklin in die schwammigen Hände.
    »Im Namen unserer Väter und der Weisheit, mit der sie die Erde regierten, erkläre ich den Rat für eröffnet. Möge er als ein weiterer Schritt zur Wiedererlangung ihrer Weisheit enden. Wer hat die Einberufung des Rates verlangt?«
    »Ich.« Thomas der Fallensprenger löste sich aus seiner Truppe und trat vor den Häuptling.
    Franklin nickte. Dann stellte er die nächste traditionelle Frage: »Und dein Grund?«
    »Als Truppenführer mache ich auf einen Bewerber zur Aufnahme in die Gesellschaft der Männer aufmerksam. Er gehört meiner Truppe an, hat die vorgeschriebene Zeit als Speerträger gedient und ist ein braver Jungkrieger: Mein Neffe, Eric der Einzige.«
    Beim Klang seines Namens überrieselte es Eric eiskalt. Teils freiwillig, teils von den anderen Kriegern gestoßen, stolperte er zu seinem Onkel und stand ebenfalls vor seinem Häuptling.
    Der stellte ihm die erste Frage: »Eric der Einzige, bewirbst du dich um Aufnahme in die Gesellschaft der Männer?«
    Eric schnaufte und nickte: »Ja.«
    »Und wie wirst du der Menschheit dienen?«
    »Ich werde für sie stehlen, was sie braucht. Ich werde sie gegen alle Außenseiter verteidigen. Ich werde Besitz und Wissen der Weibergesellschaft vergrößern, auf daß sie die Macht und das Wohlbefinden der Menschheit stärken möge.«
    »Schwörst du, diese Vorsätze zu halten?«
    »Ich schwöre.«
    Der Häuptling wandte sich an Erics Onkel. »Du bist sein Bürge. Unterstützt du seine Vereidigung und schwörst du, daß er unser Vertrauen verdient?«
    Mit einer winzigen Andeutung von Spott in der Stimme antwortete Thomas der Fallensprenger: »Ja, ich schwöre es.«
    Für die Dauer eines Herzschlags kreuzten sich die Blicke des Häuptlings mit jenen des Truppenführers. Eric bemerkte es trotz aller Aufregung. Dann sah der Häuptling weg und zeigte auf die Weiber an der gegenüberliegenden Seite der Höhle.
    »Die Männer haben ihn als Bewerber genehmigt. Jetzt muß er sich vor den Weibern beweisen.«
    Der erste Teil war überstanden. Es war gar nicht so schlimm gewesen. Eric wandte sich den näher kommenden Führerinnen der Weibergesellschaft zu. In ihrer Mitte ging Ottilie, die erste Häuptlingsfrau. Jetzt wurde es gefährlich.
    Nach alter Tradition zog sich sein Onkel vor den Weibern zurück. Seine Männlichkeit mußte jeder allein beweisen. Dabei konnte ihm kein Freund helfen.
    Daß die Prüfung nicht leicht sein würde, stand für Eric fest. Ihm war ein Trio unbarmherziger Weiber zugeteilt worden, die ihm offensichtlich nichts ersparen wollten.
    Sarah die Gesundmacherin machte
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