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1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe
Autoren: Jason Dark
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Trotz der Dunkelheit sah er sie vor sich. Ihr Bild erschien vor seinem geistigen Auge.
    Sie war nicht einmal schön, dafür interessant. Dunkelblonder Kurzhaarschnitt, ein sehr ausgeprägtes Gesicht, das ihn immer wieder an die Schauspielerin Jamie Lee Curtis erinnerte, die Queen of Horror, die er in »Halloween« gesehen hatte. Die Fortsetzung des Films hatte er sich nicht angeschaut.
    Er konnte auf den Leinwand-Horror gut verzichten, der tatsächliche war schlimmer.
    Es hatte keinen Sinn, sich zu drehen und an der Tür zu rappeln. Teresa hatte abgeschlossen und den Schlüssel zweimal gedreht. Außerdem bestand die Tür aus Eisen. Damit hätte selbst Herkules seine Schwierigkeiten gehabt.
    Er saugte die Luft ein. Sie war so anders. Sie roch säuerlich. Sie paßte ihm nicht. Wie ätzender Nebel, der sich in seinem Mund ausbreitete. Ein widerlicher Geruch, und Spiro schüttelte sich.
    Er ging einen Schritt vor, blieb dann wieder stehen. Wie hatte Teresa noch gesagt?
    »Wer mich liebt, der muß eine Prüfung bestehen. Er muß so lange auf mich warten, bis ich ihn abhole. Erst dann ist er meiner würdig.«
    Kruse Worte, die Mick nicht begriff. Ich bin ein Idiot, dachte er wieder. Verdammt, ich bin fast Vierzig und benehme mich wie ein pubertierender Jüngling.
    Er hatte nicht einmal gesehen, wo sie ihn hinführte. Die Augen waren ihm verbunden worden. Erst beim Eintreten hatte Teresa ihm die Binde abgenommen, aber auch da war nicht viel zu erkennen gewesen.
    Nun überhaupt nichts.
    Die Finsternis war absolut schwarz. Er trug auch kein Feuerzeug und keine Taschenlampe bei sich.
    Man hatte ihm beides abgenommen. Die Prüfung sollte ja perfekt sein.
    Die Luft roch. Und dieser Geruch blieb auch. Salzig, säuerlich, auch modrig. Da vermischte sich so einiges, und Spiro verzog angewidert das Gesicht.
    Auch nach einigen Minuten hatte er sich nicht an seine Umgebung gewöhnt. Es war ein Verlies, aber es lag nicht unter der Erde. Er war in den Bau hineingestoßen worden, der recht einsam lag, denn Mike hatte keine fremden Geräusche in der Nähe gehört. Wohl weiter entfernt das Rauschen, die ewige Musik der Stadt, die auch in der Nacht nicht abriß. Er hatte draußen die Feuchtigkeit gerochen. Sie erinnerte ihn an nasse Steine, die ausatmeten.
    Er ging wieder einen Schritt nach vorn. Unter den Schuhen scheuerte der Schmutz. Teresa hatte ihm gesagt, daß sie nach ihm schauen würde, wenn es hell wurde.
    Mick lachte bitter auf. Wann wurde es hell? Im November verdammt spät, und wieder begann er, sich zu verfluchen. Es war kalt in diesem Gefängnis, zudem feucht. Okay, er trug eine dicke Hose und einen Pullover unter dem Blouson, aber die langen Stunden kamen nur der Kälte entgegen. Sie würde sich durch seine Kleidung bohren und sich auf die Haut legen.
    Erkältung, Lungenentzündung waren die Folgen. Und alles nur wegen dieser Frau, die ihn so in den Bann gezogen hatte.
    Ein Geräusch!
    Nicht von ihm. Auch nicht draußen, nein, das war in seiner Nähe aufgeklungen.
    Spiro hielt den Atem an. War er nicht allein? Gab es Überraschungen, auf die Teresa ihn nicht vorbereitet hatte?
    Er hielt also den Atem an, weil er sich durch nichts gestört fühlen wollte. Er wartete darauf, daß sich das Geräusch wiederholte, denn so genau hatte er es nicht identifizieren können.
    Ein menschlicher Laut war es nicht gewesen. Davon ging er aus. Da steckte etwas anderes dahinter.
    Ein Tier? Ein Laut wie ein leiser und hoher Schrei.
    Aber welche Tiere gab es hier?
    Spiro dachte nicht weiter. Ihm war etwas in den Sinn gekommen, er wollte nicht darüber nachdenken und redete sich ein, daß alles nur eine Täuschung gewesen war.
    Beim Eintreten hatte er nicht gesehen, wie groß dieses Verlies war. Er glaubte nicht an eine kleine Kammer, und so nahm er sich vor, sein. Gefängnis genau zu erkunden. Er wollte wissen, wie lang und breit es war.
    Tappend ging er vor. Die Dunkelheit war wie ein Schlauch, in dem sich etwas bewegte. Er wurde davon angezogen. Ein Magnet lag dort, und er setzte seine Schritte wie automatisch. Die Arme hielt er vorgestreckt, damit rechnend, daß seine Handflächen gegen ein Hindernis stießen.
    Da war nichts.
    Noch nicht…
    Nur der Geruch blieb. Widerlich und ätzend. Stinkende Säure, die sich in der Luft verteilt hatte. Er konnte nicht erkennen, was auf dem Boden lag und knirschte, wenn er darüber hinwegschritt. Es hörte sich an wie das Brechen kleiner abgenagter Knochen, die man hier liegengelassen hatte.
    Der Gedanke
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