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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech
Autoren: Neal Asher
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Prolog
     
    Als Vrell sah, wie sich die Kreatur aus der Düsternis der Unterwasserwelt herausschälte, erkannte er sie sofort anhand der Biodateien über die Fauna dieses Planeten. Die Menschen nannten sie einen Zahnkarpfen – weil der gewaltige Rumpf an den gleichnamigen terranischen Fisch erinnerte. Statt sich jedoch mit Hilfe des Schwanzes fortzubewegen, schleppte sich die hiesige Kreatur mit Hilfe unzähliger Bauchtentakel über den Meeresgrund. Jetzt hielt sie an, wobei sich diese Tentakel zu einem dicken Stamm verschlangen, sodass die Kreatur wie ein seltsamer fleischiger Baum dastand. Vielleicht diente das der Tarnung? Nein – der Stamm drehte sich, sodass der völlig horizontal ausgerichtete Karpfenrumpf Vrell zugewandt wurde, und dicke Lippen zogen sich vor einem dichten Bestand durchscheinender Zähne zurück.
    Vrell spürte, wie sich ihm vor Angst die Eingeweide zusammenzogen. Die wenigen ihm verbliebenen Waffen waren hier nutzlos, da sie speziell für die Landkriegsführung konstruiert waren. Darüber hinaus war die natürliche Feigheit des Prador im Erwachsenenstadium – von ihm gerade kürzlich erreicht – durch viele kaum zurückliegende Anschläge auf sein Leben verschlimmert worden. Er sank in noch größere Tiefen hinab, und das Antwortsignal für seinen Ortungsimpuls verriet ihm, dass das Schiff seines Vaters nicht mehr weit war. Der Karpfen näherte sich ihm eifrig, umkreiste ihn und behielt ihn im Auge. Vielleicht bewegte die Neugier auf einen potenziellen Abendschmaus das Tier.
    Vrell überlegte inzwischen, dass sein Vater Ebulan wohl an der Grenze zur Senilität gestanden hatte und sein Projekt auf diesem feindseligen Planeten nur als ein Symptom davon zu verstehen war. Der Krieg gegen die Menschheit war schon seit den frühen Tagen von Ebulans Leben vorbei, und jetzt wuchsen Handel und bessere Beziehungen zwischen Prador und Menschen. Aufgrund von Gräueltaten Ebulans in diesem Krieg – die Entkernung von Menschen, um sie als Pradorsklaven zu benutzen –, begangen unter Beteiligung gewisser Mitverschwörer aus den Reihen der Menschen, sank nun sein Stern im Königreich. Sein Versuch jedoch, auf diesem Planeten die Alten Kapitäne auszulöschen – uralte Seekapitäne, die einzigen Überlebenden des Entkernungshandels und somit echte Zeugen für Ebulans Verbrechen –, scheiterte. Als Heranwachsender, streng durch die Pheromone des Vaters gelenkt, hatte Vrell keinerlei Mitspracherecht in diesen Dingen und kam dadurch beinahe ums Leben. Während all dieser Ereignisse holte irgendeine Rakete Ebulans Raumschiff vom Himmel, und wahrscheinlich waren alle an Bord tot. Vrell hielt sich selbst für den einzigen Überlebenden – und vielleicht selbst das nicht mehr lange.
    Der Meeresgrund bestand hier aus einer schrägen Steinplatte, auf der es von Blutegeln wimmelte. Vrell umging vereinzelte Ballungen von Hammerschnecken mit ihren Spiralhäusern, denn er wusste nur zu gut, dass diese Kreaturen seinen Panzer mit einem geballten Angriff knacken konnten. Die Froschschnecken hingegen, auf die er stieß, zerstreuten sich schnell, hielten ihn vielleicht für eine neue Art von Gleißer – einer Kreatur, mit der er jedoch nur ein Exoskelett und eine ähnliche Anzahl Beine gemeinsam hatte. Jetzt erblickte Vrell die Umrisse des abgestürzten Raumschiffs, hervorgehoben durch die immer noch innerhalb des Rumpfs tobenden Brände; in diesem Augenblick griff der Zahnkarpfen an.
    Er attackierte schnell von unten her und packte Vrells verletzte Klaue mit den dicken Lippen. Dann drehte sich das Tier und breitete die Tentakel strahlenförmig rings um sich aus. Vrell versuchte ebenfalls, sich zu drehen, war aber nicht schnell genug. Das Monster riss Vrell die Klaue ab und zerrte dadurch Knorpel und Sehnen aus dem Körperpanzer des Pradors, und dessen grünes Blut spritzte ins Wasser. Die damit verbundenen Schmerzen hätten für Vrell schon mehr als gereicht, aber während er auf dem Rücken lag und sich abmühte, wieder auf die Beine zu kommen, hefteten sich Blutegel an die Wunde und fraßen sich in den Körper hinein. Vrells blubbernder Schrei warf Echos in der Tiefe, als er sich schließlich aufrichten und weiter vorwärtskämpfen konnte. Er drehte einen Augenstiel und verfolgte, wie der Zahnkarpfen seine Klaue mampfte, die Schale so leicht wie Kreide knackte und das Fleisch aussaugte. Gleichzeitig spürte der Prador, wie sich die Blutegel weiter durch den Panzer in sein Fleisch hineinfraßen, aber dagegen
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