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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift
Autoren: Justin C. Skylark
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tief in Neals Herz.
    „ Ich habe dich mal bewundert, sehr sogar, doch davon ist nichts mehr übrig. Es ist alles zerstört. Und das schlimmste ist, dass man dir nicht helfen kann.“
    Sie schüttelte den Kopf, dann schloss sie ihre gepackte Kulturtasche und ging zurück ins Schlafzimmer, stopfte die Tasche in den prall gefüllten Koffer.
    Mittlerweile rannen Tränen ihre Wange hinunter.
    „Bleib hier, Liebes“, startete Neal einen erneuten Versuch, sie von ihrem überstürzten Vorhaben abzubringen. „Lass uns doch noch einmal in Ruhe über alles reden.“
    Mit traurigem Blick stand er vor ihr, immer noch fassungslos über die Tatsache, dass sie ihn verlassen wollte. Zitternd vor Angst und Schmerzen streckte er seine Hand nach ihr aus.
    „Ich liebe dich doch …“, sagte er leise.
    „Davon merke ich aber nichts mehr“, entgegnete sie und wich seiner Hand aus. Dann machte sie den Koffer endgültig zu.  
    „Du kannst mich nicht alleine lassen! Nicht auch noch du!“, schrie Neal entsetzt auf. Allmählich wurde ihm der Ernst der Lage bewusst.
    „Doch, das kann ich“, hörte er seine Schwester sagen. „Ich muss auch mal an mich denken. Du hast meine Hilfe nicht angenommen, und jetzt muss ich mich auch mal auf mich selbst besinnen – nach all dem Chaos hier!“
    Sie fuhr sich erschöpft über das Gesicht. Die ganze Aktion hatte sie müde gemacht, doch sie war sich die ganze Zeit sicher, richtig zu handeln.
    „Aber, was ist denn mit unserem Baby?“, fragte Neal erschüttert.
    Da rastete Francis endgültig aus. „Ach, sieh dich doch mal an!“, schrie sie ihrem Bruder direkt ins Gesicht. „Sieht so ein Vater aus, der die Verantwortung für ein Kind tragen kann? Du kannst dich ja nicht mal ausreichend um dich selbst kümmern!“
    Sie sah ihn noch einen Moment lang an, betrachtete sein unrasiertes, fahles und ausgezehrtes Gesicht, seine Kleidung, die ihm längst etliche Nummern zu groß war. Sie sah auf seine kaputten Arme, die Kratzspuren und Einstiche aufwiesen. Sie registrierte seine unruhigen Augen, seine unkontrollierte Atmung und seinen zitternden Leib.
    Sie war sich sicher: würde er nicht an seiner Sucht sterben, würde er mit Sicherheit irgendwann verhungern.  
    „Aber … mein Baby“, flüsterte er, „ich habe mich so darauf gefreut. Du kannst doch jetzt nicht einfach fortgehen?“
    „Das hättest du dir vorher überlegen sollen“, erwiderte Francis. Sie drehte sich um, marschierte zielstrebig zum Kinderzimmer und öffnete die Tür. Nicholas saß an seinem Schreibtisch und machte Hausaufgaben. Im Hintergrund lief eine Hörspielkassette.
    „Nicholas? Räume bitte deine Sachen zusammen. Wir werden verreisen.“
    Ihr Sohn sah erstaunt auf, und ehe er etwas sagen konnte, hörte man Neal im Hintergrund schreien:
    „Oh, nein, Francis! Lass mir wenigstens den Jungen da!“
    „Damit er bei dir verwahrlost, wie du selbst?“ Sie lachte höhnisch und schüttelte erneut den Kopf. „Du kannst ihm ja nicht mal mehr Essen aufwärmen! Nein, Nicki kommt mit!“
    „Wohin gehen wir denn?“, fragte der Junge erschrocken. Seine Augen waren groß. „Wieso?“
    „Ich erkläre es dir alles nachher“, entgegnete Francis, die in der Zwischenzeit eine kleine Tasche mit Spielsachen, Büchern und Kinderkleidung gepackt hatte. Sie stellte die Tasche in den Flur, dann griff sie zum Telefon, um ein Taxi zu ordern.
    „Nicki …“, flüsterte Neal. Er starrte seinen Sohn an, dem ein paar Tränen über das Gesicht kullerten. Das plötzliche Geschehen machte ihm sichtlich Angst.
    „Ich will aber bei Papi bleiben!“, wimmerte er. Dann kam er auf Neal zu und klammerte sich an ihm fest.
    „Du kommst mit!“, rief Francis sauer. Sie holte den Koffer aus dem Schlafzimmer und trug ihn zur Tür,
    „Sei brav“, sagte Neal. Es fiel ihm sichtlich schwer, das zu sagen. Er ging in die Knie, um Nicholas zu umarmen. „Es ist besser, wenn du bei Mami bleibst, die kann … besser für dich sorgen …“
    Er schluckte aufkeimende Tränen herunter und küsste Nicholas auf die Wange.
    „Aber wieso denn?“, schrie der Junge. „Ich will nicht weg! Ich will bei Papi sein!“
    „Du kommst jetzt mit!“ Francis nahm ihren Sohn bei der Hand, dann griff sie zu dem kleinen Koffer.
    „Liebes, bitte, du sollst nicht so schwer tragen!“, rief Neal sogleich, als er sah, wie sich seine Schwester mit dem Gepäck abmühte.
    „Tu nicht so besorgt. Die letzten Wochen hat es dich auch nicht interessiert, dass ich schwanger bin … Was du
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