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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift
Autoren: Justin C. Skylark
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seiner Einsamkeit in London hervorging. Sicher war auch nicht das traumatische Erlebnis - mit Dirk vor fünfzehn Jahren-, das jahrelange Verdrängungen nach sich zog, daran schuld.  
    Nein, für einen kurzen Moment glaubte sie, dass die Ursache dafür schon in Neals Kindheit lag. Vielleicht saß der Verlust seines Vaters tiefer als angenommen? Doch das alles war schon so lange her.
    „Wie kannst du Dad so etwas antun?“, fragte sie deswegen empört. „Hast du vergessen, was er alles für dich getan hat? Er hat dich immer wie seinen leiblichen Sohn behandelt. Wie kannst du ihn so vor den Kopf stoßen?“
    Neal zögerte mit der Antwort. War er vielleicht selbst entsetzt über seine Worte?
    „Er soll sich einfach nicht einmischen“, sagte er kühl.
    „Aber er macht sich Sorgen“, erwiderte Francis. „Er will dir helfen!“
    Neal antwortete nicht. Stattdessen führte ihn sein taumelnder Gang zum Waschbecken.
    „Ruf bei Dad an und entschuldige dich“, bat Francis, aber Neal schüttelte nur mit dem Kopf.
    „Nichts werde ich tun“, sagte er leise. Sein Blick wanderte zum Waschbecken, in dem ein paar Nadeln und Spritzen lagen. Mit zittrigen Händen griff er danach.
    „Was machst du da?“, fragte Francis sofort. Sie kam näher, um zu beobachten, wie Neal die Gegenstände unter fließendes Wasser hielt.
    „Ich musste die Sachen abspülen. Ich hab zurzeit keine neuen parat.“
    „Und das machst du hier? In meinem Waschbecken, wo Nicholas nebenan spielt?“
    Francis war entsetzt.
    „Er geht da nicht bei“, beteuerte Neal, „da passe ich schon auf.“
    Doch das war zuviel für Francis. Sie schüttelte den Kopf. Nein, das war wirklich zu viel.
    „Du bist widerlich!“, fauchte sie, und das meinte sie sogar ernst. „Das ist abartig, was du machst!“
    „Du musst das verstehen …“, versuchte Neal sich zu erklären, aber seine Schwester hatte keinerlei Verständnis.
    „Pack das sofort weg!“, forderte sie. „Ich will deine Spritzen hier nicht mehr sehen!“
    Neal zuckte bei ihrem Geschrei zusammen, doch er tat, was sie sagte. Mit gesenktem Blick schlich er in den Flur, wo er seine Nadeln und Spritzen in der Jacke verstaute. Ihm war noch immer flau, und ihm war längst klar, dass er es ohne weiteren Stoff nicht mehr lange aushalten würde. Doch er wollte noch nicht gehen. Er wollte bei Francis bleiben, bei seinem Sohn.
    Nur noch einen Moment …
    Er ging zurück ins Bad, in dem Francis das Waschbecken mit einem Lappen abwischte, dabei hatte Neal doch gar keine Spuren hinterlassen. Er rieb sich nervös die Arme. In kurzen Intervallen krampfte sich sein Magen zusammen. Er unterdrückte ein Würgen. Wenn doch bloß diese Scherzen nicht wären …
    „Hast du irgendwo Schmerztabletten?“, fragte er leise und unterbrach damit die bedrückende Stille. Francis legte den Lappen beiseite und seufzte tief.  
    „Falls du es vergessen hast“, antwortete sie. „Ich bin schwanger. Ich nehme keine Tabletten und hab auch nichts da.“
    „Gar nichts?“, vergewisserte sich Neal, während er zum Spiegelschrank griff, um sich selbst davon zu überzeugen. „Nicht mal Paracetamol oder so?“
    „Nein!“ Francis’  Stimme wurde noch lauter. Sie verließ das Bad, um im Schlafzimmer das Fenster zu öffnen. Irgendwie musste sie sich beruhigen, und so lehnte sie sich nach draußen, um die frische Luft einzuatmen.
    Sogleich spürte sie ihren Bruder neben sich. „Geht es dir nicht gut? Hast du Beschwerden?“
    Da lachte Francis hämisch auf. „Nett, dass du mal fragst. Das kommt ja selten genug vor.“
    „Aber das stimmt doch gar nicht“, lenkte Neal ein. Er wollte sie anfassen, sie an sich drücken, doch sie wich ihm aus, als würde sie sich vor ihm ekeln
    „Fass mich nicht an!“, fauchte sie, woraufhin Neal Abstand nahm. Sein Blick war entsetzt.
    „Was hast du denn plötzlich?“, fragte er perplex. „Warum darf ich dich nicht anfassen?“
    Francis schüttelte nur den Kopf und sah nach draußen.
    „Dass du das selbst nicht merkst“, sagte sie leise. „Das alles hast du dir selbst zuzuschreiben.“
    Vorwürfe! Das musste ja kommen! Neal fuhr sich über das Gesicht. Wieder fühlte er sich schuldig. Sie hatte ja Recht, so verdammt Recht!
    Der Schmerz in seinem Magen wurde wieder stärker. Er ging in die Knie und nahm auf dem Bett Platz. Seine Arme verschränkte er vor dem Bauch. Nur mit Mühe konnte er ein Ächzen unterdrücken. Es war längst Zeit für einen neuen Schuss. Doch sollte er jetzt gehen? Sie wieder
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