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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift
Autoren: Justin C. Skylark
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Sie setzte sich zu ihrem Sohn und nahm ihn in die Arme. „Ich bin so froh, dass du wieder mein Gero bist – so wie früher.“
    Ihr Sohn schloss die Augen.
    „Und ich bin froh, dass ihr mir verziehen habt“, sagte er. „Ich hätte viel eher auf euch hören sollen.“
     
     

XII
     
    Francis kam etwas später als sonst von der Arbeit. Sie war erleichtert, als sie Licht im Kinderzimmer sah. Als sie ihre Jacke abgelegt hatte, wandte sie sich sofort an ihren Sohn.
    „Hallo Nicki, tut mir leid, dass es später wurde.“ Sie umarmte ihren Sohn, der auf dem Boden mit Autos spielte.
    „Macht nichts, Mami“, sagte er und lächelte.
    Francis ließ von ihm ab und ging in die Küche, doch was sie dort sah, stimmte sie sogleich unzufrieden.
    „Hast du noch nichts gegessen?“ Sie betrachtete die Kochtöpfe auf dem Herd, die unberührt waren. „Hat Papi dir nichts warm gemacht?“
    Nicholas war aufgestanden und lehnte am Türrahmen.
    „Papi ging es nicht gut“, berichtete er mit leiser Stimme. „Ich hatte Cornflakes.“
    Francis verzog das Gesicht, doch sie versuchte sich vor ihrem Sohn zu beherrschen. „Hat er dich wenigstens von der Schule abgeholt?“
    Da nickte ihr Sohn. „Ja, mit dem Taxi.“
    Na, immerhin fährt er in seinem Zustand nicht mehr Auto, dachte Francis. „Und wo ist er jetzt?“
    „Im Bad. Ihm ist schlecht.“ Nicholas sah seine Mutter traurig an, als erwarte er von ihr eine Erklärung für das Ganze. Doch sie konnte ihm nur über das Haar streichen.
    „Ich mache gleich Abendessen. Mach solange deine Hausaufgaben.“
    Ihr Sohn nickte und verschwand wieder im Kinderzimmer, während Francis ihren Bruder im Bad aufsuchte.
    Sie sah ihn vor dem WC knien. Unschwer war zu erkennen, dass er sich gerade übergeben hatte. Sein Leib atmete schwer, und er presste sich ein Handtuch vor den Mund.
    Seine Augen waren geschlossen, aber als er seine Schwester hörte, sah er sofort auf.
    „Liebes?“ Es klang erstaunt und irgendwie auch erleichtert. „Es tut mir leid, mir war übel.“
    Er kam mit Mühe wieder auf die Beine, betätigte die WC-Spülung. Er merkte, dass seine Schwester kein Mitleid empfand. Das tat sie schon lange nicht mehr. Seit dem Vorfall mit Gero sprachen sie nur noch das nötigste miteinander. Und das gab ihm noch mehr das Gefühl ein Versager zu sein.  
    „Du hast Nicholas kein Mittagessen warm gemacht“, sagte sie vorwurfsvoll. „Das war das letzte Mal, dass du auf ihn alleine aufgepasst hast.“  
    Sie merkte, wie sie erneut wütend wurde. Sie wollte es noch einmal versuchen. Noch einmal wollte sie ihrem Bruder die Chance geben, etwas Struktur in seinen Alltag zu bekommen, doch es hatte wieder nicht geklappt. So sehr sie es auch gewollt hätte, Nicholas konnte sie nicht mehr in seine Obhut geben.  
    Neal senkte den Kopf und auch die Hand mit dem Handtuch.
    „Mir ging es nicht gut. Ich hatte mit ihm abgemacht, dass wir alle zusammen am Abend essen. Das war okay für ihn“, versuchte er zu erklären.
    „Ach, wusste gar nicht, dass du wieder normal essen kannst!“, fauchte Francis ungehalten. Sie konnte ihre Wut nicht mehr zügeln. Zudem fiel ihr der Zwischenfall in der Firma wieder ein.
    „Dad hat mich heute auf dich angesprochen. Ich konnte dich nicht mehr schützen“, berichtete sie.
    Daraufhin sah Neal auf. „Was? Was meinst du?“
    „In der Zeitung steht schon wieder ein Artikel über dich.“ Sie sah Neal unzufrieden an. „Merkst du eigentlich nicht, wenn dich ein Reporter fotografiert, während du stoned durch die Bars torkelst?“
    Sie griff sich an den Kopf. „Dad ist nicht doof. Er ahnt was los  ist …“
    In dem Moment klingelte Neals Handy. Mühselig zog er es aus seiner Hosentasche.
    „Das wird er sein“, sagte Francis. „Kannst ihm selbst erzählen, was das alles zu bedeuten hat!“
    Es war wirklich Peter Anderson, der sich am Telefon meldete. Francis blieb im Bad stehen und lauschte dem Gespräch.  
    „Was willst du, Dad? – Nein, mir geht es blendend!“ Neal lachte höhnisch auf.
    „Mir ist egal, was in den Zeitungen steht!“, brüllte er plötzlich unbeherrscht. „Niemanden geht es etwas an, was mit mir los ist. Und dich geht es auch nichts an! Du bist nicht mein richtiger Vater!“
    Zornig beendete Neal das Gespräch. Er atmete schwer. Fast gehetzt sah er Francis an. Die konnte kaum glauben, was sie soeben gehört hatte. Und für einen kurzen Moment hatte sie das Gefühl, als müsste sie annehmen, dass der Grund für Neals Drogensucht nicht aus
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