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Rolf Torring 124 - Die Ratten von Peking

Rolf Torring 124 - Die Ratten von Peking

Titel: Rolf Torring 124 - Die Ratten von Peking
Autoren: Hans Warren
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      1 . Kapitel  
      Fürst Margolo meldet sich  
     
      „Sie waren schon einmal in Peking, lieber Professor?" fragte Rolf, als wir mit der chinesischen Eisenbahn von Tien-Tsin nach Peking fuhren.  
      Der Professor nickte.  
      „Dann erzählen Sie uns doch bitte ein bißchen von der Stadt!" bat Rolf.  
      „Aber gern" meinte unser Gegenüber. „Es ist zwar eine Reihe von Jahren her, daß ich Peking besuchte, und in der Zwischenzeit wird sich manches im Stadtbild geändert haben, denn gerade die großen chinesischen Städte befinden sich zur Zeit in einem ständigen Wandel. Altes wird zurück gedämmt, Neues rückt an seine Stelle. Aber das Wesentliche an Baudenkmälern zum Beispiel ist sicher heute wie damals vorhanden. Wie jede ostasiatische Großstadt, die irgendwie europäisch-amerikanisch beeinflusst ist, findet sich auch in Peking Modernstes neben Altertümlichstem, sieht man Luxushotels im Stile der USA, Elendsqartiere der Einheimischen und alte, sehr alte Tempel als Zeugnisse einer Jahrhunderte, oft Jahrtausende alten, auf hoher Stufe stehenden Kultur."  
      „Wie nennen die Chinesen die Stadt?" fragte ich dazwischen. „Auch Peking?"  
      „Nein, eigentlich nicht, sondern Pei-Tsching, das bedeutet 'nördliche Residenz'."  
      „Können Sie uns etwas über die ursprüngliche Anlage der Stadt sagen?" fragte ich weiter.  
      „Die ursprüngliche Anlage kann man heute noch genau feststellen: ein Rechteck, das sich von West nach Ost erstreckt und ummauert ist. Die Straßenführung unterscheidet sich kaum von der anderer großer chinesischer Städte, die Bauweise der Häuser ebenso wenig."  
      „Ich habe einmal irgendwo gelesen, daß die Chinesen," meinte Rolf, „schon in alter Zeit die Straßen viel breiter angelegt haben als unsere Vorfahren im Mittelalter."  
      „Das stimmt," nickte der Professor, „aber man hat nicht den Eindruck, daß die Straßen breit sind. Im Gegenteil! Sie wirken oft so schmal daß man sich bei mäßigem Verkehr oft sogar hindurch winden muß. Vor den Häusern spielt sich das berufliche Leben, das handwerkliche Tun der Chinesen ab: da arbeiten Klempner neben Barbieren Schuhflicker neben Schneidern, da betreiben Hühnerverkäufer Obsthändler, Wasserträger und Teehändler ihr Geschäft. Sie greifen mit ihren 'Läden' und 'Werkstätten' wenn man diese Worte in China überhaupt anwenden darf von jeder Häuserfront bis weit in die Straße manchmal fast bis zur Mitte, hinein. So bleibt ein schmaler Durchgang, auf dem sich zwei kleine Fuhrwerke nur mit Mühe ausweichen können."  
      „So ähnlich haben wir es auch in anderen chinesischen Städten angetroffen, kleinen wie großen," schob ich ein.  
      „Im Straßenleben unterscheidet sich Peking auch kaum von anderen Städten," gab Professor Kennt, unser Reisebegleiter, zu. „Wenn man überhaupt Unterschiede machen will, so muß man sie eigentlich nur zwischen den südlich und den nördlich liegenden Städten machen. Aber es würde im Augenblick zu weit führen, diesen Unterschied zu untersuchen und zu analysieren. In Peking ... "  
      „Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche." sagte Rolf. „Peking soll einen außerordentlich starken Verkehr auch im rein chinesischen Viertel, das baulich noch nicht von Europa und den USA beeinflusst ist, haben."  
      „Richtig! Das Bild, das sich dem stillen Beschauer bietet, ist reicher und vielfältiger als anderswo. Da ziehen Dromedare durch die Straßen, die beladen sind mit — ja, Sie werden staunen! — mit Steinkohle aus der Tatarei. Da fahren Rikschas vornehme chinesische Herren zu ihrem Büro. Da hocken Bettler an allen Straßenecken. Und wenn ein Zug laut weinender und lamentierender Männer und Frauen daherkommt, die einen Toten im Sarg zur letzten Ruhestätte tragen, steht der ganze Straßenverkehr einen Augenblick still. Aber auch wenn Hochzeitszüge mit der Braut im roten Tragsessel den schmalen Straßendurchgang durchschreiten, hören Handwerker und Händler für zwei, drei Minuten auf, zu arbeiten, und schauen die Braut an und ihr nach. Ein ewiges Kommen und Gehen, nicht gerade hastig wie in den Zentren europäischer Hauptstädte; aber immer geschäftig, immer in Bewegung sind die Chinesen. Auf der anderen Seite ist es so, da sich ein sehr großes Stück des Lebens aller Einwohner auf der Straße abspielt, daß irgendwo im Schatten eines Hauses ein paar Kulis liegen, die ein Schläfchen halten, während um sie herum der
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