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Von unten gefesselt

Von unten gefesselt

Titel: Von unten gefesselt
Autoren: Clark Kraycek
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Für C.

    2012
    Wenn ich heute so zurück denke dann erkenne ich, dass mich der Gedanke an BDSM schon seit sehr vielen Jahren beschäftigt. Wann genau es begann, was der eigentliche Auslöser war, das vermag ich heute nicht mehr zu sagen. Aber ich spüre mein dominantes Verlangen, meine Lust an der Führung und mein Wunsch nach der Unterwerfung einer Frau schon seit recht langer Zeit. Oft genug zunächst als etwas fremdes in mir, anfangs gar befremdlich, aber deutlich präsent. An die ersten neugierigen Versuche, mich mit dem Thema auseinander zu setzen, erinnere ich mich heute oft noch schmunzelnd. Lösten manche Ideen und „Praktiken“ doch Unverständnis in mir aus, wirkten zum Teil gar abstoßend, dennoch ließ mich das Thema nie aus seinem Bann und verließ niemals ganz meinen Kopf. BDSM wird nach wie vor von vielen Menschen als abstoßend angesehen, pervers, nicht normal. Die Wünsche und Sehnsüchte, die BDSM-Interessierte empfinden, werden oft als krank und gestört angesehen. Und in gewisser Weise empfand ich selbst meine eigenen Bedürfnisse zunächst recht ähnlich.

    In meiner ersten langjährigen Beziehung war es undenkbar, diese Wünsche aus zu leben, nicht einmal ausprobieren erschien im Rahmen des Möglichen. Überwiegend Blümchensex, oft wenig erfüllend und kein Raum für Erkundungen oder gar Experimente. Im Gegenteil ist mir heute klar, dass meine Dominanz, die ich zwar sexuell niemals ausleben konnte, die aber immer präsent war, auch mit zum Scheitern dieser Beziehung beigetragen hat. Ganz sicher nicht der entscheidende Grund, aber einer von vielen Gründen.

    Der eigentliche Durchbruch kam nach dieser Beziehung. Das Verstehen, Informieren, vor allem aber das Akzeptieren. Was zuvor noch befremdlich erschien, begann “normal” zu werden. In Gedanken und Empfindungen, in meinen Wünschen. Manche Rituale und Redewendungen erschienen mir reichlich albern und übertrieben, sind es zum Teil bis heute. Andere wiederum trafen mein Empfinden und weckten Sehnsüchte danach. Unbewusst begann ich, mich nach einer Frau umzusehen, die diese Wünsche teilen würde, es als positiv empfinden würde, meine Wünsche erfüllen zu können. Und so traf ich irgendwann meine erste Partnerin, mit der ich beginnen konnte, diese Wünsche auch aus zu leben.
    Dennoch war es eine vollkommen andere Frau, die mir die komplette Tragweite von BDSM deutlich machte, wohl ohne dass sie sich selbst dessen bewusst war. Die mir die Tiefe deutlich vor Augen führte, die eine solche Bindung erreichen kann und die in mir ein bislang ungestilltes Verlangen nach eben dieser Tiefe und dieser innigen Verbundenheit ausgelöst hat. Dieser Frau wäre ich niemals begegnet, wäre ich nicht von meinen eigentlich unumstößlichen Prinzipien abgewichen. Und so sehr ich diese Tatsache trotz allem als Fehler betrachte, so sehr bin ich heute auch dankbar, diesen Fehler begangen zu haben.

    Kennen gelernt hatte ich sie auf einer dieser Internetplattformen für „erotische Freizeitgestaltung“. Ich führte bereits seit einigen Jahren eine scheinbar glückliche Beziehung mit meiner zweiten Partnerin und hatte mich auf dieser Plattform angemeldet, da ich in meiner Freizeit gern fotografiere und diese Plattform mir viele Anregungen und Ideen für meine eigenen Aufnahmen brachte und ich eigene Arbeiten zeigen konnte. Darüber hinaus interessierten mich allerdings die gebotenen Möglichkeiten zur Kontaktanbahnung kein Stück. Es war immer mein unumstößliches Prinzip, meiner Partnerin niemals Anlass zur Eifersucht zu geben, Untreue widerspricht meinen Grundsätzen. Insofern sah ich auch keinerlei Veranlassung, mich in irgendeiner Form mit weiblichen Kontakten über Dinge zu unterhalten, die über das Thema Fotografie hinaus gingen. Flirten macht sicherlich Spaß, keine Frage. Es ist aber mehr als fehl am Platz, wenn man sich in einer Beziehung befindet. Dahingehend bin ich wohl etwas “altmodisch”...

    Wie bereits erwähnt, befand ich mich in einer scheinbar glücklichen Beziehung. Ich schreibe heute „scheinbar“, da ich diesen Irrtum viel zu spät bemerkte und dieser Irrtum mein Leben bis heute nachhaltig beeinflusst. Zu dieser Zeit jedoch fühlte ich mich glücklich und recht zufrieden, konnte meine Wünsche ausleben und kostete ausgiebig von der Frucht BDSM. Reichlich oberflächlich, wie ich später erkannte.

    Meine Partnerin ließ nach einigen Jahren von Zeit zu Zeit durchblicken, dass der Reiz des neuen, unbekannten sie nicht loslässt,
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