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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift
Autoren: Justin C. Skylark
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egal!“ Francis sah in den Koffer. Ob sie alles Nötige eingepackt hatte, wusste sie beim besten Willen nicht, aber das war nebensächlich. „Ich bleibe nicht mehr hier!“, fügte sie hinzu, und es klang unverrückbar. „Ich halte das nicht mehr aus!“
    Sie lief in das Badezimmer, vorbei an den Scherben, die auf dem Boden lagen, und fing an ihre Kosmetikartikel in eine kleine Kulturtasche zu stecken. Wann hatte sie das letzte Mal gepackt? Wann war sie das letzte Mal von zu Hause weg gewesen? Es schien so unendlich lange her.  
    „Du darfst nicht gehen!“, bat Neal. Er war ihr gefolgt und versuchte, ihr die Kulturtasche aus der Hand zu nehmen, aber sie stieß ihn erneut von sich.
    „Du musst mir doch helfen“, sprach Neal. Verzweiflung machte sich in ihm breit, denn er merkte, dass sich seine Schwester anscheinend nicht umstimmen lassen würde.
    „Ich habe dir genug geholfen!“, hörte er sie sagen. „Mehr als genug!“
    Als sie an die Vergangenheit dachte, stiegen Tränen in ihr hoch. Sie begann aufzuzählen:
    „Ich war immer für dich da. Ich stand immer hinter dir! Ich habe dich immer unterstützt. Sei es wegen deiner Band oder deinen Männergeschichten. Ich habe immer Verständnis gezeigt! Ich habe Gero toleriert, habe dich geteilt. Ich habe dir gut zugeredet, damit du Mut findest, die neue Platte in London aufzunehmen. Ich habe an dich geglaubt und auf dich gewartet, mehr als einmal …“
    Sie schluckte ihre Tränen herunter und fuhr dann fort:
    „Ich habe mich um Gero gekümmert, als du in London warst. Ich habe meine Arbeit gemacht, nebenbei Nicholas versorgt und deinen Freund bei Laune gehalten! Ich habe dir keine Vorwürfe gemacht, als ich von deinem Kokainkonsum erfahren habe. Ich habe sogar den ersten Entzug mit dir durchgestanden!“
    Neal antwortete nicht. Stattdessen sah er zu Boden, war unfähig etwas dazu zu sagen, denn es stimmte alles. Ja, sie hatte wieder Recht!
    „Ich habe dir vertraut, doch du hast wieder mit den Drogen angefangen, und ich habe trotzdem zu dir gehalten. Ich habe      gehofft, dass du zur Vernunft kommst. Ich habe dich nie zu einer Therapie gezwungen, ich habe dir Freiraum gelassen, Sicherheit und Vertrauen geschenkt, aber du hast es nicht angenommen … hast weiter gemacht …“
    Sie schluckte trocken, bevor sie gestand: „Ich habe dich trotzdem geliebt, habe an dich geglaubt …“
    „Ich weiß“, sagte Neal beschämt, „aber …“
    „Sei still! Ich rede!“, fauchte sie ihren Bruder an. „Ich habe alles für dich getan, was ich konnte. Ich habe nie verstanden, warum du auch noch zu Heroin greifen musstest, aber das ist deine Sache … ich habe auch danach zu dir gestanden. Ich habe Sam nicht an die Polizei verraten, und du konntest immer zu mir kommen, wenn es dir schlecht ging.“
    Sie nickte, bestätigte ihre Worte, denn Neal war in der letzten Zeit mehr als oft bei ihr gewesen, hatte sich quasi bei ihr einquartiert, nach dem Bruch mit Gero gewissermaßen bei ihr Zuflucht gefunden.
    „Aber was war der Dank dafür?“, fragte sie ihn provokativ. „Was hast du für mich getan?“
    Sie atmete tief durch. Schon lange hatte sie nicht mehr so einen langen Monolog gehalten. Es war fast beängstigend, wie kleinlaut Neal vor ihr stand und einfach keine Worte fand.  
    „Ich habe deine Sucht lange genug toleriert, deine Launen. Ebenso deine Liebe zu Männern. Ja, ich war sogar bereit ein zweites Kind mit dir zu haben, trotz der Risiken und Konsequenzen.“ Sie griff sich an den Kopf, als würde sie diese Entscheidung gerne rückgängig machen. „Das alles, weil ich dich geliebt habe. – Ich habe es aus Liebe getan, für dich! Und was machst du? Du machst alles kaputt!!!“ Sie schien hysterisch zu werden bei dem Gedanken daran. „Du denkst nur an dich! An dich und deine Drogen!“
    Die letzten Anschuldigungen trafen Neal sehr. Allmählich kam wieder Leben in seinen Geist.
    „Bitte, beruhige dich!“, flehte er. Er konnte es kaum ertragen, wie Francis sich in die Situation hineinsteigerte. „Ich weiß, dass du böse bist. Es ist auch berechtigt, aber deswegen musst du doch nicht gehen!“
    „Doch gerade deswegen!“, erwiderte Francis ungehalten. „Ich kann nicht mehr, ich ertrage es nicht mehr! Ich kann dich nicht mehr sehen in deinem Leid! Das macht mich fertig. Was ist bloß aus dir geworden?“, fragte sie und blickte in sein ausgemergeltes Gesicht. „Du bist ein Wrack! Ein Schatten deiner Selbst.“
    Und was sie nun hinzufügte, bohrte sich
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