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Von Liebe steht nichts im Vertrag

Von Liebe steht nichts im Vertrag

Titel: Von Liebe steht nichts im Vertrag
Autoren: TRISH MOREY
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er rundheraus. Ihr Selbstbewusstsein zu stärken, indem er ihr beteuerte, sie sähe gut aussah, kam ihm offensichtlich nicht in den Sinn. „Man wird Sie bedienen.“
    Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Musste sie es ihm tatsächlich offen sagen? „Die Sache ist die, dass ich nicht …“ Sie zögerte, weil sie ihm eigentlich ihre traurige finanzielle Lage verschweigen wollte, auch wenn ihn dieser Umstand sicher nicht überraschen würde. „Hören Sie, ich kann mir ein Restaurant wie dieses nicht leisten.“
    Er blieb ungerührt. „Sie sind eingeladen und können essen, was Sie wollen.“
    „Das ist nicht Ihr Ernst! Was ich will?“
    „So ist es.“
    Ihr Magen applaudierte mit einem weiteren Knurren, und ihr Widerstand geriet ins Wanken, auch wenn sie sich darüber ärgerte, sich nun wie ein Sozialfall zu fühlen. Vergiss es einfach, befahl sie sich im Stillen und stellte sich bereits die Gerichte vor, zu denen die köstlichen Düfte gehörten. Wann war sie zum letzten Mal essen gegangen? In einem anständigen Restaurant und nicht in einem Schnellimbiss? Mit einer Woge lange unterdrückter Gefühle stieg die Erinnerung in ihr auf.
    Weihnachten, vor fünf Jahren.
    Das letzte gemeinsame Fest, bevor ihre Mutter starb …
    Hormone, angeschlagene Nerven und dunkle Erinnerungen trugen dazu bei, dass ihr plötzlich Tränen in die Augen schossen, als sie an den Tag dachte, der in die Katastrophe geführt hatte. „Verdammt.“ Ungehalten wischte sie die Tränen fort. „Tut mir leid. Aber danke für die Einladung.“
    „Interpretieren Sie nicht zu viel hinein“, sagte er mit belegter Stimme. „Es ist das Baby, um das ich mir Sorgen mache.“
    Die Tür zu ihren Erinnerungen fiel zu. Welch ein arroganter Mann! Glaubte er tatsächlich, dass sie aus Dankbarkeit weinte? Hatte er vielleicht Angst, sie bildete sich ein, er sei um ihr Wohlergehen besorgt?
    Wie vermessen!
    Sie versteifte sich. „Was Sie nicht sagen, Mr Pirelli.“ So würdevoll wie möglich ging sie in ihrer abgetragenen Jeans und der billigen Jacke an ihm vorbei.
    Hatte sein unverhohlener Abscheu ihr nicht mehr als deutlich gezeigt, dass er sie für ein Nichts hielt? Sie gab sich keinerlei Illusion hin, was seinen Beweggrund für dieses Essen betraf. Seine einzige Sorge bestand darin, dass sie etwas aß, um sein kostbares Baby ernähren zu können.
    Trotzdem war sie entschlossen, jeden Bissen zu genießen.
    Ihr Mut hielt gerade einmal so lange an, bis der Oberkellner sie bemerkte. Mit einem einzigen vernichtenden Blick schaffte er es, ihr in Erinnerung zu rufen, wer und was sie war. Offensichtlich wurde ihm jedoch bewusst, mit wem sie gekommen war, denn seine Miene änderte sich schlagartig. Er lächelte breit und öffnete grüßend die Arme. „Signor Pirelli, es ist uns stets ein Vergnügen, Sie und Ihre Gäste bei Marcello’s willkommen zu heißen. Hier entlang, bitte.“
    Angie versuchte, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, als sie den Männern folgte. Als Begleitung von Dominic Pirelli nicht aufzufallen aber war ein Ding der Unmöglichkeit, wie sie schnell merkte. Alle Köpfe drehten sich nach ihnen um.
    Frauen, die aussahen, als hätten sie in den teuren Boutiquen nebenan eingekauft, warfen ihm anerkennende Blicke zu, ehe sie Angie stirnrunzelnd ansahen, offenbar verwundert über das ungleiche Paar. Peinlich berührt senkte sie den Blick und starrte auf den dicken roten Teppich. Doch die Kommentare und das Gekicher, die sie auf ihrem Weg durch das Restaurant begleiteten, konnte sie nicht ausblenden.
    Ihre Wangen brannten vor Verlegenheit. Jeder wusste, dass sie nicht hierher gehörte – alle, so schien es, außer Mr Pirelli. Oder es war ihm schlicht egal?
    Der Oberkellner bot ihnen einen Tisch in einem abgelegenen Raum an, abseits der anderen Gäste. Eine bodentiefe Glasfront eröffnete einen atemberaubenden Blick über den Hafen.
    „Madam?“ Sie bemerkte, dass der Oberkellner wartete und einen Stuhl zurückschob, offensichtlich für sie bestimmt. Wieder einmal wünschte sie sich, sie wären in einen Schnellimbiss gegangen, mit Plastikstühlen, die am Boden fixiert waren. Sie schluckte und setzte sich.
    Erleichtert, ohne weitere Blamagen endlich zu sitzen, griff sie nach ihrer Serviette. Sie faltete das sorgfältig zusammengelegte Tuch auseinander, nur um dann zu bemerken, dass der Oberkellner immer noch dastand. Seine Hand schwebte einen Moment über jenem leeren Stuhl, der tatsächlich für sie bestimmt gewesen war.
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