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Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Titel: Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
Autoren: Sissi Kaiserlos
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Videothek geholt.
    „Ein Martini, gerührt, nift gefüttelt“, hatte Wolfgang gemurmelt und ihr zum Abschied hinterher gewunken.
    Trotz Sinjas schlechtem Gewissen wurde der Abend ein voller Erfolg. Tim hielt nach dem Essen ihre Hand und brachte sie dann nach Hause.
    „War ein schöner Abend“, sagte er und sah verlegen auf ihre immer noch verschlungenen Hände.
    „Ja“, sagte Sinja wahrheitsgetreu.
    „Vielleicht könnten wir...“, meinte Tim.
    „Gerne“, antwortete Sinja und lehnte sich vor.
    „Dann...“, murmelte Tim und lehnte sich auch vor.
    Obwohl beide ihre Augen geschlossen hatten, trafen sich ihre Lippen wie durch ein Wunder zu einem zarten Kuss.
    „Oh“, machte Sinja.
    „Hm“, antwortete Tim.
    „Das war...“, versuchte Sinja.
    „…schön“, ergänzte Tim und lächelte schüchtern.
    Dann ließ er ihre Hand los und hob die Schultern.
    „Gute Nacht“, sagte er versuchsweise.
    „Ja, gute Nacht“, erwiderte Sinja.
    „Na dann…“, murmelte Tim und ging davon.
    Enttäuscht schloss Sinja ihre Haustür auf und schlich die Treppe hinauf. Es war schon spät, sicher schliefen schon alle. In ihrer Wohnung war es dunkel. Ein leises Schnarchen erklang aus dem Bad. Sinja lächelte. Irgendwie fühlte es sich gut an, Wolfgang in ihrem Badezimmer zu wissen, auch wenn sie jetzt viel lieber Tim hier hätte. Sie seufzte.
     
    „Finja!“
    Wolfgangs lauter Ruf weckte Sinja aus dem Schlaf und lockte sie noch müde in das Badezimmer. Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie schlagartig hellwach werden. Der Drache sah grau aus und irgendwie durchscheinend.
    „Finja, if muff gehen“, flüsterte Wolfgang.
    Darauf hatte sie eigentlich gewartet. Dennoch, das ging jetzt zu schnell und vor allem sollte der Drache nicht sterben, aber genau danach sah er aus. Ob die Pizza vielleicht…?
    „Wolfgang, ist dir schlecht? Soll ich einen – äh, Tierarzt rufen? Oder einen Tee kochen?“
    Leichte Panik machte sich in Sinja breit.
Was tat man denn im Falle eines todkranken Drachen, verdammt?
    Wolfgang seufzte theatralisch und legte beide Pfoten auf seine Brust.
    „Du muft keine Angft haben, füffe Finja. Meine Aufgabe hier feint erfüllt fu fein. Alfo: mafs gut.“
    War ja wieder typisch: Abgang mit großer Geste. Sinja kamen die Tränen. „Du sollst aber noch nicht gehen. Ich hab dich sehr gern bei mir.“
    Der Drache seufzte noch theatralischer und sah Sinja mit seinen schwarzen Knopfaugen treuherzig an. „Du mufft mif gehen laffen. Aber dafür bedarf ef einef – Kuffef!“
    Einen Kuff? Sie sollte Wolfgang – küssen? Sinja tippte sich an die Stirn und schnaubte entrüstet.
    „Also ehrlich, Wolfgang. Jetzt spinnst du aber. Du bist doch kein verzauberter Prinz und vor allem kein Froschkönig.“
    Der Drache grinste und spitzte die Lippen – äh, das Maul.
    „Verfuf maft klug“, sagte er geheimnisvoll und wurde noch durchsichtiger.
    Oh Mann!
Sinja unterdrückte ein Schaudern und riss sich zusammen. Vielleicht ging es nach einem klitzekleinen Küsschen dem Drachen besser und sie konnte sich schließlich danach die Zähne putzen, Mund ausspülen und gurgeln. Also, was soll’s, und eigentlich sah Wolfgang richtig süß aus in ihrem Pyjama, der ihm inzwischen fast zu klein war.
    Sinja beugte sich vor und spitzte die Lippen, berührte das Maul des Drachen, die Augen fest zugekniffen. Es machte nicht
puff
oder
pling
, es kam auch kein Nebel und ein Blitz blieb aus. Als Sinja vorsichtig die Augen öffnete, war eigentlich gar nichts passiert, wenn man davon absah, dass Tim in ihrem Pyjama steckte und sie verwirrt anblinzelte.
    „Äh…“, machte Sinja und plumpste auf die Fliesen.
    „Oh“, sagte Tim, setzte sich auf und sah an sich herunter. „Hübscher Pyjama. Deiner?“
    Sinja nickte und blinzelte. Tim saß weiterhin in
ihrer
Badewanne, in
ihrem
Pyjama. Dieser verdammte Drache! Irgendwie hatte Wolfgang es geschafft, sich in Tim zu verwandeln, oder Tim hergezaubert.
    Sinja erhob sich auf die Knie und streckte die Hand aus, kniff Tim in den Arm.
    „Aua“, machte der und zuckte zusammen, „Was soll das?“
    „Wollte nur gucken, ob du echt bist“, sagte Sinja und machte gleich weiter mit dem Nachgucken, wo sie schon einmal dabei war.
    Also, die Arme waren echt und das Gesicht auch. Hm, die Haare? Echt. Und – Sinja beugte sich vor und machte den Lippentest. Oh – sehr echt.
    Tim entschied, dass er bei diesem Spiel mitmachen wollte, obwohl er keine Ahnung hatte, wie er von seinem Bett in Sinjas Badewanne
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