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Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Titel: Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
Autoren: Sissi Kaiserlos
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Waschbecken hing, fielen mir sämtliche Pillenpackungen und Zahnbürsten entgegen, die dort gelagert waren. Das Zeug landete klirrend im Waschbecken, während ich nach der Abdeckcreme suchte und sie nicht fand. Resigniert wollte ich den Schrank schließen, aber er klemmte. Wütend hieb ich mit der Faust gegen die verspiegelte Tür, woraufhin sich das ganze Ungetüm von der Wand löste und mir entgegenfiel. Mit einem beherzten Sprung rettete ich meine Füße, glitt aber auf den Fliesen aus und rauschte mit Karacho in die Duschkabine.
    Als ich wieder zu mir kam stellte fest, dass ich in dem engen Rock nicht aufstehen konnte. Kurzentschlossen riss ich ihn der Länge nach auf, rappelte mich hoch und versuchte, beim Verlassen des Bades nicht auf die Spiegelscherben zu treten. Im Schlafzimmer angekommen, eine Blutspur hinter mir herziehend, weil sich doch eine Scherbe in meine Fußsohle gebohrt hatte, sah ich auf die Uhr. Oh mein Gott! Ich musste los. Die Katze wagte es in diesem Moment unter dem Bett hervorzuschauen. Wütend stieß ich einen Zischlaut aus, der das Viech veranlasste, seinen Kopf schnell zurückzuziehen.
     
    Auf dem Weg in die Küche befestigte ich die Armbanduhr an meinem Handgelenk. Dabei stieß ich gegen den Türrahmen und das Ding fiel auf den Boden. Meine Cartier! Es klirrte und ich brauchte mich nicht erst zu bücken, um festzustellen, dass das Glas gesprungen war. Wutentbrannt kickte ich das Schmuckstück mit meinem bestrumpften Fuß weg, wobei ich mir den Zeh an der Tür stieß und daraufhin auf einem Bein hüpfend die Küche erreichte. Der Kaffee war alle, stellte ich nach einem Blick in die Kaffeedose fest.
     
    Ach, egal. Im Büro erwartete mich ein chromglänzender, schicker Jura Kaffeeautomat. Ich hüpfte in den Flur und riss den Schuhschrank auf. Zehn Paar alter Latschen fielen auf den Boden. Ich beugte mich vor und wühlte nach meinen Pradapumps. Ganz unten fand ich sie und schlüpfte erleichtert hinein. Wenigstens etwas, was heute Morgen klappte. Es tat zwar weh auf den zehn Zentimeter Absätzen zu laufen, aber was tat man nicht alles dafür, gut auszusehen?
    Einigermassen befriedigt zog ich mein Dior Jackett über und musterte mich in dem Spiegel, der über dem Schuhschrank hing. Frankensteins Braut auf High Heels. Mein Anblick war gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie auch besonders. Vor allem konnte ich mit diesem blöden Rock endlich laufen, nachdem er bis zur Hüfte offen stand. Aber das verdeckte das Jackett ganz gut. Ich griff nach meiner Lackledertasche und stöckelte zur Haustür. Gerade hatte ich die Klinke in der Hand, als ein lautes Kreischen erklang und sich ein Fellbündel von hinten in meinen Rock krallte. Das patentierte Popolster meiner Strumpfhose riss und kalte Flüssigkeit rann mir an den Beinen herunter. Mit einem gezielten Tritt meiner Pradas beförderte ich den fleischgewordenen Alptraum quer durch den Flur, riss die Haustür auf, schlüpfte hinaus und warf sie hinter mir zu. Geschafft.
     
    Vorsichtig auf meinen Absätzen balancierend erreichte ich meinen Wagen, der auch nach dem zehnten Versuch nicht ansprang. Wütend stieg ich aus, trat gegen den Kotflügel und ruinierte die Spitze meines Schuhs. Leise fluchend trippelte ich zur Bushaltestelle. Das Gehen tat weh, Blut rann an einem Schuh herunter.
    Trotzdem richtete ich mich kerzengerade auf, als ich die Schaufensterscheibe eines Cafés passierte. Frei nach dem Motto ‚ich will so bleiben, wie ich bin’ musterte ich meine schlanke Gestalt in dem spiegelnden Glas. Dabei registrierte ich, dass mein Gatte in dem Lokal saß und einer Blondine zulächelte, die ich als unsere Nachbarin identifizierte. Aha. Ich hatte doch schon immer vermutet, dass da etwas lief.
     
    Der Bus war gerade weg, als ich an der Haltestelle eintraf. Es begann zu regnen. Meinen Schirm hatte ich zuhause vergessen. Während ich frierend in dem Bushäuschen stand, musterten mich die Umstehenden immer wieder verstohlen. Aber ich ignorierte diese Idioten, die wohl noch nie eine Businessfrau gesehen hatten, die spät dran war und einen schlechten Morgen hinter sich hatte. Der Bus kam und ich verlor auf dem blöden Trittbrett einen Absatz. Fluchend kniete ich mich hin und versuchte das blöde Ding zu retten, da gingen schon die hydraulischen Türen zu und ich wurde unsanft nach hinten geschubst.
    Der letzte Rest patentierten Popolsters rann über mein Gesäß. Stöhnend griff ich mir an den Kopf und wurde von den anderen Passagieren schweigend
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