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Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Titel: Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
Autoren: Sissi Kaiserlos
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bestaunt. Nachdem mir ein mitleidig schauender Herr auf die Beine geholfen hatte, dachte ich nur noch an eins: einen dampfenden Latte macchiato mit extra viel Schaum.
     
    Es regnete immer noch, als ich an meiner Zielhaltestelle ausstieg. Mein Mob klebte mir am Kopf und ich war pudelnass. Die Kollegen grinsten, aber ich hatte nur noch ein Ziel. Eilig humpelte ich zur Küche, zog mir im Gehen die Pumps von den Füßen, um schneller zu sein. Als ich um die Ecke bog sah ich schon das Schild und sank in Ohnmacht.
     
    „Was ist denn los mit ihr?“, hörte ich die Stimme meines Chefs.
    „Keine Ahnung. Wir müssen raus, die Erde bebt“, erklang die panische Stimme eines Kollegen.
    Ich lag da, spürte das Vibrieren des Gebäudes unter mir. Jemand versuchte mich hochzuziehen, aber ich wehrte mich. Mein Lebenssinn war zerstört. Ohne den Latte wollte ich nicht mehr.
    „Die Kaffeemaschine ist kaputt“, stöhnte ich.
    „Ja, aber das ist doch kein Weltuntergang“, sagte eine Stimme.
    „Für mich schon“, sagte ich und schloss die Augen.
     
    ENDE

Ultraschall für die Seele
    Meine Erfindung ist echt toll: ein Gerät, dass die Seele eines Menschen erkennt. Dass niemand daran Interesse hat verstehe ich nicht, aber vielleicht ist die Menschheit noch nicht reif…
    +++++ 
    „Verehrte Damen und Herren“, beginne ich und schaue mit hochgezogenen Augenbrauen in die illustre Runde, „mit diesem Gerät können Sie die Seele eines Menschen erkennen und einstufen. Die Technik basiert auf der gewöhnlicher Ultraschallgeräte, die auch für die Früherkennung bei Schwangeren genutzt werden. Ich habe sie lediglich theologisiert und verfeinert.“
    „Theologisiert?“ Der dicke Typ mir gegenüber grinst spöttisch und auch die Gesichter der anderen Anwesenden lassen Unglauben erkennen. Ich bin wieder mal in eine Gruppe von Ignoranten geraten, aber ich lasse mir meine Verärgerung nicht anmerken.
    „Genau, theologisiert. Das heißt...“ Ich mache eine Kunstpause und hole tief Luft. „Das heißt, dass Sie die Seele eines Menschen erkennen können, sofern sie vorhanden ist. Gleichzeitig zeigt das Gerät an, ob es sich um eine reine oder eine böse Seele handelt, im christlichen Sinne natürlich. Andere Werte kennt das Gerät nicht.“
    Liebevoll tätschele ich den rechteckigen Kasten, der vor mir auf dem Konferenztisch steht. Ein Kabel mit einem mikrophonähnlichen Sensor liegt daneben. Die Blicke meiner Zuhörer folgen den Bewegungen meiner Hand, vereinzelt vernehme ich ein unterdrücktes Kichern.
    „Entschuldigen Sie.“ Eine kecke Blondine hebt ihre Hand. „Und wo bitte – äh – ist die Seele eines Menschen?“
    Ich schenke ihr einen Blick, der ausdrückt, dass ich sie für komplett unterbelichtet halte.
    Natürlich in der Brust“, sage ich verächtlich und lege demonstrativ eine Hand auf meine rechte Brusthälfte. „Links ist das Herz, rechts die Seele. Das weiß doch jedes Kind.“
    „Herr Einstein...“ Der Fettwanst am Ende des riesigen Konferenztisches erhebt sich und lächelt mich an, wie man einen Schwachsinnigen anlächelt. „Danke. Ich denke, wir haben in diesem Unternehmen keine Verwendung für Ihr – faszinierendes Gerät.“
    „Aber Herr Scholz, bedenken Sie doch die Möglichkeiten bei der Mitarbeiterauswahl“, werfe ich ein, aber meine Zuhörer haben sich bereits erhoben und sind dabei, den Raum zu verlassen.
    „Herr Einstein.“ Ein süffisantes Grinsen liegt auf dem Gesicht des Fettwanstes. „Wir sind eine Bank. Glauben Sie mir, hier hat niemand Interesse an der Seele eines Mitarbeiters.“
     
    Leicht verärgert verlasse ich das imposante Gebäude aus Glas und Stahl, wobei ich mein Baby liebevoll an meine Brust presse. Vielleicht sollte ich mein Gerät in der nächsten Pfarrei vorstellen, dort sind reine Seelen sicher interessanter als bei diesen Kapitalisten. Im Bus starren mich ein paar Fahrgäste amüsiert an, während ich mit meinem Gerät eine leise Unterhaltung führe, aber das stört mich nicht. Schon mein Urgroßvater, der berühmte Albert Einstein, wusste seine dummen Mitmenschen zu ignorieren.
    Am nächsten Tag melde ich mich bei dem Pfarrer meiner Gemeinde. Nein, ich bin kein Mitglied der Kirche und dem christlichen Glauben nur aus wissenschaftlicher Neugier zugewandt. Ich will damit sagen, dass ich an eine Seele glaube, weil sie einfach existieren MUSS, ungeachtet der Existenz Gottes.
    Was sonst ist das Ding, das mir sagt, was richtig und falsch ist? Das Herz hat andere Aufgaben, die
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