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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall
Autoren: A. A. Fair
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einer vollen Erfolg versprechenden Theorie. Kurzum« — ich machte eine ganz kleine Pause —, »die blonde Mitfahrerin, die tatsächlich existierte, war niemand anders als Daphne Beckley selbst, die eine blonde Perücke trug und eine dunkle Brille, die ihre Augenfarbe veränderte. Sie arbeitete ihrem Mann nach einem schlau ausgedachten, genau festgelegten Plan, durch den sie einen Versicherungsbetrag von hundertundfünfzigtausend Dollar kassieren wollten, in die Hände.«
    »He, einen Moment!« schrie mich Staatsanwalt Ivan an. »Sie können doch nicht...«
    Harvey Clover zwinkerte mir zu, hob abwehrend die Hand und sagte zu Ivan: »Warten Sie bitte noch einen Augenblick, Sir, und lassen Sie ihn ausreden.«
    »Malcolm Beckley«, fuhr ich fort, »verdiente viel Geld und war trotzdem finanziell erledigt. Er hatte eine Versicherung für den Fall eines gewaltsamen Todes in der genannten Höhe abgeschlossen und entwarf mit seiner Frau den Plan zu einem Verbrechen, das sie für unentdeckbar hielten.
    Der erste Gedanke dazu kam ihnen, als sie zufällig auf einen Mann stießen, der frappante Ähnlichkeit mit Beckley hatte. Dieser Mann hieß Amos Gage. Sie studierten dessen Gewohnheiten, unterrichteten sich heimlich über seinen Bekanntenkreis, insbesondere über die Leute, die ihn, falls er verschwand, wahrscheinlich vermissen würden. Wenn wir uns die Zeit zu entsprechenden Nachforschungen nehmen, werden wir sicher feststellen, daß sie eine Detektivagentur beauftragt hatten, ihnen genaueste Auskünfte über Gage zu beschaffen. Sie erfuhren, daß er Quartalsäufer ist, und folgten ihm bei seiner letzten Kneiptour. Als er dann zu einer Tankstelle ging und sich dort um einen Platz als Mitfahrer bemühte, richtete Beckley es so ein, daß er für Gage wie gerufen kam, denn das war alles vorher genau ausgeklügelt.
    Er nahm also Gage auf, ließ ihn mit vorn sitzen und fuhr nach Carver City. Einige Kilometer hinter dieser Stadt trafen sie die geheimnisvolle Blondine — also, wie nun feststeht, Daphne Beckley mit blonder Perücke, dunkler Brille und in einer Kleidung, die sie als äußerst attraktiv und extravagant erscheinen ließ.
    Beckley wies ihr einen Platz hinten im Wagen an. Er machte dann in Central Creek halt unter dem Vorwand, seinen Mitfahrern Gelegenheit zum Essen geben zu wollen. Tatsächlich aber wollte er in dem Lokal ein Ferngespräch Vortäuschen, das dann seine Frau als angenommen bestätigen sollte, wodurch sie selbst ein Alibi bekam.
    Beckley ging also ans Telefon und markierte das Gespräch, indem er ohne Verbindung in den Apparat sprach. Dann nahm er seine >Gäste< wieder mit hinaus. Als sie auf der Straße nach Rommelly eine vorher verabredete Stelle erreichten, verpaßte Daphne Beckley mit einem bleigefüllten Lederschlauch dem Gage einen Schlag über den Hinterkopf. Dann fuhren sie auf einen Nebenweg und nahmen dort die Eisenstange zur Hand. Ihre Absicht war, sein Gesicht durch Schläge mit der Stange ganz unkenntlich zu machen. Sie wollten ihn dann an einen Ort bringen, wo die Leiche wahrscheinlich erst entdeckt würde, nachdem sie schon stark verwest war. Alle Gegenstände, die Beckley bei sich trug, steckten sie Gage in die Taschen, damit er später als Malcolm Beckley identifiziert wurde.
    Dann aber wurde Beckley von der großen Angst gepackt. In letzter Minute war er zur Tat nicht mehr fähig. Sein Magen rebellierte, er mußte sich erbrechen. Wahrscheinlich ist er dann an den Bach gegangen, um sich abzuwaschen. Inzwischen machte seine Frau sich zum erstenmal die Situation richtig klar: Sie war zur Ausübung eines Mordes mit einem Menschen im Bunde, dessen Nerven im entscheidenden Moment versagten. Sie wußte, daß, wenn sie jetzt Gage tötete, ihr Mann, sollte er jemals polizeilich verhört werden, ein Geständnis stammeln würde, das ihnen beiden das Todesurteil gebracht hätte.
    Warum also sollte sie ihr Leben riskieren, um der Welt einen falschen Toten hinzulegen? Nein. >Aber< — so wird sie überlegt haben —, >wenn mein Mann tot ist, bin ich eine reiche Witwe. Warum nicht beide Männer umbringen und den Verdacht auf einer unbekannten Blondine haften lassen, die per Anhalter reiste? Für mein Alibi hat ja mein Mann selbst vorgesorgt.<
    Es war eine glänzende Idee, die ihr da durch den Kopf blitzte, und schon nach wenigen Augenblicken führte sie die Tat aus. Allerdings gelang sie nur halb. Denn bevor sie wieder zu Amos Gage zurückkehrte, um die Sachen aus seinen Taschen in die ihres Mannes
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