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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall
Autoren: A. A. Fair
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los?«
    »Onkel Amos ist... Na ja, er ist so eigenartig.«
    Ich nickte.
    »Er trinkt auch viel... Mutter und ich werfen ihm das ja gar nicht vor, weil wir vom Alkohol nicht genug verstehen und das vielleicht nicht beurteilen können. Mutter sagt immer, er sei krank. Er könnte gar nichts dagegen tun, wenn die Gier nach Alkohol ihn überfällt, sowenig wie ich dafür könnte, wenn ich die Masern bekäme.«
    »Jetzt ist er also verschwunden?« fragte ich.
    »Ja. Er fuhr weg — auf eine Zechtour wie sonst auch — und ist einfach nicht wieder heimgekehrt. Er hat aber an Mutter geschrieben, er käme nach Hause, sei nun wieder nüchtern und wollte per Anhalter zurückkommen. Aber bis jetzt ist er immer noch nicht eingetroffen.«
    »Wo ist er denn zu Hause?« forschte ich weiter.
    »Er hat eine eigene Wohnung ganz in unserer Nähe. Onkel Amos hat mich lieb und hat Mutter auch lieb.«
    »Er ist wohl ein Bruder Ihrer Mutter?« fragte ich.
    »Nein. Mutter war mit seinem Bruder verheiratet. Dann starb mein Vater, und Mutter heiratete James Eden, und von dem trennte sie sich später wieder.«
    »Sie kommen mit Onkel Amos immer noch zusammen?«
    »O ja. Er ist sehr nett und hat uns wirklich gern.«
    »Erzählen Sie mir mal alles, was passiert ist«, sagte ich.
    »Also, Onkel Amos bekommt Geld aus einem Treuhandvermögen. Er gibt Mutter monatlich dreißig Dollar ab. Diesen Monat hat er, glaube ich, überhaupt nichts bekommen — jedenfalls haben wir ihn gar nicht gesehen.«
    »Gehört haben Sie auch nichts von ihm?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bloß eine Postkarte kam, das ist alles. Darauf teilte er uns mit, er wäre auf dem Heimweg und würde uns,
    wenn er wieder zu Hause ist, gleich besuchen. Aber er ist eben noch nicht zurück.«
    »Von woher bezieht er denn seine Einkünfte?« fragte ich.
    »Aus einem Vermögen, das ein naher Verwandter ihm hinterlassen hat. Es wird durch einen Treuhänder verwaltet.«
    »Kennen Sie den Namen dieses Verwandten?«
    »Elbert hieß der.«
    »Wissen Sie auch, um welchen Geldbetrag es sich handelt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, daß er enorm hoch ist, aber Onkel Amos erhält vorläufig bloß Teilbeträge davon. Später einmal bekommt er eine unvorstellbare Menge.«
    »Weiß das Ihre Mutter?«
    »Natürlich. Er gibt ihr ja jeden Monat dreißig Dollar und hat zu ihr gesagt, wenn er das ganze Vermögen in Händen hätte, bekäme sie mehr. Sobald er fünfunddreißig wird, soll er darüber frei verfügen können. Auch hat er zu Mutter gesagt, er hätte ein Testament gemacht, und sie soll alles von ihm erben, falls er stirbt. Ich glaube, Mutter und ich sind die einzigen Menschen, die ihm wirklich nahestehen. Wir haben ihn auch wirklich sehr gem.«
    Ich blickte auf meine Uhr und sagte: »Jetzt muß ich mit Bertha Cool eine sehr wichtige Angelegenheit besprechen. Sie erwartet mich. Unterhalten Sie sich hier mit Elsie weiter, nennen Sie ihr den Namen Ihrer Mutter und geben Sie Ihre Adresse, und wenn Sie Telefon haben, dann sagen Sie Miss Brand auch die Nummer. Anschließend gehen Sie nach Hause und... Kennen Sie sich denn überhaupt mit den Buslinien hier in der Stadt genau aus?«
    Sie sah mich beinah vernichtend an. »Selbstverständlich«, entgegnete sie, »ich werde doch bald fünfzehn.«
    »Also gut. Sie fahren dann nach Hause«, schlug ich vor, »und falls wir etwas ermitteln, teilen wir's Ihnen mit.«
    »Aber Mrs. Cool erklärte doch ausdrücklich, so einen Fall könnten Sie gar nicht übernehmen, denn bei solchem Kleinkram gingen Sie bankrott und... und...« Ihre Augen blinzelten ganz schnell, und ein neuer Tränenstrom war zu befürchten.
    »Machen Sie sich nichts aus ihren Redensarten«, versicherte ich ihr begütigend. »Bertha Cool sieht aus wie ein glitzernder Brillant, aber lassen Sie sich dadurch nicht täuschen, denn unter ihrem Äußeren sitzt ein Herz aus Eisenbeton.«
    Indem ich Elsie zunickte, sagte ich: »Nehmen Sie alle Informationen genau auf. Ich gehe jetzt in die Höhle der Löwin.«
     

2
     
    In Gestalt, Gewicht und Gehässigkeit erinnert Bertha Cool mich immer an eine dicke Rolle Stacheldraht.
    Bei meinem Eintreten starrte sie mich ganz erbost mit ihren kleinen, glitzernden Augen an. »Sieh da, der Herzensbrecher!« rief sie. »Der Weihnachtsmann! Mich hast du also wohl zur niederträchtigen alten Hexe gestempelt, um vor dem Gör den Märchenprinzen zu spielen, was?«
    »Ich wollte nur herausfinden, was die Kleine auf dem Herzen hatte«, entgegnete ich
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