Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
haben Sie nichts weiter unternommen?«
    »Ich mußte doch arbeiten. Kann mir zur Zeit eine Operation nicht leisten.«
    Schweigend erhob ich mich, ging in die kleine Küche und öffnete den Eisschrank. Er enthielt einen Behälter aus gewachstem Karton mit Milch und sonst so gut wie nichts — keine Butter, kein Ei, kein Fleisch.
    Sie wurde ärgerlich. »Was soll das heißen, daß Sie einfach in meine Küche gehen, als wären Sie hier zu Hause?« rief sie.
    »Bloß mal kontrollieren«, antwortete ich.
    »Also, Mr. Lam, da muß ich aber doch sehr bitten...« Sie hielt plötzlich inne. »Schon gut, ich kann's mir nicht leisten, stolz zu sein«, setzte sie hinzu.
    »Was ist nun eigentlich mit Onkel Amos?«
    »Er heißt Amos Gage und bekommt Geld aus einem Vermögen, das ein Verwandter ihm vererbt hat.«
    »Wie hieß dieser Verwandte?«
    »Elbert.«
    »Wie verhält es sich mit dieser Erbschaft?«
    »Das Vermögen verwaltet ein Treuhänder. Wenn Onkel Amos seinen fünfunddreißigsten Geburtstag erlebt und bis dahin nicht wegen eines Verbrechens verurteilt ist, fällt es ihm ohne Einschränkung zu. Stirbt er vor Erreichung seines fünfunddreißigsten Lebensjahres oder wird er inzwischen wegen eines Verbrechens verurteilt, dann geht das Geld an verschiedene Wohltätigkeitsverbände.«
    »Wie alt ist er denn jetzt?«
    »In zwei Wochen wird er fünfunddreißig. Bisher hat er von dem Treuhänder monatlich einen kleinen Betrag bekommen.«
    »Das ist eine knifflige Situation«, sagte ich. »Wenn er in betrunkenem Zustand ein Auto steuert, wäre ihm sozusagen die Pistole auf die Brust gesetzt.«
    »Weshalb sagen Sie das?«
    »Was denn?«
    »Daß er sich betrunken ans Steuer setzen könnte.«
    »Weil das als Verbrechen gilt — allerdings eins, das recht viele Menschen begehen.«
    »Nun, das ist ja... Gerade das hat, glaube ich, seinen Verwandten so beunruhigt. Onkel Amos ist nämlich Quartalsäufer.«
    Ich nickte.
    »Hat Sandra Ihnen das denn schon erzählt?«
    »Ich überprüfe hier bloß die Tatsachen«, gab ich zurück. »Wir können viel Zeit sparen, wenn Sie mir bitte gleich reinen Wein einschenken.«
    »Sie... Ich wollte sagen: Will denn Ihre Agentur in der Sache etwas unternehmen?«
    »Weiß ich noch nicht. Ich hoffe, daß wir's irgendwie arrangieren können.«
    »Ich habe aber kein Geld.«
    »Weiß ich.«
    »Und wenn Sie ihn finden, kann gerade dadurch das Schlimmste entstehen.«
    »Wieso?«
    »Ich fürchte nämlich, daß er tatsächlich betrunken am Steuer gesessen hat und sie ihn irgendwo eingesperrt haben. Freilich wird er schlau genug gewesen sein, einen anderen Namen anzugeben.«
    »Und sein Führerschein?«
    »Den Fehler, seinen Führerschein vorzuzeigen, hat er sicher nicht gemacht, sondern ihn gewiß gut versteckt oder weggeworfen.«
    »Ist er denn so gerissen?« fragte ich.
    »Sehr sogar«, erwiderte sie, »in mancher Beziehung.«
    »Gut. Wenn wir ihn nun finden, und er sitzt im Kittchen wegen Trunkenheit am Steuer — was dann?«
    »Dann verliert er die ganze Erbschaft.«
    »Wieviel ist das denn?«
    »Soweit ich unterrichtet bin, sind es jetzt siebenhundertfünfzigtausend geworden. Zuerst war es rund eine halbe Million, doch es ist alles in Wertpapieren angelegt, die inzwischen gestiegen sind.«
    »Angenommen, wir finden ihn, aber nicht im Gefängnis — was dann?«
    »Dann würde er mir helfen. Ich brauche seine Hilfe vor allem in. diesem Monat, doch ich fürchte, er... Das ist alles, was ich dazu sagen kann, Mr. Lam. Ich habe schreckliche Angst, daß er irgendwo im Gefängnis sitzt und aus diesem Grunde keiner etwas von ihm gehört hat.«
    »Gut. Also nehmen wir an«, überlegte ich, »er sitzt und versucht, sich so zu tarnen, daß der Treuhänder davon nichts erfährt. Und dann finden wir ihn. Damit würden wir doch Ihnen und Onkel Amos gewissermaßen den Teppich unter den Füßen wegziehen.«
    Mrs. Eden nickte.
    »Und einer Detektivagentur wäre dann eine prächtige Möglichkeit für Erpressungen geboten.«
    »Ich wußte nicht, daß Detektive das in Wirklichkeit tun.«
    »Ich auch nicht. Wollte nur Ihre Erinnerung an Bücher, Filme und Fernsehen auffrischen.«
    Sie lächelte, doch es wurde nur ein mattes, farbloses Lächeln.
    Ich betrachtete sie genauer. Ihre Haut war wachsbleich. Sie trug einen Morgenrock und schien Make=up oder auch nur den Lippenstift nicht für nötig zu halten. Die blauen, tiefliegenden Augen hatten einen müden Ausdruck.
    »Sie sagten, Sie seien beim Arzt gewesen.«
    »Ja.«
    »Bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher