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Von Fall zu Fall

Von Fall zu Fall

Titel: Von Fall zu Fall
Autoren: A. A. Fair
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ruhig.
    »Ich weiß, was die will«, sagte Bertha. »Die will Mitleid, Zärtlichkeit und finanzielle Unterstützung. Das ist das Schlimmste bei dir: In dir sind alle üblen Eigenschaften des albernen Mannsvolks vereinigt! Wenn eine Frau, egal wie alt, dir mit den Augen zuklimpert und eine Träne rausquetscht, klopfst du ihr gleich auf die Schulter und versuchst festzustellen, was du für sie tun kannst. Wärst du nicht so ein Dussel, dann würdest du das Leben realistisch betrachten. Das Gör hat eine Mutter. Die ist alt genug, um vernünftig zu sein. Wenn die das junge Ding zu einer Detektivagentur schickt, dann tut sie das, um durch Mitleid was rauszuschinden, aber nicht, weil sie sich zu krank fühlt, selbst herzukommen.«
    Ich stand da und lächelte nur. »Weshalb hattest du mich denn so dringend sprechen wollen?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht, ob ich dich überhaupt noch mal sehen möchte«, fauchte Bertha mich an. »Du mit deinem großspurigen Gehabe! Du mit deiner noblen Sympathie, mit deiner verflixten Samtpfotentaktik! Wahrhaftig, Donald Lam, wenn ich nicht hier auf dem Kassendeckel säße, würdest du diese ganze von mir mühsam aufgebaute Agentur im Handumdrehen zugrunde richten.«
    »Hat es Zeit?« fragte ich.
    »Was soll Zeit haben?«
    »Das, was du mit mir besprechen wolltest.«
    »Zum Kuckuck, nein, das hat keine Zeit!«
    »Na, dann ist's wohl besser, du sagst es mir gleich.«
    »O nein«, erwiderte Bertha sarkastisch, »es ist gar nicht wichtig! Es steht nur ein Honorar von fünfhundert Dollar auf dem Spiel, außerdem fünfzig Dollar pro Tag für den angesetzten Mann, dreihundert für Spesen und eine Prämie von fünfhundert, wenn wir die Sache, so oder so, innerhalb einer Woche endgültig klären.«
    Die Brillanten an Berthas Fingern schlugen einen funkelnden Halbkreis, als sie mit den Händen eine Bewegung machte, so, als würfe sie schnell etwas in den Papierkorb. »Aber wir wollen das alles gar nicht haben, o nein, wir doch nicht! Wir sind zu stolz und unabhängig, um uns Gedanken über Geld zu machen. Die Spesen kann ja die Firma selber tragen, und der Klient kann am besten sein Geld wegwerfen, während wir Phantasiegebilden nachjagen. Die Firma Cool & Lam arbeitet ja lieber für einen Haufen Kinder!«
    Bei diesem Thema erhitzte sich Bertha immer mehr. Sie machte eine Geste, als nähme sie den Telefonhörer auf. »Wie meinen Sie...? Zweitausend Dollar? Tut mir leid, wir sind daran nicht interessiert. Wir haben alle verfügbaren Kräfte unserer Firma eingesetzt, um einen Wagen von der Spielzeugeisenbahn eines Fünfjährigen wiederzufinden, der nicht mehr weiß, wo er ihn hingeworfen hat.«
    Bertha markierte das empörte Aufknallen des Hörers.
    Ich wandte mich um und öffnete die Tür.
    »Wo willst du denn hin, zum Teufel?« schrie sie mich an.
    »Raus«, sagte ich gelassen. »Habe noch verschiedenes zu erledigen.«
    »Aha! Wohl Erkundigungen anzustellen für ein mickriges Gör mit spindeldürren Beinen und blauen Augen! Bursche, du kommst sofort wieder her und hörst auf meine vernünftigen Ratschläge!«
    »Bisher habe ich noch keine vernommen«, wandte ich ein.
    Bertha biß wütend ihre Kiefer, die denen einer Bulldogge nicht unähnlich sind, zusammen, und ihre fleischigen Wangen zitterten vor Entrüstung. Sie ließ wieder ihre Brillanten blitzen, als sie nach ein paar Notizblättern griff.
    »Merk dir folgendes«, knurrte sie. »Malcolm Greenlease Beckley ist seit über einer Woche verschwunden. Seine Frau, Daphne Beckley, ist ganz wild vor Aufregung. Sie will den Knaben wiederfinden.«
    »Warum?« fragte ich.
    »Warum?« Bertha Cool kreischte schon wieder. »Wie soll ich das wissen, zum Kuckuck! Vermutlich, weil sie den Kerl liebt!«
    »Hängt das mit einer Versicherungsangelegenheit zusammen?«
    »Wie kommst du denn auf den Gedanken?«
    »Wegen dieser Prämie von fünfhundert Dollar«, erwiderte ich. »Frauen sind nach einer Trennung von nur acht Tagen gewöhnlich nicht so versessen darauf, Prämien anzubieten.«
    Berthas Augen, die gern noch feindselig blicken wollten, begannen interessiert zu funkeln. »Du bist doch ein ganz gewitzter kleiner Bursche, Donald«, sagte sie anerkennend, wenn auch ungern. »Manchmal frage ich mich, wie du das machst — und dann wieder, wie du so lange leben konntest, ohne daß dir die raffinierten Weiber die Goldplomben aus den Zähnen gezogen, das Hemd vom Buckel gestohlen und dich ins Wasser geworfen haben!«
    »Also dreht es sich auch um eine
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