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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert
Autoren: Amy Plum
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beschützt.«
    Ich war völlig perplex. Schließlich stammelte ich: »Aber ... Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    »Du hättest dir deine Schwester schnappen und euch beide in Sicherheit bringen können. Lucien war hinter Vincent her.«
    Ich schüttelte den Kopf. Nein, das hätte ich nicht gekonnt. Ich wäre lieber selbst gestorben, als Vincent seinem Schicksal zu überlassen.
    »Du genießt jetzt mein volles Vertrauen«, verkündete Jean-Baptiste. »Fortan bist du hier willkommen.«
    Jules meldete sich zu Wort. »Sie war schon längst hier willkommen.« Ambrose nickte zustimmend.
    Jean-Baptiste sah sie milde an. »Ihr wisst beide, wie sehr ich darum bemüht bin, unsere Gruppe zu schützen. Und selbst wenn ich jedem Einzelnen von euch traue, so vertraue ich nicht immer auf euer Urteilsvermögen. Habe ich je erlaubt, dass jemand eine menschliche Geliebte mit in dieses Haus bringen durfte?«
    Im Zimmer blieb es still.
    »Diese hier hat nun hiermit meine offizielle Erlaubnis dazu erhalten.«
    »Und dazu musste sie bloß einem bösen Zombie den Kopf abhacken«, murmelte Ambrose voller Sarkasmus.
    Jean-Baptiste ignorierte seine Bemerkung und fuhr fort. »Dennoch wäre ich dir sehr dankbar, wenn du einen Weg finden könntest, deiner Schwester dies alles zu erklären, ohne allzu viele unserer Geheimnisse preiszugeben. Sobald du den kleinsten Verdacht hegst, dass sie mit einem von Luciens Partnern Umgang pflegt, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir das sofort mitteiltest. Um uns alle zu schützen, wird ihr der Zutritt zu diesem Haus in Zukunft untersagt. Zwar bin ich mir dessen bewusst, dass dies gegen ihren Willen geschah, dennoch hat ihre Anwesenheit den einzigen Vorstoß in dieses Haus begünstigt, den wir bisher je erlebt haben.«
    Ich nickte. Georgia hätte fast den Schlusspunkt gesetzt und damit die Geschichte zwischen Vincent und mir beendet. Die Geschichte von uns allen eigentlich.

 
    » O lé! « , rief Papy, als der Korken mit einem Knall aus der Flasche schoss. Wir erschreckten uns alle und jubelten dann, während er vorsichtig die langstieligen Sektflöten befüllte. Er hielt sein Glas hoch, um einen Trinkspruch auszubringen, und wir taten es ihm gleich.
    »Ich möchte meiner kleinen Prinzessin meine herzlichen Glückwünsche zum siebzehnten Geburtstag aussprechen. Ich hoffe, das wird ein magisches neues Lebensjahr für dich.«
    »Das wird es sicher«, meldete sich Mamie zu Wort. Sie ließ unsere Gläser aneinanderklirren. »Ach, noch einmal siebzehn sein«, seufzte sie. »In dem Alter habe ich euren Großvater kennengelernt. Nicht, dass er mich in dem Jahr oder dem darauf folgenden großartig beachtet hätte«, fügte sie fast kokett hinzu.
    »Das war alles Teil meines Plans«, entgegnete Papy und zwinkerte mir zu. »Und die verlorene Zeit habe ich seither doch längst wettgemacht, oder?«
    Mamie nickte und küsste ihn liebevoll, bevor sie mit ihm anstieß. Ich hielt Papy mein Glas hin, damit wir auch anstoßen konnten und wandte mich dann zu Georgia, die ihr Glas mit der linken Hand hielt, weil die rechte immer noch eingegipst war.
    »Herzlichen Glückwunsch, Katie-Bean«, sagte sie und lächelte mir warm zu. Dann senkte sie verlegen den Blick auf den Tisch. Georgia war nicht mehr dieselbe seit »dem Unfall«, wie meine Großeltern dazu sagten. Ich konnte meine Verletzungen leicht unter den Wintersachen verstecken, doch Georgia hatte den Gips an ihrer Hand erklären müssen.
    Sie hatte ihnen erzählt, dass sie in einem Nachtklub mitten in einen Faustkampf geraten war, von einem Schlag getroffen wurde, hinfiel und dann jemand auf ihre Hand getreten war. Papy und Mamie waren darüber so entsetzt, dass sie ihr erst einmal verboten hatten, abends in Bars oder Klubs zu gehen. Lustigerweise schien ihr das gar nichts auszumachen. Stattdessen verbrachte sie ihre Abende eher ruhig, ging zu privaten Dinnerpartys oder mit ein paar wenigen Freunden ins Kino. Seit jener Nacht hatte sie den Männern abgeschworen und feierlich gelobt, sie würde sich nie wieder auf ihr Bauchgefühl verlassen. Aber ich wusste, dass das nicht lange Vorhalten würde.
    Ein paar Mal war sie sehr spät abends zu mir gekommen, hatte mich geweckt, um sich bei mir auszuweinen oder sich von einem ihrer vielen Albträume zu erholen. Sie wollte alles über Revenants wissen. Und ich erzählte es ihr. Jean-Baptistes Aufforderung war mir egal — ich wusste, dass ich ihr trauen konnte. Weil es nun keine Geheimnisse mehr zwischen uns gab,
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