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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert
Autoren: Amy Plum
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bewegen können, so erschöpft wie ich bin.«
    Unglaublich.
    »Gaspards Leiche liegt draußen«, sagte ich an Ambrose gerichtet.
    »Wir haben ihn gefunden. Jean-Baptiste kümmert sich um ihn, der wird schon wieder.«
    »Wie geht’s den anderen?«, fragte ich, den Blick auf das Blut auf seinem Hemd gerichtet.
    Er nickte. »Wir haben’s alle geschafft.«
    Ich atmete erleichtert auf. »Und Charles?«
    »Wir haben seine Leiche«, antwortete Ambrose. Mit einer Geste Richtung Bett fragte er: »Was macht deine Schwester hier?«
    »Ach, du meine Güte, Georgia!«, schrie ich und sah zu ihr hinüber. Mit allerletzter Kraft krabbelte ich zu ihr und legte ihr meine Hand auf das blasse Gesicht.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Ich glaub schon. Mir tut nur jede Bewegung weh«, antwortete sie mit schwacher Stimme.
    »Sie braucht Hilfe«, sagte ich mit Nachdruck zu Ambrose. »Sie hat vielleicht eine Gehirnerschütterung. Sie ist mit großer Wucht gegen den Bettpfosten geknallt und war eine Weile bewusstlos. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihre Hand gebrochen ist.«
    Ambrose hockte sich über sie und zog sie, so vorsichtig es ging, ohne ihren Hals zu sehr zu bewegen, aus ihrer zusammengerollten Position und legte sie flach auf den Boden.
    »Sie muss ins Krankenhaus«, sagte ich.
    »Sie ist nicht die Einzige, die ärztliche Hilfe braucht«, erwiderte Ambrose und deutete auf meine Schulter.
    Ich schaute an mir hinunter. Mein Hemd war blutgetränkt. Plötzlich kroch ein brennender Schmerz meinen Arm entlang, bis er an der offenen Wunde explodierte. Ich fasste mir schnell an die Schulter und ließ dann genauso schnell meine Hand wieder sinken, als ein weiterer Schmerz mich durchfuhr.
    Im Korridor näherten sich laufende Schritte. Ich schaute gerade auf, als Jules durch die Tür geschossen kam. »Kate?«, fragte er, Panik in der Stimme.
    »Ihr geht’s gut«, sagte Ambrose, »ein paar ordentliche Kratzer an der Schulter und am Bein, aber sie lebt.«
    Er blickte sich wild im Zimmer um. Kaum dass er Vincents Körper in der Nähe vom Kamin sah, fiel er vor Erleichterung auf die Knie. Den Kopf in den Händen, sagte er leise in die Luft: »Oh Mann, Vince. Was bin ich froh, dass du noch da bist.«
    Scharfer, beißender Rauch quoll aus dem Kamin, als Luciens Leiche Feuer fing. Ambrose sagte mit Blick zur Feuerstelle: »Wir sollten schnellstmöglich hier raus, wenn wir nicht ersticken wollen.«
    Jules stand auf, öffnete die Fenster und hockte sich dann zu uns. »Wie geht’s ihr denn?«, fragte er und nickte in Georgias Richtung.
    »Sie lebt«, sagte ich nur.
    »Und wie geht’s dir?«, fragte er und nahm mein Gesicht in beide Hände.
    Mir traten Tränen in die Augen. »Mir geht’s gut«, sagte ich und wischte sie schnell weg.
    »Oh, Kate«, sagte er und schlang seine Arme um mich. Das war genau das, was ich jetzt brauchte. Ein bisschen menschliche Wärme. Okay, nicht menschlich, aber das war auch egal. Vincent konnte mich gerade nicht in den Arm nehmen und Jules war mehr als nur irgendein Ersatz.
    »Danke«, flüsterte ich.
    »Krankenhaus«, sagte Ambrose knapp und stand auf, um ein Handy aus seiner Tasche zu holen. Er ging in eine andere Ecke des Zimmers, um zu telefonieren. Jules ließ mich los und wollte, dass ich ihm folgte.
    Ich sah meine Schwester an. Sie wirkte benommen. »Wir fahren ins Krankenhaus. Alles wird gut.«
    »Wo ist er? Lucien?«, fragte sie matt.
    »Tot«, sagte ich.
    Sie schaute mich an und fragte: »Was ist passiert?«
    »Wie viel hast du mitbekommen?«, fragte ich zurück.
    Sie lächelte mich schwach an und sagte: »Genug, um zu wissen, dass meine Schwester arschkrass mit dem Schwert kämpfen kann.«

 
    D ie anderen kamen gerade in dem Moment an, als der Krankenwagen vorfuhr. Ambrose hatte einen seiner vertrauten Kontakte angerufen, die zustimmten, uns in eine private Klinik zu fahren, ohne die Polizei einzuschalten. Die Sanitäter legten Georgia sicherheitshalber eine Halskrause um und trugen sie auf einer Trage in den Wagen, um sie so wenig wie möglich zu bewegen. Nach Erstversorgung meiner Wunden kletterten Jules und ich zu ihr in den Krankenwagen.
    Ich fragte mich insgeheim, was die Sanitäter wohl über uns dachten. Zwei zerbrechliche Teenager, die aussahen, als wären sie zwischen die Fronten zweier verfeindeter Gangs geraten. Dazu noch Jules, der so Furcht einflößend verkleidet war wie ein Schauspieler aus der Matrix. Mit hundertprozentiger Sicherheit würden sie uns jetzt sofort
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