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Von der Nacht verzaubert

Titel: Von der Nacht verzaubert
Autoren: Amy Plum
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Feuerschein, danach spürte ich einen brennenden Stich in meinem Bein. Ich sah an mir hinunter. In meiner Jeans klaffte ein Loch und Blut strömte aus einer offenen Wunde auf der Außenseite meines Oberschenkels, gerade unterhalb der Hüfte.
    »Allmählich macht mir das Spaß!«, sagte Lucien mit einem Glitzern in den Augen. »Du bist ja noch leidenschaftlicher als deine Schwester. Das hätte ich nie gedacht. Es wäre eine Schande, dich umzubringen, bevor ich herausgefunden habe, wie leidenschaftlich du sein kannst. Vielleicht nehm ich dich und Vincents Kopf doch einfach mit zu mir nach Hause, damit wir noch ein bisschen Spaß miteinander haben können.«
    Ich versuchte, das Schwert wieder hochzuwuchten, aber es gelang mir nicht. Meine Arme gehorchten mir nicht mehr. Ich hatte all meine Kraft in diesen einen Hieb gesteckt. Meine Muskeln hatten sich in Pudding verwandelt.
    »In einer Sekunde ist die ganze Sache gegessen. Wenn du dich auch nur einen Zentimeter bewegst, spalte ich dir mit diesem Schwert dein schönes Köpfchen«, warnte er, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Vincents Körper zu. Georgia stöhnte. Ihre Augen waren halb geöffnet, aber sie lag noch immer reglos auf dem Boden.
    Ich kämpfte innerlich gegen eine Welle der Verzweiflung. Dann wurde mir plötzlich bewusst, dass es mir egal war, ob er mich tötete oder nicht. Ich würde mich weiter gegen ihn stellen, selbst wenn das meinen sicheren Tod bedeutete und es am Ende keinen großen Unterschied machen würde. Lieber wollte ich bei dem Versuch sterben, Vincent zu retten, als diesen Albtraum zu überleben, nur um dann ein langes Leben voller Reue zu führen, in dem mir nichts als die Erinnerung an ihn blieb. Ich nahm jedes letzte bisschen Kraft zusammen und stemmte das Schwert noch einmal in die Luft.
    Auf einmal hörte ich die statisch rauschenden Wörter: Ich bin wieder da. Meine Augen weiteten sich. Schnell blickte ich durchs Zimmer, um sicherzustellen, dass die Stimme wirklich nur in meinem Kopf war. »Vincent?«, flüsterte ich.
    Schnell, Kate. Lässt du mich ein?
    Für den Bruchteil einer Sekunde begriff ich gar nichts, dann wurde mir mit einem Mal klar, was er meinte, und ich sagte: »Ja.«
    Plötzlich gehörte mir mein Körper nicht mehr. Es fühlte sich an, als wäre eine Hintertür in meinem Kopf geöffnet worden. Ein heftiger Energiestrom wirbelte durch mich hindurch und füllte mich langsam aus, bis ich zu platzen drohte.
    Mein Bewusstsein war zwar noch völlig klar, aber meine Körperteile bewegten sich ganz von allein, ohne mein weiteres Zutun. Ich hob mit Leichtigkeit das wuchtige Schwert und schwang es mit beiden Händen in einem großen elliptischen Bogen. Für einen Moment stand es fast in der Luft, bis ich es kraftvoll zu Luciens linkem Arm hinuntersausen ließ, in das es säuberlich einschnitt wie in ein Stück Butter.
    Er brüllte vor Schmerz und ließ sein Schwert fallen, um sich die Hand auf die Wunde zu pressen. Er wirbelte herum und starrte mich schockiert an. Dann machte er einen Satz auf mich zu, sein verletzter Arm baumelte reglos an seiner Seite. Blut spritzte aus der Wunde auf die Fliesen.
    Ich sprang elegant wie eine Katze zur Seite, riss das Schwert hoch, sodass es gerade über mir stand und krümmte mich kurz, bevor ich auf Lucien losstürmte, der dorthin zurückgetaumelt war, wo er sein Schwert hatte fallen lassen. Mein Hieb traf ihn auf der rechten Seite, unterhalb seines ausgestreckten Oberarms. Er fuhr brüllend herum, das Schwert wieder in der Hand.
    Einen Moment lang glotzte er mich verständnislos an, während Blut aus seiner Seite quoll. Dann stürmte er auf mich zu, verfehlte mich jedoch, weil er gegen Vincents Leiche gestoßen war und dadurch das Gleichgewicht verloren hatte.
    Ich hüpfte nach rechts, fort von ihm, machte dann einen schnellen Satz nach vorn und hielt diesmal auf seinen Kopf zu, verfehlte ihn jedoch, weil er sich rechtzeitig wegduckte. Er sprang aus seiner hockenden Position ein Stück zur Seite und blinzelte mich an. Überrascht weiteten sich seine Augen. »Vincent, bist du das etwa?«, fragte er ungläubig.
    Ich spürte, wie ich lachte. Dann kamen Vincents Worte aus meinem Mund — in meiner eigenen Stimme: »Lucien, mein Erzfeind.«
    »Nein«, sagte Lucien. Er schüttelte den Kopf und hielt das Schwert mit seinem gesunden Arm vor sich, um sich zu schützen. »Das ist nicht möglich. Du bist in den Katakomben.«
    »Tja, da liegst du wohl falsch«, sprach Vincent durch mich. »Aber du
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