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0785 - Angriff der Wölfischen

0785 - Angriff der Wölfischen

Titel: 0785 - Angriff der Wölfischen
Autoren: Andreas Balzer und Geralt di Cordoba
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Los Angeles
    Sarah Masters hatte es eilig. Die Neunzehnjährige kellnerte in einer schmierigen Kneipe, um ihr Studium zu finanzieren. Jetzt war sie auf dem Weg nach Hause. Die Spelunke passte in dieses Viertel - dreckig und finster. Sarah war froh, dass sie hier nur arbeitete und nicht auch noch wohnte.
    Schaudernd zog sie den Mantel enger um sich, während sie die menschenleeren Straßen entlang eilte. Selbst in L. A. war es um drei Uhr morgens nicht besonders warm, und ihr Boss bestand darauf, dass sie während der Arbeit einen Minirock trug. Immerhin durfte sie inzwischen bequeme Schuhe anziehen, denn anfangs waren Pfennigabsätze vorgeschrieben gewesen. Doch nachdem sie nach der ersten Woche nur noch hatte humpeln können, hatte sich die junge Frau strikt geweigert, und Moe, ihr Chef, hatte wider Erwarten ein Einsehen gehabt.
    Sarah lächelte, als sie daran dachte. Sie hatte ihm ganz cool erklärt, er solle sie doch feuern, wenn es ihm nicht passe. Moe hatte ein Gesicht gezogen, als ob…
    Aus der Seitengasse, an der sie gerade vorbei eilte, drang ein hässliches Gurgeln an ihre Ohren.
    Sofort hatte die junge Frau ihr K.O.-Gas in der Hand. Sie wusste, dass Los Angeles eine gefährliche Stadt war, in der man sich am besten um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte, doch sie konnte nicht anders. Sie musste einen Blick in die Gasse werfen.
    Tiefe Schatten nisteten in der schmalen Straße, und nur weil in etwa zwanzig Metern Entfernung noch eine Straßenlampe brannte - eine Seltenheit in dieser Gegend -, konnte sie überhaupt etwas erkennen.
    Zwei Typen mit Wolfsmasken hatten einen dritten in der Mangel, schlitzten ihn gerade mit offenbar an die Finger geschnallten Messern auf. Ihr Opfer lehnte blutüberströmt an der Betonwand des Hauses, das die Gasse begrenzte, und stützte sich an einem überquellenden Müllcontainer ab.
    Sarah wollte schreien, konnte es aber im letzten Moment noch unterdrücken. Nur ein leises Kieksen drang aus ihrer Kehle. Aus großen Augen starrte sie die Szenerie an. Ihr Herz schlug so laut, dass es wahrscheinlich die ganze Nachbarschaft zusammentrommelte.
    Einer der beiden Maskierten wandte sich ihr zu, starrte sie an.
    Der Wolfskopf war wirklich täuschend echt.
    Unwillkürlich machte Sarah einen Schritt zurück.
    Hatten die gelben Raubtieraugen nicht gerade geblinzelt?
    Unmöglich!
    Sie sind maskiert, dachte Sarah. Ich bin keine Gefahr für sie, weil ich sie nicht wiedererkennen würde. Aber sie wusste, dass das die unheimlichen Gestalten nicht interessieren würde. Auf einen Mord mehr oder weniger kam es ihnen sicher nicht an.
    Sarah wirbelte herum und floh. Sie war nicht unsportlich, schließlich ging sie zweimal wöchentlich ins Fitness-Center, und die Angst verlieh ihr Flügel.
    Sarah hetzte die einsame Straße entlang. Wieso war denn keine Menschenseele hier?
    Sie schrie um Hilfe. Aber wer sollte sie schon hören? Und warum sollte man ihr beistehen? Dies war bestimmt nicht die sicherste Gegend von L.A., und die Einwohner blieben unter sich.
    Hinter sich hörte sie die Schritte ihrer Verfolger. Sarah wagte es nicht, sich umzublicken - doch die Kerle kamen näher.
    Die junge Frau jagte um eine Ecke. Vielleicht konnte sie sich hier irgendwo verstecken oder die Maskierten abhängen.
    Die Gasse war finster. Die wenigen Straßenlaternen, die hier standen, waren kaputt, und die Strahlen des vom Smog halb verdeckten Mondes gaben auch keine Hilfe.
    Sie hörte, dass ihre Häscher jetzt dicht hinter ihr sein mussten, und konnte nicht anders: Sarah blickte sich um.
    Da waren sie, kaum zehn Meter entfernt, und…
    Sie prallte gegen ein Hindernis, wurde zurückgeschleudert, doch starke Arme fingen sie auf und ließen nicht zu, dass sie zu Boden stürzte.
    Sarah kreischte panisch auf, schlug um sich, versuchte, wem auch immer ihr Knie zwischen die Beine zu rammen.
    »Ruhig!« Die Stimme hatte einen harten deutschen Akzent, und irgendetwas sorgte dafür, dass Sarah sofort gehorchte. Sie blickte auf.
    Vor ihr stand ein beinahe zwei Meter großer, muskulöser Mann im Trenchcoat und schaute auf sie herab. Seine stahlblauen Augen unter dem Schopf blonder, fast weißer Haare schienen auf den Grund ihrer Seele zu blicken.
    Plötzlich lächelte der Blonde, ließ Sarah los und sah an ihr vorbei.
    Die Maskierten!, fiel es ihr siedend heiß ein. Sie drehte sich langsam um.
    Da standen sie, warteten ab. Beide beugten sich leicht vor, als wollten sie jeden Moment vorspringen und sich auf ihr Opfer stürzen. Das
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