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0785 - Angriff der Wölfischen

0785 - Angriff der Wölfischen

Titel: 0785 - Angriff der Wölfischen
Autoren: Andreas Balzer und Geralt di Cordoba
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sich der Vampir der einsamen Gestalt, die immer noch reglos wartete. Nur ein leichtes Lächeln kräuselte Agkars Lippen, als er Fu Long erblickte.
    Der Vampir war dem Alten nur einmal persönlich begegnet, in einer Höhle bei Iqaluit in der nordkanadischen Provinz Nanuvut. [3] Damals hatte Fu Long den ausgemergelten, schlafenden Greis einfach ignoriert.
    Das war ein Fehler gewesen! Spätestens seit den Ereignissen von Venice Beach versetzte Agkars Name selbst Kreaturen der Hölle in Angst und Schrecken. Du bist nicht mehr der kraßlose Greis von damals, dachte Fu Long, als er sich dem Alten näherte. Kuang-shis Erwachen hat den Krieger in dir zu neuem Leben erweckt.
    Dann hatte der chinesische Vampir den Anführer der Tulis-Yon erreicht. Einen Moment standen sie schweigend da, dann verbeugte sich Agkar tief vor seinem Feind. Fu Long erwiderte die Geste, wenn er sich auch nicht ganz so tief verbeugte wie sein Gegenüber.
    »Fu Long, Herrscher von Colorado, es ist mir eine Ehre, dich persönlich kennen zu lernen. Ich überbringe dir Grüße von Kuang-shi.«
    »Es ist mir ebenfalls eine Ehre, Agkar von den Tulis-Yon«, antwortete Fu Long. »Du begibst dich in große Gefahr, um mit mir zu sprechen. Das zeugt von großem Mut und tiefer Loyalität deinem Herrn gegenüber. Was will Kuang-shi von mir?«
    »Er will Frieden schließen. Das Kriegsbeil begraben, wie man in diesem barbarischen Land wohl sagt.«
    »Frieden schließen? Ich fürchte, du hast die weite Reise umsonst auf dich genommen, Agkar von den Tulis-Yon. Dein Herr will diese Welt vernichten. Das kann ich nicht zulassen.«
    »Er will sie nicht vernichten, großer Fu Long. Er will sie nur in einen Ort verwandeln, an dem Wesen wie du und ich ohne Angst vor Verfolgung leben können.«
    »Indem er Choquai wieder auferstehen lässt.«
    »Du hast dich gut informiert, Fu Long.«
    »Das muss ich, um zu überleben.«
    Obwohl das kaum möglich war, merkte Fu Long, dass er innerlich fror. Choquai, die goldene Stadt der Vampire. Bis vor rund zweitausend Jahren hatte Kuang-shi in China am Oberlauf des Yangtse über sein eigenes Reich geherrscht. Doch dann hatte ein unbekannter Mönch Kuang-shi in einen tiefen Schlaf versetzt, aus dem der Götterdämon erst vor kurzem wieder erwacht war.
    Die Geschichte war über Choquai hinweggegangen. Doch in Kuang-shis Träumen hatte die goldene Stadt der Vampire weiter existiert. Nach seinem Erwachen wollte er auch in dieser Welt wieder über sie herrschen.
    Und das war noch nicht alles.
    Unzählige Male hatte Fu Long die uralten Schriften studiert und doch gerade mal einen Bruchteil ihrer Geheimnisse entschlüsselt. Eins aber wurde ihm immer klarer: Choquai war schon damals eine eigene Realität innerhalb der Realität gewesen, eine Art Paralleluniversum, das aber mit der Welt der Menschen verbunden war.
    Wenn Kuang-shi sein Reich neu errichtete, würde er sich bestimmt nicht mit einer unbedeutenden Provinz am Rande der zivilisierten Welt zufrieden geben. Um Choquai wieder auferstehen zu lassen, würde er die ganze Welt in Besitz nehmen und ihre Realität so weit verändern, bis sie dem Choquai von damals glich.
    Von der Welt, wie sie jetzt existierte, würde dabei nichts mehr übrig bleiben.
    Professor Zamorra spielte dabei eine Schlüsselrolle. Den Dokumenten zufolge hatte er einst unter dem Namen Tsa Mo Ra in Kuang-shis Reich als dritter Hofzauberer gedient. Doch der Parapsychologe wusste nichts davon. Zumindest behauptete er das. Dafür sprach er plötzlich fließend Mandarin-Chinesisch, und Fu Long hatte den Verdacht, dass Zamorra wenigstens bruchstückhafte Erinnerungen an sein Leben in Choquai hatte, auch wenn er sie ihm vorenthielt.
    So viele Rätsel und so wenig Zeit, sie zu lösen, dachte der Vampir bitter.
    »In dieser Welt wirst du immer ein Außenseiter sein«, unterbrach Agkar Fu Longs Grübeleien. »In Choquai wärst du weitaus mächtiger und stärker als jetzt. Hast du nie davon geträumt, wieder am Tag über die Erde zu wandeln, ohne dass die Sonne dich zu Asche verbrennt?«
    »Davon geträumt? Viele tausend Male. Aber der Preis ist zu hoch!«
    »Du müsstest ihn nicht zahlen, Herr. Kümmert dich wirklich das Schicksal der Menschen? Sie hàssen Wesen wie dich und mich.«
    »Dafür haben sie auch jeden Grund, weiser Agkar. Du wirst es nicht verstehen, aber ich mag die Welt, so wie sie ist.«
    »Dann wirst du mit ihr untergehen!«
    »Das muss ich wohl riskieren.«
    Fu Long sah das kurze Flackern in den Augen des Alten. Das
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