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0785 - Angriff der Wölfischen

0785 - Angriff der Wölfischen

Titel: 0785 - Angriff der Wölfischen
Autoren: Andreas Balzer und Geralt di Cordoba
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konnten doch keine Masken sein! Da tropfte ja sogar Geifer von den Fangzähnen!
    Nein! Sarah rief sich zur Ruhe. Dies war L.A., die Heimat der Spezialeffekte. Das waren nur irgendwelche Spinner.
    Sie blickte zu dem Blonden auf. In seinen Zügen war keine Spur von Nervosität zu entdecken.
    »Sie… sie…«, stotterte die junge Frau. Sie wollte ihn vor den Kerlen warnen, immerhin waren es Mörder.
    »Ich weiß«, sagte er, und plötzlich wurde sie ruhiger. »Lauf diese Straße weiter und bieg die zweite Möglichkeit links ab! Du kommst an die Hauptstraße, wo du auf mich warten wirst! Verstanden?«
    »Ja«, kam die Antwort, während Sarah sich bereits umwandte und losrannte.
    Ohne weitere Probleme erreichte sie die Ecke, an der sie warten sollte, und blieb stehen. Ihr Retter würde sie abholen - das hatte er gesagt -, und sie würde gehorchen.
    Doch der blonde Mann kam nicht. Sarah wartete an der Kreuzung, bis sie drei Tage später einem jungen Polizisten auffiel, der die Ambulanz rief, um sie ins Krankenhaus zu schaffen. Die junge Frau versuchte sich zu wehren, natürlich vergeblich.
    Und als sie eine Woche später als geheilt entlassen wurde, eilte sie an die Kreuzung, um ihren Retter zu erwarten…
    ***
    Last Chance, Colorado
    Der Bote kam ohne weiße Flagge, doch Fu Long wusste auch so, dass keine Gefahr drohte. In respektvollem Abstand zum Ranchgebäude blieb der alte Mann stehen und wartete.
    Fu Long stand am Fenster und sah hinaus in die Nacht. Kuang-shi hatte seinen treuesten Diener geschickt: Agkar, den Anführer der Tulis-Yon. Das konnte nur eins bedeuten: Der Götterdämon wollte Fu Long, seinem erbittertsten Gegner, ein Angebot machen.
    Im gleißenden Licht des Mondes wirkte Agkar wie eine Statue. Doch Fu Long gab sich keinen Illusionen hin. Wenn es darauf ankam, würde sich der Alte in Sekundenschnelle in eine wolfsköpfige Bestie verwandeln, die selbst einen Vampir das Fürchten lehren konnte.
    Vor einiger Zeit hatten die Tulis-Yon am Strand von Venice Beach die vereinten kalifornischen Vampirfamilien besiegt und dabei selbst nur unbedeutende Verluste erlitten. Die überlebenden hundertfünfzig Vampire hatte Fu Long adoptiert. [1]
    Jetzt besaß er eine Armee. Und Kuang-shi traute ihm offenbar größeres Geschick zu als Lord Jeffrey Smythe, dem kurzzeitigen Vampirherrscher von Kalifornien. Also wollte er verhandeln.
    Fu Long hatte keine Ahnung, wie der Anführer der Tulis-Yon ihr Versteck in Last Chance aufgespürt hatte, und es war auch müßig, darüber zu spekulieren. Agkar war hier. Nur das zählte.
    »Geh nicht«, flüsterte Jin Mei neben ihm.
    Die schöne chinesische Vampirfrau schmiegte sich an ihren Geliebten. Fu Long spürte, dass sie zitterte. Sehr ungewöhnlich für einen Vampir, dachte er leicht irritiert. Doch Jin Mei fürchtete um das Leben ihres Mannes, an dessen Seite sie ihr ganzes Vampirleben verbracht hatte. Des Mannes, der für sie ein einziges Mal seinen Schwur gebrochen hatte, nie wieder einen Menschen in eine Kreatur der Nacht zu verwandeln. Als sie in einem schmutzigen Hinterhof in Denver sterbend vor ihm lag, tödlich verletzt von dem Vampirkiller Mors, hatte er ihr sein Blut zu trinken gegeben und sie damit gerettet. [2]
    »Ich muss«, sagte Fu Long. »Keine Sorge, es droht keine Gefahr. Er will nur verhandeln.«
    »Woher weißt du das? Vielleicht ist es eine Falle. Vielleicht lauern die anderen Tulis-Yon hinter den Bäumen und warten nur darauf, dass du das Haus verlässt.«
    »Nein«, erwiderte Fu Long entschieden. »Er ist allein.«
    Daran bestand nicht der geringste Zweifel. Fu Long hatte die Umgebung mit seinen Vampirsinnen abgesucht. Agkar hatte sich tatsächlich ohne jede Rückendeckung in die Höhle des Löwen begeben. Es war nicht zuletzt ein Gebot der Höflichkeit, diesen Vertrauensbeweis anzuerkennen und auf das Gesprächsangebot einzugehen. Fu Long war eine Kreatur der Nacht, aber Ehre bedeutete ihm viel. Kuang-shi wusste das.
    Sanft löste sich Fu Long von seiner Frau. Seine Familie hatte sich hinter ihnen im großen Vorraum versammelt, bereit, jederzeit zuzuschlagen, wenn ihr Oberhaupt in Gefahr geriet. Doch das würde nicht nötig sein.
    »Greift nicht ohne meinen ausdrücklichen Befehl ein«, sagte Fu Long knapp. Seine Söhne und Töchter nickten, doch er sah die Entschlossenheit in ihren Augen, sein Leben um jeden Preis zu schützen.
    Fu Long öffnete die schwere Holztür und trat hinaus in die Nacht, die ihn umhüllte wie eine samtene Decke. Langsam näherte
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