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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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einen flehentlichen Blick zuwirft.
    Seufzend schließe ich die Augen, tue so, als würde ich all meinen Kampfgeist verlieren, und lasse meinen Körper unwillig in den Kokon aus Kissen sinken, den sie um mich herum errichtet hat. Ich habe keine Ahnung, wovon sie spricht – keine Ahnung, was los ist oder wie es dazu gekommen ist, dass ich in meinem eigenen Hotelzimmer gefangen gehalten werde, von meiner eigenen Mutter. Ich will nur, dass es aufhört. Will, dass sie mich losbindet. Ich will meine Freiheit zurück. Und zwar sofort.
    »Ich muss aufs Klo.« Ich öffne ein Auge und riskiere einen schnellen Blick, voller Zuversicht, dass sie mir diesen kleinen Gefallen nicht abschlagen wird. »Meinst du, du kannst mich dafür losbinden? Oder wäre es dir lieber, wenn ich ins Bett mache?« Ich öffne auch das zweite Auge und sehe sie herausfordernd an. Doch sie beißt sich auf die Lippe, schaut hastig zu der alten Frau, die in der Ecke Wache hält. Dann schüttelt sie den Kopf und verweigert meine Bitte.
    »Tut mir leid, aber das geht nicht. Du musst entweder warten oder die Bettpfanne benutzen«, erklärt sie, und ich traue meinen Ohren kaum. »Ich darf dich nicht losbinden, bevor der Arzt zurückkommt. Aber keine Sorge – das kann nicht mehr lange dauern. Als du wach geworden bist, hat Fatima
ihn sofort angerufen.« Sie deutet in die Ecke, wo die grimmige Wächterin sitzt. »Er ist unterwegs.«
    »Welcher Arzt?« Ich versuche, mich abermals aufzusetzen, es ist ein Reflex, ich kann nicht anders. Wieder kann ich nur hilflos an den Gurten reißen.
    Die ganze irrsinnige Situation ärgert mich so sehr, dass ich mich auf einen drastischeren Auftritt vorbereite: Schreien. Heulen. Verlangen, dass sie mich losbindet, sonst – doch dann flammt die Erinnerung auf und lässt bruchstückhafte Bilder aufflackern.
    Vane – der Platz – der bauchtanzende Transvestit – das unablässige Dröhnen der gnaouan -Trommeln. Alles prasselt in pulsierenden Blitzen auf mich ein – wie ein Schwindel erregendes Geflacker von Schnappschüssen, die in meinem Geist auftauchen und wieder verschwinden.
    »Mach mich los«, zische ich. »Bind mich auf der Stelle los, sonst weiß ich nicht, was ich tue, Jennika, ich werde …«
    Sie beugt sich zu mir herunter, wobei mir ihre pink gefärbte Haarsträhne auf die Wange fällt. Hastig legt sie mir den Zeigefinger auf die Lippen. Ihr Blick ist eine Warnung, und ihre Stimme verrät das ganze Ausmaß ihrer Angst, als sie hervorpresst: »Du darfst solche Sachen nicht sagen.« Nach einem verstohlenen Seitenblick auf Fatima senkt sie die Stimme zu einem Flüstern. »Das ist genau das, was dich hierhergebracht hat. Sie sind überzeugt, dass du eine Gefahr für dich selbst und andere darstellst. Sie wollten dich in eine Klinik einweisen, aber ich habe es nicht zugelassen. Doch wenn du nicht aufhörst, so zu reden, bleibt mir keine Wahl. Bitte, Daire, wenn du hier raus willst, musst du dich zusammenreißen.«
    Ich soll eine Gefahr sein? Eine Bedrohung für andere? Ich schnaube verächtlich und verdrehe die Augen. Das hier muss
ein Albtraum sein – auch wenn er sich beängstigend real anfühlt.
    »Na guuut.« Ich spreche das Wort gedehnt aus und sehe ihr in die Augen. »Und was genau habe ich verbrochen, um so eine Strafe zu verdienen?«
    Doch bevor sie antworten kann, flammt der Rest der Erinnerung auf. Weitere flackernde Bilder von leuchtenden Gestalten, Tausenden von Krähen und einem Platz voller abgeschlagener, sprechender Köpfe, auf Pfählen aufgespießt …
    Ein ganz bestimmter …
    Und dann Vane.
    Etwas ist mit Vane passiert.
    Er hat nach mir gegriffen. Wollte mich überzeugen, dass alles in Ordnung ist. Aber er konnte nicht sehen, was ich sah. Konnte das, was ich als wahr erkannt hatte, nicht einmal ansatzweise begreifen. Wollte mich unbedingt beruhigen, mich im Zaum halten – bis ich keine andere Wahl mehr hatte, als mich mit aller Gewalt loszureißen und so weit wegzulaufen, wie ich konnte.
    »Du hast dich wirklich unmöglich aufgeführt.« Jennikas Stimme klingt gequält, und sie unterdrückt ein Schluchzen. »Du hast Vane das ganze Gesicht und die Arme zerkratzt. Sie mussten die letzten Aufnahmen verschieben, bis alles einigermaßen verheilt ist. Man kann die Wunden unmöglich mit Make-up verdecken, das kannst du mir glauben, ich habe es versucht.« Sie streicht sanft über meinen Arm, bis sie an einen Punkt kommt, an dem ich ihre Berührung nicht mehr spüre. Und in dem Moment wird mir
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