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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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Bereit, an Stellen vorzudringen, die ich noch nicht erkundet habe. Er weicht zurück und haucht: »Komm, ich weiß, wo wir hingehen können.« Seine Stimme ist belegt, sein Blick verklärt. Atemlos kämpfen wir gegen das Verlangen, den Kuss fortzusetzen. »Mann! Warum hab ich da nicht schon eher dran gedacht? Das wird der Wahnsinn – komm mit!« Er nimmt meine Hand und zieht mich aus der Dunkelheit zurück auf den hellen, belebten Platz.
    Zuerst gehe ich freiwillig mit, doch es dauert nicht lange, bis der unablässige, pulsierende Rhythmus und die hypnotisierenden Klänge der gnaouan -Trommeln mich in ihren Bann ziehen.
    »Daire – komm schon. Hier müssen wir lang. Was ist denn?« Er zieht verwirrt die Brauen hoch, als ich seine Hand loslasse und weitergehe, ohne mich darum zu kümmern, ob er mir folgt, nichts anderes im Sinn, als herauszufinden, woher die Musik kommt.
    Ich quetsche mich durch die Menge, bis ich davorstehe – mein Kopf erfüllt vom hypnotisierenden Rhythmus einer roten Ledertrommel, mein Blick verschwommen von einem Wirbel aus purpurroter Seide, Goldmünzen und einem verschleierten Gesicht, von dem nichts weiter zu sehen ist als das feurige, schwarz umrandete Augenpaar.
    »Das ist ein Typ – eine Transe!« Vane drängt sich neben mich, fasziniert vom Anblick des Mannes im Kaftan, der mit hochgehaltenen Armen und klingelnden Zimbeln wild die Hüften kreisen lässt.
    Aber das ist alles, was Vane sieht.
    Er sieht nicht, was ich sehe.
    Sieht nicht, wie alles zum Stillstand kommt.
    Sieht nicht, wie die Luft sich verändert – einen seltsam flirrenden, dunstigen Schimmer bekommt, als würde man durch irisierendes Buntglas schauen.
    Sieht nicht, wie die Leuchtenden am Rand der Szenerie auftauchen und lauern.
    Sieht nicht, wie sie winken – mich auffordern, zu ihnen zu kommen.
    Nur ich kann das sehen.
    Selbst als ich mehrfach blinzele und versuche, die Normalität wiederherzustellen, nutzt es nichts. Sie sind nicht nur
immer noch da, sondern haben auch noch Freunde mitgebracht.
    Krähen.
    Abertausende von Krähen bevölkern den Platz.
    Landen auf dem Trommler, dem bauchtanzenden Transvestiten  – fliegen und landen, wie es ihnen gefällt –, verwandeln den lebenssprühenden Platz in ein Meer aus dunklen Knopfaugen, die mich unablässig beobachten.
    Die leuchtenden Gestalten schleichen sich heran. Mit ausgestreckten Armen und grabschenden Fingern stampfen sie die Krähen nieder, bis nur noch schwarze, blutige Fetzen übrig bleiben.
    Also tue ich das Einzige, was ich kann – wegrennen.
    Stürme durch die Menge, schreie und stoße Leute beiseite, um mir den Weg zu bahnen. Nehme entfernt wahr, dass Vane mir nachruft, spüre, wie seine Hände nach mir greifen, mich an seine Brust ziehen und mich drängen, anzuhalten, umzukehren, keine Angst zu haben.
    Mein Körper sackt erleichtert zusammen, als ich zu ihm aufschaue und mich frage, wie ich ihm meinen plötzlichen Anfall von Wahnsinn erklären soll, jetzt, da alles wieder zur Normalität zurückgekehrt ist. Doch als ich über seine Schulter blicke, sehe ich, dass die Krähen etwas viel Schlimmerem gewichen sind, denn jetzt stehen Tausende von Stangen mit blutigen, aufgespießten Köpfen rund um den Platz.
    Ihre grauenhaften Münder öffnen sich zu einem schauerlichen Chor, der meinen Namen ruft – mich ermahnt, auf sie zu hören, bevor es zu spät ist.
    Eine Stimme erhebt sich über alle anderen. Ihr entsetzlich verstümmeltes Gesicht weist eine gespenstische Ähnlichkeit mit einem alten, zerknitterten Foto auf, das ich nur allzu gut kenne.

Zwei

    D as Licht rast auf mich zu, grell und unerwartet – ich muss blinzeln, will mir die Hände vors Gesicht halten, stelle jedoch fest, dass ich die Arme nicht heben kann –, und als ich mich aufsetzen will, falle ich in die Kissen zurück.
    Was zum Teufel … ?
    Meine Gliedmaßen liegen nutzlos da, und als ich den Kopf hebe, um mir ein Bild von meiner Zwangslage zu machen, entdecke ich, dass mich jemand festgebunden hat.
    »Sie wird wach!«, ruft eine weibliche Stimme, deren ausländischer Akzent so stark ist, dass ich nicht weiß, ob ihr Tonfall Angst oder Erleichterung ausdrückt. »Miss Jennika, bitte, kommen Sie schnell! Ihre Tochter, Daire. Sie ist wach!«
    Jennika! Meine Mutter steckt also mit ihr unter einer Decke?
    Ich drehe den Kopf zur Seite, sehe blau gestrichene Wände, Terrakottafliesen auf dem Boden und einen kunstvoll bemalten, achteckigen Tisch, eine praktische Ablage für mein
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