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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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und dieser sich sogar hier auf diesem Friedhof befand.
    Ihre Vermutung wurde bestätigt, als sie den Arm tröstend um die gramerfüllte Freundin ihres Sohnes legte und das wachsende Leben in deren Körper spürte.
    Die Letzte der Santos.
    Eine Enkeltochter, deren Schicksal lange vorherbestimmt war.
    Doch wenn die Krähen etwas ahnten, dann wussten vielleicht auch andere Bescheid. Jene, die nichts lieber täten, als das ungeborene Mädchen zu vernichten und sicherzustellen,
dass es niemals die Möglichkeit bekäme, sein Geburtsrecht einzufordern.
    Auf die Sicherheit ihrer Enkelin bedacht, verließ Paloma die Beerdigung, lange bevor die erste Hand voll Erde auf den Sarg geworfen wurde. Schwor sich, still und unsichtbar zu bleiben, bis zum sechzehnten Geburtstag des Mädchens, wenn es den Rat brauchen würde, den nur Paloma ihm geben konnte.
    Sechzehn Jahre, um sich vorzubereiten.
    Sechzehn Jahre, um ihre schwindenden Kräfte wiederherzustellen  – das Vermächtnis am Leben zu erhalten –, bis es Zeit war, es weiterzureichen.
    Sie hoffte, dass sie es schaffte – der Tod ihres Sohnes forderte einen Preis, der weit über Trauer hinausging.
    Wenn es ihr nicht gelang zu überleben und ihre Enkelin rechtzeitig zu erreichen, würde das Leben des Mädchens ebenso tragisch und vorzeitig enden wie das seines Vaters. Dieses Risiko durfte sie nicht eingehen.
    Es gab sonst niemanden, der die Nachfolge antreten konnte.
    Zu viel stand auf dem Spiel.
    Das ungeborene Kind hielt das Schicksal der ganzen Welt in seinen Händen.

Heute

Eins

    E s gibt Momente im Leben, da kommt alles zum Stillstand.
    Die Erde gerät ins Stocken, die Atmosphäre verdichtet sich, und die Zeit schrumpft zusammen.
    Als ich die schmale Holztür des riad öffne, in dem Jennika und ich seit ein paar Wochen wohnen, und aus dem ruhigen, nach Rosen und Geißblatt duftenden Garten hinaus in das verschlungene Gassenlabyrinth der Medina trete, passiert es schon wieder.
    Doch statt wie üblich gleichfalls in Reglosigkeit zu verfallen, lasse ich mich auf die Situation ein und beschließe, mich ein bisschen zu amüsieren. Auf meinem Weg vorbei an lachsfarbenen Hauswänden treffe ich auf einen kleinen, dünnen Mann, der beim Ausschreiten erstarrt ist, lege die Hand auf den weichen Baumwollstoff seiner gandora und drehe ihn behutsam im Kreis, bis er in die entgegengesetzte Richtung schaut. Nachdem ich einer räudigen schwarzen Katze ausgewichen bin, die mitten im Sprung in der Luft hängt, als würde sie fliegen, nehme ich mir kurz Zeit und ordne die glänzenden Messinglaternen neu, die von einem alten Mann feilgeboten werden, bevor ich am Stand daneben in ein Paar leuchtend blaue babouches schlüpfe, die mir so gut gefallen, dass ich meine alten Ledersandalen und einige zerknitterte Dirham-Scheine als Bezahlung zurücklasse.
    Mittlerweile brennen mir die Augen, da ich sie krampfhaft offen halte, denn ich weiß, beim ersten Lidschlag wird
der Mann in der gandora sich einen Schritt von seinem Ziel entfernt haben, die Katze wird an ihrem anvisierten Platz landen, die beiden Händler werden verwirrt auf ihre Waren schauen, und die Szenerie wird in ihr übliches geschäftiges Durcheinander zurückfallen.
    Als ich jedoch die leuchtenden Gestalten erblicke, die am Rand lauern und mich wie immer aufmerksam beobachten, kneife ich schleunigst die Augen zu und blende sie aus, in der Hoffnung, dass sie wie sonst auch einfach verschwinden. Dorthin zurückkehren, wo auch immer sie hingehen, wenn sie mich nicht gerade anstarren.
    Ich dachte immer, dass jeder solche Momente erlebt, bis ich mich Jennika anvertraute, die mir einen argwöhnischen Blick zuwarf und etwas von Jetlag murmelte.
    Jennika schiebt alles auf den Jetlag und beharrt darauf, dass die Zeit für niemanden stillsteht – dass es unsere Aufgabe ist, mit ihrem hektischen Voranschreiten Schritt zu halten. Aber selbst damals wusste ich es besser – solange ich denken kann, habe ich Zeitzonen überquert, doch was ich gerade erlebt habe, hat nichts mit einem durcheinandergeratenen Biorhythmus zu tun.
    Dennoch verkniff ich mir, es ein zweites Mal zur Sprache zu bringen. Ich wartete einfach ruhig und geduldig ab, in der Hoffnung, der Augenblick möge sich wiederholen.
    Und das tat er.
    Im Lauf der letzten paar Jahre wurden diese Momente allmählich häufiger, bis sie neuerdings, genauer gesagt, seit unserer Ankunft in Marokko, bis zu dreimal die Woche auftreten.
    Ein Junge in meinem Alter läuft an mir vorbei, und beim
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