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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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zerbeultes Rosebud-Lippencreme-Döschen, meinen silbernen iPod nebst Ohrstöpseln und das Taschenbuch mit dem Wasserschaden, das ich mit mir rumgeschleppt habe. Ich sehe eine alte Frau mit traditioneller schwarzer djellaba aus dem Zimmer eilen, das seit über einem Monat mein Zuhause ist, woraufhin eine aufgeregte Jennika hereinstürmt, neben mir niedersinkt und mir ihre kühle Hand auf die Stirn legt. Ihre vertrauten grünen Augen, die meinen gleichen, blicken verloren unter ihrem platinblond gefärbten Pony hervor,
und in ihren blassen, angespannten Gesichtszügen spiegeln sich Hilflosigkeit und Furcht.
    »Oh, Daire! Daire, geht’s dir gut? Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht! Hast du Schmerzen? Hast du Durst? Soll ich dir irgendetwas holen? Kann ich irgendetwas für dich tun? Sag einen Ton, und ich organisiere alles!« Sie mustert mich angstvoll und zieht meine Kopfkissen zurecht.
    Meine Lippen sind so rissig, der Hals so wund und die Zunge so ausgetrocknet, dass ich, als ich meinen Mund öffne, nur unartikulierte Laute hervorbringe, die ich selbst nicht verstehe.
    »Lass dir Zeit«, tröstet mich Jennika, tätschelt meine Schulter und schenkt mir einen aufmunternden Blick. »Du hast eine Menge durchgemacht. Es besteht kein Grund zur Eile. Ich bleibe bei dir. Wir warten in aller Ruhe ab, bis es dir wieder besser geht.«
    Das Schlucken fällt mir schwer. Ich versuche, ein bisschen Spucke zu sammeln, um einen neuen Anlauf zu machen, aber auch der scheitert kläglich.
    »Bind mich los«, krächze ich schließlich und reiße an meinen Fesseln, in der Hoffnung, sie dadurch mehr zu überzeugen als durch meine Worte.
    Aber wenn Jennika mich versteht, und dessen bin ich mir ziemlich sicher, ignoriert sie mein Ansinnen und greift stattdessen nach der Wasserflasche.
    »Hier, du musst trinken.« Sie steckt einen langen roten Strohhalm in die Flasche und schiebt ihn mir zwischen die Lippen. »Du hast so lange geschlafen – du musst völlig ausgetrocknet sein.«
    Obwohl ich immer frustrierter werde und das Getränk am liebsten so lange ablehnen würde, bis sie mich befreit hat, kann ich mich nicht beherrschen und stürze mich gierig darauf.
Meine Lippen umschließen den Trinkhalm, und ich sauge daran, überwältigt von der Wohltat, als die kühle, heiß ersehnte Flüssigkeit über meine Zunge strömt und meinen trockenen, kratzigen Hals erfrischt.
    Sobald die Flasche leer ist, schiebe ich sie beiseite und sehe Jennika mit zusammengekniffenen Augen an. »Was zum Teufel macht ihr mit mir? Was soll das?« Verzweifelt reiße ich mit Armen und Beinen an meinen Fesseln.
    Enttäuscht muss ich zusehen, wie sie sich abwendet und zum anderen Ende des Zimmers geht, wo sie sich lang und breit mit der alten Marokkanerin austauscht, etwas murmelt, das ich nicht richtig verstehen kann, und aufmerksam zuhört, als die Alte ihr kopfschüttelnd antwortet, woraufhin sie wiederum leise etwas erwidert.
    Schließlich dreht sie sich wieder zu mir um, gibt sich alle Mühe, meinem Blick auszuweichen, und sagt: »Es tut mir leid, Daire, sehr, sehr leid, aber das darf ich nicht.« Nervös streicht sie ihr schwarzes Top glatt – besser gesagt, mein schwarzes Top –, obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass ich ihr erlaubt habe, es anzuziehen. »Ich habe strikte Anweisung, dich nicht loszubinden, egal wie sehr du mich darum bittest.«
    »Was?« Ich schüttele den Kopf – ich muss mich wohl verhört haben. »Von wem hast du Anweisungen bekommen? Wer hat dir gesagt, dass du mich festbinden sollst? Sie?« Ich nicke mit dem Kopf zu der alten Frau hin. Mit ihrem schwarzen Gewand und dem dazu passenden Kopftuch, das ihr Haar fast vollständig bedeckt, sieht sie aus wie alle anderen x-beliebigen Frauen, denen ich im Souk begegnet bin. Sie sieht jedenfalls nicht so aus, als sei sie befugt, irgendwelche Anordnungen zu erteilen. »Also mal ehrlich, Jennika, seit wann lässt du dir außerhalb deiner Arbeit von irgendwem Vorschriften
machen? Soll das ein Witz sein? Wenn ja, dann finde ich ihn nicht lustig – absolut nicht lustig.«
    Jennika runzelt die Stirn und dreht an dem gravierten Silberring an ihrem Daumen – mein letztes Muttertagsgeschenk, das ich in der Nähe eines Drehorts in Peru für sie gekauft habe. »Hast du irgendeine Ahnung, wie du hierhergekommen bist?«, fragt sie und setzt sich zu mir aufs Bett. »Kannst du dich an irgendetwas erinnern?« Ihr langer Seidenrock rutscht zur Seite, als sie die Beine übereinanderschlägt und mir
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